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"Japanische Verhältnisse" kommen Märkten spanisch vor

17.12.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölmarkt konnte am Freitag zwar von den positiven Konjunkturdaten aus den USA und China profitieren. Nichtsdestotrotz notiert der nächstfällige Brent-Future (ab heute Februar 2013) aufgrund des Kontraktwechsels heute Morgen mit gut 108 USD je Barrel einen Dollar niedriger als am Freitag zu Handelsschluss. WTI notiert bei unverändertem Kontrakt heute Morgen weiter bei knapp 87 USD je Barrel. Die jüngsten CFTC-Daten vom Freitag zeigen, dass vor allem die spekulativen Finanzanleger wankelmütig sind: mit einem Abbau der Netto-Long-Positionen um knapp 29 Tsd. Kontrakte bzw. 25% haben sie den WTI-Preis in der Woche zum 11. Dezember deutlich belastet. Es war der stärkste Rückgang seit September. Mit 84 Tsd. Kontrakten sind die Netto-Long-Positionen derzeit nicht einmal halb so hoch wie im September bzw. 63% niedriger als im Frühjahr. Damit hat sich hier aber zugleich auch Potenzial aufgebaut, das im Falle eines Stimmungsumschwungs dem Ölpreis deutliche Impulse geben kann.

Heute Nachmittag veröffentlicht die ICE die Daten zur Positionierung am Brent-Markt, der im laufenden Jahr an den Finanzmärkten nochmals massiv an Bedeutung gewonnen hat. So ist die Anzahl der offenen Kontrakte für Brent an der ICE seit Ende letzten Jahres um fast 50% gestiegen, verglichen mit nur 17% für WTI an der NYMEX. Doch während die Bedeutung von Brent an den Finanzmärkten zunimmt, schrumpft die tatsächliche Produktion. So räumt Norwegen von offizieller Seite ein, sein Produktionsziel im November den dritten Monat in Folge verfehlt zu haben. Im November lag diese mit 1,44 Mio. Barrel pro Tag 15% unter Ziel. Im Jahr 2000 hatte Norwegen im Hoch 3,12 Mio. Barrel pro Tag produziert. Wir erachten die stark schrumpfenden Raten der älteren Felder als wichtige Unterstüztung für die Ölpreise.

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Edelmetalle

Gold handelt zum Wochenauftakt weiter unter der psychologisch wichtigen Marke von 1.700 USD je Feinunze und kann somit abermals nicht vom schwachen US-Dollar und von Zuflüssen in die Gold-ETFs profitieren. Es spricht jedoch vieles dafür, dass die aktuelle Preisschwäche nicht nachhaltig ist und wir gehen mittelfristig von wieder deutlich steigenden Preisen aus. So dürfte die gestrige Wahl in Japan weitreichende Auswirkungen auch auf die Politik der japanischen Notenbank haben. Die Bank von Japan könnte möglicherweise schon in dieser Woche ihr Wertpapierkaufprogramm zum wiederholten Mal erhöhen. Denn der Wahlsieger Abe (LDP) möchte u.a. mit einer aggressiven Geldpolitik die Wirtschaft ankurbeln und die Deflation überwinden. Auf mittlerer Sicht dürfte die Staatsverschuldung noch schneller steigen und der Japanische Yen abwerten. Trotz seiner beachtlichen Wirtschaftsgröße war Japan in der Vergangenheit nicht als wichtige Nachfragekomponente aufgetreten. Dies könnte sich aber künftig ändern.

Während es in der Woche zum 11. Dezember bei der Positionierung der spekulativen Finanzanleger bei Gold so gut wie keine Veränderungen gab, wurden die Netto-Long-Positionen bei Platin und Palladium weiter ausgebaut. Im Falle von Platin liegen sie mit 31,3 Tsd. Kontrakten auf einem 6-Wochenhoch, im Falle von Palladium befinden sie sich mit 15,0 Tsd. Kontrakten nur knapp unter dem Rekordwert von November 2010. Damit wächst allerdings die Gefahr von Gewinnmitnahmen, nachdem die Preise für Platin und vor allem Palladium in den letzten Wochen stark gestiegen sind.


Industriemetalle

Die Metallpreise starten zwar verhalten in die neue Handelswoche, behalten aber ihren positiven Unterton bei. So hält sich der LMEX weiter in der Nähe eines 2½-Monatshochs. Unterstützung erfahren die Metalle u.a von anhaltend festen chinesischen Aktienmärkten, die ihren Aufwärtstrend der vergangenen Wochen fortsetzen - der CSI 300 steigt heute Morgen auf den höchsten Stand seit mehr als vier Monaten. Gepaart mit zuletzt positiven Konjunkturdaten in China und einer erwarteten Nachfrageerholung spricht vieles dafür, dass sich der Aufwärtstrend der Metallpreise fortsetzt. Dazu beitragen dürfte auch die gestrige Wahl in Japan, wobei der Wahlsieger Abe mit umfangreichen Konjunkturprogrammen und einer aggressiven Geldpolitik die Wirtschaft ankurbeln möchte.

Japan ist nach China der zweitgrößte Nachfrager nach Metallen in Asien. Rückenwind für die Metalle gab es in den letzten Wochen auch seitens der spekulativen Finanzanleger. Diese haben bei Kupfer ihre Netto-Long-Positionen in der Woche zum 11. Dezember um 64% auf 22,1 Tsd. Kontrakte, ein 2-Monatshoch, ausgebaut. Zwei Wochen zuvor waren die Anleger per saldo noch negativ gestimmt. Damit haben die Finanzanleger zum Preisanstieg von Kupfer in den letzten beiden Wochen mit beigetragen. Allerdings könnten deren Gewinnmitnahmen weitere deutliche Preissteigerungen bremsen. Auch stehen die steigenden Lagerbestände einem starken Preisanstieg im Wege, wobei die LME-Kupferbestände mit knapp 299 Tsd. Tonnen auf den höchsten Stand seit Februar angeschwollen sind.


Agrarrohstoffe

Sojabohnen notieren am Morgen erstmals seit fünf Wochen über 15 USD je Scheffel im Januar-Kontrakt. Sie profitieren von guten US-Verarbeitungszahlen - im November wurden so viele Sojabohnen zu Futter und Öl verarbeitet wie zuletzt im Januar 2010 – und anhaltend robusten Exporten, nicht zuletzt nach China. Zur Preisentwicklung haben auch neue kritische Stimmen aus Argentinien beigetragen: Die Schätzung der argentinischen Getreidebörse Rosario für die kommende Sojabohnenernte des Landes liegt um 2 Mio. Tonnen unter der des USDA von letzter Woche (53 vs. 55 Mio. Tonnen). Die zu nasse Witterung hinterlässt also im Land selbst stärkere Spuren bei den Erwartungen. Insgesamt bleibt es allerdings bei der Entspannung der aktuell kritischen Situation durch anstehende große südamerikanische Ernten.

Hinzu kommt, dass der International Grains Council (IGC) für die kommende Saison 2013/14 weltweit von einer deutlichen Erhöhung des Angebots an Sojabohnen um 5,1% ausgeht. Die Nachfrage soll um 4% wachsen. In seinen weiteren Prognosen bis zum Jahr 2017/18 unterstellt der IGC dann allerdings ein stärkeres Nachfrage- als Angebotswachstum, was zum Ende des Prognosehorizonts die Gefahr eines Defizits am globalen Sojabohnenmarkt in sich trägt. Zuletzt hatte die Saison 2011/12 im Defizit geschlossen, für 2012/13 wird derzeit ein Überschuss von 3-6 Mio. Tonnen prognostiziert.




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