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Steigender Risikoappetit lastet auf den Goldpreisen

19.12.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Brentöl notiert heute Morgen knapp unter 109 USD je Barrel und damit fast einen Dollar höher als am Vortag. Auftrieb gibt u.a. die Hoffnung, dass die USA es doch schaffen könnten, an der "fiskalischen Klippe" vorbeizuschrammen. Auch die gestrigen Lagerdaten des API stützen. Denen zufolge sind die Rohölvorräte in den USA in der Woche zum 14. Dezember überraschend kräftig um 4,1 Mio. Barrel gefallen. Auch die ohnehin knappen Destillatevorräte sind um 1,9 Mio. Barrel weiter geschrumpft, obwohl die Temperaturen in den USA zuletzt eher überdurchschnittlich waren. Daher waren die Marktteilnehmer bislang mehrheitlich davon ausgegangen, dass die heute zur Veröffentlichung anstehenden Lagerdaten des US-Energieministeriums einen Anstieg der Destillatevorräte ausweisen würden.

Wir würden die aktuellen Rückgänge der Lagerbestände jedoch nicht überbewerten: der Lagerabbau könnte sich zum einen vor dem Hintergrund von Bilanzstichtagen motivieren, zum anderen werden an der Ostküste die Qualitätsanforderungen an Heizöl verschärft, was auch zu einem Abbau der stärker schwefelhaltigen Vorräte führt.

Neben den Lagerdaten stützt aber auch die Meldung, dass die Verhandlungen zwischen Südsudan und Sudan festgefahren sind. Damit steht in Frage, ob wie im September in einem Sicherheitsabkommen festgelegt, der Export südsudanesischen Rohöls via dem Sudan wiederaufgenommen werden kann. Wir sehen die schwelenden Angebotsrisiken als einen wichtigen Unterstützungfaktor für die Ölpreise im nächsten Jahr.


Edelmetalle

Gold unternahm gestern zwar zunächst einen Versuch, die psychologisch wichtige Marke von 1.700 USD je Unze zu überschreiten, scheiterte aber erneut daran und gab im späten Handel deutlich nach. Mit 1.661 USD je Unze wurde zwischenzeitlich ein 3½-Monatstief verzeichnet. Belastet durch einen schwachen US-Dollar fiel der Goldpreis in Euro gerechnet sogar auf ein 5½-Monatstief von 1.256 EUR je Unze. Gründe für den Preisrutsch dürften Hoffnungen auf eine Einigung im US-Haushaltsstreit sowie die Heraufstufung des Kreditratings von Griechenland um sechs Stufen durch die Ratingagentur S&P gewesen sein. Die Agentur hat bei ihrer Entscheidung vor allem auf den Willen der anderen Länder verwiesen, Griechenland in der Währungsunion zu halten.

Viele Marktteilnehmer nahmen dies offenbar zum Anlass, den sicheren Hafen Gold zu verkaufen und in risikoreichere Anlageklassen umzuschichten. Schon seit Tagen sieht man stark gegenläufige Tendenzen bei den Edel- und Industriemetallen (Grafik des Tages). Während die Preise für Kupfer & Co. vom steigenden Wirtschaftsoptimismus und einem zunehmenden Risikoappetit profitieren, stehen die Goldpreise genau aus dem gleichen Grund unter Druck. Die Nachfrage nach dem sicheren Hafen Gold ist derzeit gering. Dass die Preise für Platinmetalle und Silber auch darunter leiden, ist etwas ungewöhnlich, werden diese doch meist in der Industrie eingesetzt. Zwar rechnen wir im Verlauf des nächsten Jahres mit neuen Hochs bei Gold, aktuell sieht der Goldpreis jedoch angeschlagen aus. Auch aus charttechnischer Sicht dürfte ein Unterschreiten der 200-Tage-Linie - diese hatte gestern noch gehalten - zu Anschlussverkäufen führen, die das gelbe Edelmetall weiter unter Druck bringen könnten.


Industriemetalle

Das International Tin Research Institute (ITRI) rechnet damit, dass die chinesische Zinnnachfrage in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr um ca. 5% auf rund 146 Tsd. Tonnen fallen wird. Die Zinnproduktion dürfte im Einklang mit der Nachfrage auf 152 Tsd. Tonnen fallen. Trotz des ausgeglichenen Marktes hat China Daten der Zollbehörde zufolge in den ersten zehn Monaten des Jahres 25,3 Tsd. Tonnen Zinn importiert, rund 74% mehr als im Vorjahr. Für 2013 erwartet ITRI eine Erholung der chinesischen Nachfrage um 4% auf 152 Tsd. Tonnen. Damit würde diese nur knapp unter dem 2011 erreichten Rekordhoch zurückbleiben. Die Produktion soll etwas stärker um gut 5% auf rund 160 Tsd. Tonnen steigen. Auf globaler Ebene geht ITRI allerdings sowohl für dieses als auch für nächstes Jahr von Angebotsdefiziten aus.

Insbesondere Angebotsengpässe in Indonesien, dem weltweit größten Zinnexporteur, sollen dazu beitragen. Auch gemäß WBMS hat der globale Zinnmarkt in den ersten zehn Monaten des Jahres ein Angebotsdefizit von 14 Tsd. Tonnen verzeichnet. Darüber hinaus wird es für die Minenunternehmen offenbar immer schwieriger, neue Projekte profitabel zu betreiben. So sinken nicht nur die Metallgehalte in den Erzen und der Abbau wird technisch immer anspruchsvoller. Aufgrund des kleinen und oftmals illiquiden Marktes erhalten die Unternehmen auch seltener die benötigte Finanzierung für die neuen Projekte. ITRI sieht daher bis zum Jahr 2015 keine neuen nennenswerten Projekte in Betrieb gehen. Die sich anspannende Marktsituation sollte sich in langfristig steigenden Zinnpreisen niederschlagen.

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Agrarrohstoffe

In der letzten Zeit konnten die Notierungen für Sojabohnen von der anhaltend robusten internationalen Nachfrage nach US-Ware, insbesondere aus China, profitieren. Nun wurde der Markt durch die Stornierung einer chinesischen Bestellung in Höhe von 300 Tsd. Tonnen aufgeschreckt und reagierte darauf gestern mit einem Abschlag von knapp 2%. Auch bei den Bestellungen mit unbekanntem Ziel ("unknown destinations") wurden Lieferungen in Höhe von 120 Tsd. Tonnen rückgängig gemacht. Gleichzeitig kommen aus Brasilien erfreuliche Meldungen über Regenfälle, die die zu starke Trockenheit mildern können und die Wahrscheinlichkeit einer bei gut 80 Mio. Tonnen liegenden Ernte im Frühjahr erhöhen.

Die Aussaat ist in Brasilien inzwischen weitgehend abgeschlossen. Auf hohe südamerikanische Ernten ist der Markt angewiesen, um nach der schwachen US-Ernte in 2012 die Angebotssituation zu entspannen. In Argentinien allerdings leidet die Aussaat noch immer unter der zu nassen Witterung. Zwar kürzte das Ölsaatenanalysehaus Oil World in seiner aktuellen Prognose seine Erwartung an die argentinische Ernte nur um 1 Mio. auf 53 Mio. Tonnen – und liegt damit gleichauf mit der argentinischen Getreidebörse Rosario. Doch befürchtet Oil World, dass nur 50 Mio. Tonnen Sojabohnen geerntet werden könnten, wenn sich bis in vier Wochen nicht eine merkliche Besserung der Witterung einstellt.




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