Höhere Risikobereitschaft lastet auf Gold
13.12.2012 | Eugen Weinberg
Energie
Brent-Rohöl konnte gestern im Tagesverlauf zunächst kräftig zulegen und überstieg kurzzeitig die Marke von 110 USD je Barrel. Ausschlaggebend war die optimistischere Einschätzung der Ölnachfrage seitens der Internationalen Energieagentur (IEA). Vor allem aufgrund eines höheren Bedarfs in China hob die IEA die Prognose für das Nachfragewachstum für dieses Jahr um 0,13 Mio. Barrel auf 0,8 Mio. Barrel pro Tag und für nächstes Jahr um 40 Tsd. Barrel auf knapp 0,9 Mio. Barrel an. Damit scheint der preisbelastende monatelange Trend von Abwärtsrevisionen gestoppt zu sein. Die OPEC-Sitzung schien vor diesem Hintergrund fast nachrangig, auch wenn sich wieder einmal zeigte, dass zumindest in Zeiten hoher Preise das Kartell wenig handlungsbereit ist. So ist das Produktionsziel von 30 Mio. Barrel pro Tag lediglich bestätigt worden, ohne dass die Mitgliedsstaaten in irgendeiner Form signalisiert hätten, ihre tatsächliche Überproduktion zurückfahren zu wollen.
Auch bei der Suche nach einem neuen Generalsekretär war man nicht wirklich erfolgreich: Die einjährige Verlängerung der Amtszeit des jetzigen Generalsekretärs el-Badri war wohl der kleinste gemeinsame Nenner. Aber auch die Lagerdaten des US-Energieministeriums waren eher preisbelastend: die Rohölvorräte stiegen zwar nur leicht um 840 Tsd. Barrel, die Vorräte an Benzin aber deutlich um 5 Mio. Barrel und die an Mitteldestillaten um knapp 3 Mio. Barrel. Doch auch wenn die jüngste Lagerentwicklung eher nochmal eine Bestätigung des aktuellen Überangebots ist, rechnen wir für das nächste Jahr mit steigenden Ölpreisen. Nicht nur dass die Nachfrageseite positiv überraschen soll, wir denken auch, dass die Angebotsrisiken vom Markt aktuell eher unterschätzt werden (siehe dazu auch das heute zur Veröffentlichung anstehende "Rohstoffe Kompakt Energie: Ausblick 2013").
Edelmetalle
Die Entscheidung der US-Fed, ihre expansive Geldpolitik beizubehalten und die Anleihenkäufe sogar noch auszuweiten, konnte dem Goldpreis nicht auf die Beine helfen. Zum einen hat die Fed die Zinsen weiter nahe Null belassen. Zum anderen hat sie angekündigt, im nächsten Jahr das "QE3"-Programm um 45 Mrd. USD auf nunmehr 85 Mrd. USD monatlich auszuweiten, um den Effekt der in diesem Monat auslaufenden "Operation Twist" auf den langfristigen Hypothekenzins aufrecht zu halten. Soweit so gut. Allerdings hat die Fed gleichzeitig angekündigt, die Zinsentscheidung an zwei feste Marken zu knüpfen. Zum einen soll der Schwellenwert von 6,5% bei der US-Arbeitslosenquote, zum anderen die Inflationsrate von maximal 2,5% im Auge behalten werden. Wir gehen jedoch davon aus, dass die Fed verspätet auf die aufkeimenden Inflationsgefahren reagieren wird.
Deshalb sehen wir den aktuellen Preisrückgang bei Gold unter die psychologisch wichtige Marke von 1.700 USD gelassen und führen diesen vor allem auf eine höhere Risikobereitschaft der Anleger zurück. In dieser Situation dürfte der sichere Hafen Gold eher weniger nachgefragt sein. Außerdem ist die Positionierung der Finanzinvestoren bei Gold an der COMEX nach wie vor recht optimistisch, was starken Preisanstiegen im Wege steht. Im Laufe des nächsten Jahres rechnen wir aber vor allem dank einer ultra-lockeren Geldpolitik der führenden Zentralbanken mit den neuen Rekordpreisen für Gold.
Industriemetalle
Die im November auf Tagesbasis höhere Stahlproduktion in China (siehe TagesInfo Rohstoffe von gestern) hat zu einer deutlich höheren Importaktivität von Eisenerz im Reich der Mitte geführt. So wurden gemäß Daten der Zollbehörde im letzten Monat 65,78 Mio. Tonnen Eisenerz in das Land eingeführt, die zweithöchste Menge auf Monatsbasis überhaupt. In den ersten elf Monaten des Jahres hat China damit knapp 675 Mio. Tonnen Eisenerz importiert, 8,3% mehr als im Vorjahr. Rund drei Viertel der Einfuhren stammen dabei aus Australien. Zuletzt positive Konjunkturdaten aus China deuten darauf hin, dass sich die Wirtschaft weiter stabilisiert hat bzw. es wieder klar bergauf geht.
Einhergehend mit den bisher schon freigegebenen Infrastrukturprojekten und weiteren möglichen konjunkturunterstützenden Maßnahmen dürfte dies auch im nächsten Jahr zu einer anhaltend hohen Nachfrage nach Eisenerz führen. Die staatliche australische Behörde für Rohstoffvorkommen und Energiewirtschaft erwartet daher, dass Chinas Importe von Eisenerz im nächsten Jahr um 5,3% auf 769 Mio. Tonnen zunehmen werden. Die Behörde schätzt ferner, dass davon 543 Mio. Tonnen aus Australien kommen. Die höher erwarteten Einfuhren dürften sich in steigenden Preisen für Eisenerz bemerkbar machen. Der Preis für im chinesischen Hafen von Tianjin angelandetes Eisenerz ist gestern bereits auf 125 USD je Tonne und damit den höchsten Stand seit fünf Monaten gestiegen.
Agrarrohstoffe
Bei Baumwolle hat das US-Landwirtschaftsministerium in seinen neuesten Prognosen gegenüber dem Vormonatsbericht keine nennenswerte Änderung der erwarteten weltweiten Produktion oder Nachfrage in der Saison 2012/13 vorgenommen. Dennoch konnten die Baumwollpreise in der Zwischenzeit um insgesamt gut 7% zulegen. Dazu dürften die Nachrichten über geringere Erträge in den USA beigetragen haben, auch wenn im aktuellen Bericht die US-Ernte nur um 1,1% nach unten genommen wurde. Zum einen konnten viele Rohstoffe von einer verbesserten Marktstimmung profitieren.
Auch die Perspektiven für China werden besser eingeschätzt. Dies hilft dem Baumwollpreis, zumal die Nachfrageperspektiven sich aufhellen. So rechnet das International Cotton Advisory Committee (ICAC) für 2013/14 mit einem Anstieg der weltweiten Nachfrage von 23,5 Mio. Tonnen in der laufenden Saison auf 24,2 Mio. Tonnen in 2013/14. Gleichzeitig erwartet das ICAC in 2013/14 einen weiteren Rückgang des Angebots auf das niedrigste Niveau seit vier Jahren. Aufgrund der schlechten Preisentwicklung dürfte nochmals weniger Baumwolle angebaut werden, was zu einem verringerten Angebot insbesondere in den USA und der Türkei, aber auch in China und anderen Ländern führen soll. Global soll die Produktion um 11% auf 23,2 Mio. Tonnen schrumpfen. Das ICAC erwartet somit für die Saison 2013/14 ein marginales Defizit am Baumwollmarkt. Diese Perspektive unterstützt unsere Einschätzung moderat anziehender Baumwollpreise.
Brent-Rohöl konnte gestern im Tagesverlauf zunächst kräftig zulegen und überstieg kurzzeitig die Marke von 110 USD je Barrel. Ausschlaggebend war die optimistischere Einschätzung der Ölnachfrage seitens der Internationalen Energieagentur (IEA). Vor allem aufgrund eines höheren Bedarfs in China hob die IEA die Prognose für das Nachfragewachstum für dieses Jahr um 0,13 Mio. Barrel auf 0,8 Mio. Barrel pro Tag und für nächstes Jahr um 40 Tsd. Barrel auf knapp 0,9 Mio. Barrel an. Damit scheint der preisbelastende monatelange Trend von Abwärtsrevisionen gestoppt zu sein. Die OPEC-Sitzung schien vor diesem Hintergrund fast nachrangig, auch wenn sich wieder einmal zeigte, dass zumindest in Zeiten hoher Preise das Kartell wenig handlungsbereit ist. So ist das Produktionsziel von 30 Mio. Barrel pro Tag lediglich bestätigt worden, ohne dass die Mitgliedsstaaten in irgendeiner Form signalisiert hätten, ihre tatsächliche Überproduktion zurückfahren zu wollen.
Auch bei der Suche nach einem neuen Generalsekretär war man nicht wirklich erfolgreich: Die einjährige Verlängerung der Amtszeit des jetzigen Generalsekretärs el-Badri war wohl der kleinste gemeinsame Nenner. Aber auch die Lagerdaten des US-Energieministeriums waren eher preisbelastend: die Rohölvorräte stiegen zwar nur leicht um 840 Tsd. Barrel, die Vorräte an Benzin aber deutlich um 5 Mio. Barrel und die an Mitteldestillaten um knapp 3 Mio. Barrel. Doch auch wenn die jüngste Lagerentwicklung eher nochmal eine Bestätigung des aktuellen Überangebots ist, rechnen wir für das nächste Jahr mit steigenden Ölpreisen. Nicht nur dass die Nachfrageseite positiv überraschen soll, wir denken auch, dass die Angebotsrisiken vom Markt aktuell eher unterschätzt werden (siehe dazu auch das heute zur Veröffentlichung anstehende "Rohstoffe Kompakt Energie: Ausblick 2013").
Edelmetalle
Die Entscheidung der US-Fed, ihre expansive Geldpolitik beizubehalten und die Anleihenkäufe sogar noch auszuweiten, konnte dem Goldpreis nicht auf die Beine helfen. Zum einen hat die Fed die Zinsen weiter nahe Null belassen. Zum anderen hat sie angekündigt, im nächsten Jahr das "QE3"-Programm um 45 Mrd. USD auf nunmehr 85 Mrd. USD monatlich auszuweiten, um den Effekt der in diesem Monat auslaufenden "Operation Twist" auf den langfristigen Hypothekenzins aufrecht zu halten. Soweit so gut. Allerdings hat die Fed gleichzeitig angekündigt, die Zinsentscheidung an zwei feste Marken zu knüpfen. Zum einen soll der Schwellenwert von 6,5% bei der US-Arbeitslosenquote, zum anderen die Inflationsrate von maximal 2,5% im Auge behalten werden. Wir gehen jedoch davon aus, dass die Fed verspätet auf die aufkeimenden Inflationsgefahren reagieren wird.
Deshalb sehen wir den aktuellen Preisrückgang bei Gold unter die psychologisch wichtige Marke von 1.700 USD gelassen und führen diesen vor allem auf eine höhere Risikobereitschaft der Anleger zurück. In dieser Situation dürfte der sichere Hafen Gold eher weniger nachgefragt sein. Außerdem ist die Positionierung der Finanzinvestoren bei Gold an der COMEX nach wie vor recht optimistisch, was starken Preisanstiegen im Wege steht. Im Laufe des nächsten Jahres rechnen wir aber vor allem dank einer ultra-lockeren Geldpolitik der führenden Zentralbanken mit den neuen Rekordpreisen für Gold.
Industriemetalle
Die im November auf Tagesbasis höhere Stahlproduktion in China (siehe TagesInfo Rohstoffe von gestern) hat zu einer deutlich höheren Importaktivität von Eisenerz im Reich der Mitte geführt. So wurden gemäß Daten der Zollbehörde im letzten Monat 65,78 Mio. Tonnen Eisenerz in das Land eingeführt, die zweithöchste Menge auf Monatsbasis überhaupt. In den ersten elf Monaten des Jahres hat China damit knapp 675 Mio. Tonnen Eisenerz importiert, 8,3% mehr als im Vorjahr. Rund drei Viertel der Einfuhren stammen dabei aus Australien. Zuletzt positive Konjunkturdaten aus China deuten darauf hin, dass sich die Wirtschaft weiter stabilisiert hat bzw. es wieder klar bergauf geht.
Einhergehend mit den bisher schon freigegebenen Infrastrukturprojekten und weiteren möglichen konjunkturunterstützenden Maßnahmen dürfte dies auch im nächsten Jahr zu einer anhaltend hohen Nachfrage nach Eisenerz führen. Die staatliche australische Behörde für Rohstoffvorkommen und Energiewirtschaft erwartet daher, dass Chinas Importe von Eisenerz im nächsten Jahr um 5,3% auf 769 Mio. Tonnen zunehmen werden. Die Behörde schätzt ferner, dass davon 543 Mio. Tonnen aus Australien kommen. Die höher erwarteten Einfuhren dürften sich in steigenden Preisen für Eisenerz bemerkbar machen. Der Preis für im chinesischen Hafen von Tianjin angelandetes Eisenerz ist gestern bereits auf 125 USD je Tonne und damit den höchsten Stand seit fünf Monaten gestiegen.
Agrarrohstoffe
Bei Baumwolle hat das US-Landwirtschaftsministerium in seinen neuesten Prognosen gegenüber dem Vormonatsbericht keine nennenswerte Änderung der erwarteten weltweiten Produktion oder Nachfrage in der Saison 2012/13 vorgenommen. Dennoch konnten die Baumwollpreise in der Zwischenzeit um insgesamt gut 7% zulegen. Dazu dürften die Nachrichten über geringere Erträge in den USA beigetragen haben, auch wenn im aktuellen Bericht die US-Ernte nur um 1,1% nach unten genommen wurde. Zum einen konnten viele Rohstoffe von einer verbesserten Marktstimmung profitieren.
Auch die Perspektiven für China werden besser eingeschätzt. Dies hilft dem Baumwollpreis, zumal die Nachfrageperspektiven sich aufhellen. So rechnet das International Cotton Advisory Committee (ICAC) für 2013/14 mit einem Anstieg der weltweiten Nachfrage von 23,5 Mio. Tonnen in der laufenden Saison auf 24,2 Mio. Tonnen in 2013/14. Gleichzeitig erwartet das ICAC in 2013/14 einen weiteren Rückgang des Angebots auf das niedrigste Niveau seit vier Jahren. Aufgrund der schlechten Preisentwicklung dürfte nochmals weniger Baumwolle angebaut werden, was zu einem verringerten Angebot insbesondere in den USA und der Türkei, aber auch in China und anderen Ländern führen soll. Global soll die Produktion um 11% auf 23,2 Mio. Tonnen schrumpfen. Das ICAC erwartet somit für die Saison 2013/14 ein marginales Defizit am Baumwollmarkt. Diese Perspektive unterstützt unsere Einschätzung moderat anziehender Baumwollpreise.