Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Griechenland Gerüchte gestreut - Klartext geerntet!

04.04.2011  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.25 Uhr) bei 1.4225, nachdem im asiatischen Handel Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.4268 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 84.15. In der Folge notiert EUR/JPY bei 119.65, während EUR/CHF bei 1.3140 oszilliert.

Am Wochenende kam man bei der täglichen Durchsicht der Nachrichten im Internet nicht um die Einlassungen des Spiegel online herum. Dort wurde berichtet, dass laut "anonymer" Quelle des IWF, der IWF eine Umschuldung Griechenlands für unumgänglich hält.

Die Griechenlandstory wird in immer neuen Facetten dargeboten. Dabei ist auffällig, dass die Fortschritte keinen positiven Widerhall in den Medien finden. Lediglich negative Nachrichten oder belastende Gerüchte finden regelmäßig einen prominenten Platz. Alleine dieser Umstand macht mehr als nachdenklich. Fraglos ist die angelsächsische und US-amerikanische Presse der Eurozone nicht sonderlich positiv gesonnen. Der "Trackrecord" der letzten 18 Monate ist hier eindeutig. Es ist aber erstaunlich, dass europäische Medien sich sehr eng an diesen Vorgaben orientieren und diejenigen Stimmen, die sich sachlich mit der Thematik auseinandersetzen nur unterproportional, wenn überhaupt, zu Wort kommen lassen. Hier senden wir ein freundliches "Chapeau"!

Als erfahrener Händler ist mir die Story mit anonymen Quellen nicht unbekannt. Insbesondere unsere Freunde in der City of London und der Wall Street bedienen sich häufiger dieser Methoden, um Marktmeinung zu machen. Das bedeutet fraglos nicht, dass das auch in diesem Fall so ist. Es sollte als Möglichkeit jedoch nicht vollständig außer Acht gelassen werden.

Das Dementi des IWF folgte umgehend. Dieses Dementi muss als fulminant bezeichnet werden. Der IWF unterstützt die Position der griechischen Regierung, keine Restrukturierung der Schulden anzustreben und die finanziellen Obligationen vollständig zu befriedigen. Jedwede Reports und Meldungen, die etwas anderes besagen, seien laut IWF falsch. Stärker kann kein Dementi ausfallen!

Auch der griechische Finanzminister hat sich vehement bezüglich dieser "Spiegel online" Einlassungen zu Wort gemeldet und die Story dementiert. Der O-Ton lautet: Das ist absolut nicht möglich! Griechenland will keine Restrukturierung und werde seinen finanziellen Verpflichtungen nachkommen. Ein Grenznutzen einer Restrukturierung ist nicht erkennbar und nicht gegeben. Auch die EU-Kommission dementiert und erklärte über einen Sprecher, dass es keinen Grund für einen derartigen Schritt gäbe.

Der Spiegel hat gesät und nun erntet er eben. Manchmal gibt es eben auch "Enten", die sich im "Spiegel" kokett bewegen …. "Food for thought!"

Wenden wir uns den Veröffentlichungen der Wirtschaftsdaten des letzten Freitags zu: Die Arbeitslosenrate der Eurozone stellte sich per Februar auf 9,9%. Das entsprach den Erwartungen. Der Vormonatswert wurde von 9,9% auf 10,0% revidiert.

Positiv bleibt anzumerken, dass die Quote damit den niedrigsten Stand seit einem Jahr erreicht hat. Unverändert belasten die Arbeitsmarktdaten aus den Reformländern, allen voran Spanien mit einer Quote von 20,5%.

Open in new window


Der Einkaufsmanagerindex der Eurozone für den produzierenden Sektor stellte sich per März in der finalen Berechnung auf 57,5 nach zuvor 57,7 Punkten. Das ist zwar etwas weniger als erwartet, dennoch signalisiert dieses Niveau hohe Expansion.

Der US-Arbeitsmarkt kommt sukzessive in Fahrt. Per März wurden 216.000 neue Stellen geschaffen. Die Prognose lag bei 190.000. Die beiden Vormonate wurden insgesamt um 7.000 Jobs nach oben revidiert. Die Arbeitslosenrate stellte sich auf 8,8% nach zuvor 8,9%.

Open in new window


Die US-Bauausgaben sanken per Februar im Monatsvergleich um -1,4%. Die Prognose war bei -0,1% angesiedelt. Der Vormonatswert wurde darüber hinaus von -0,7% auf -1,8% revidiert. Im Jahresvergleich ergab sich ein Rückgang um -6,8%.

Die Daten sind unverändert als prekär einzustufen. In diesem Sektor der US-Wirtschaft bleibt es bei einer ausgeprägten Rezession.

Open in new window


Im Gegensatz dazu setzte der "ISM Manufacturing Index" per März positive Akzente. Im Berichtsmonat kam es nur zu einem leichten Rückgang von 61,4 auf 61,2 Punkte. Die Prognose lag bei 61,0 Zählern.

Der Produktionsindex legte von 66,3 auf 69,0 Punkte zu. Der Auftragsindex sank von 68,0 auf 63,3 Zähler und der Beschäftigungsindex verlor von 64,5 auf 63,0 Punkte.

Es bleibt dabei, dass die US-Wirtschaft eine geteilte Konjunktur erfährt. Die mit der Weltwirtschaft vernetzten Sektoren laufen sehr gut. Binnenwirtschaftlich ergibt sich in Teilen ein anderes Szenario.

Open in new window


Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.3720 - 1.3750 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"