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Bernanke ein Falke oder eine "Ente"? - Deutschland im Vorwärtsgang - Klartext Irland

05.04.2011  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.50 Uhr) bei 1.4205, nachdem im europäischen Handel Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.4250 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 84.35. In der Folge notiert EUR/JPY bei 119.80, während EUR/CHF bei 1.3100 oszilliert.

Ben Bernanke sagte, dass man die Inflationsraten und die Inflationserwartungen genauestens beobachten müsse. Das ist richtig, das ist aber auch selbstverständlich für einen Zentralbanker. Legt diese Aussage nahe, dass man hier zuvor unprofessionell agiert hat?

Sofern sich die bisherigen Annahmen nicht als korrekt erweisen, müsse man reagieren, um Preisstabilität zu gewährleisten. Nun, der "Trackrecord" vieler Annahmen war in den letzten 11 Jahren katastrophal. An dieser Stelle sind die Gedanken frei.

Unsere kritische Haltung zu der Qualität der US-Inflationsdaten setzen wir als bekannt voraus. Diesbezüglich verweisen wir noch einmal auf die formidable Arbeit von John Williams von "Shadow Government Statistics".

Vielleicht sollte sich Herr Bernanke einmal diesen Chart anschauen. Demnach nehmen Verbraucherpreise mit mehr als 5% zu. Dann kann man sich auch erklären, warum der US-Mittelstand seit 15 Jahren sukzessive verarmt und es immer mehr Bezieher von Lebensmittelmarken gibt.

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Wir haben einen Tipp für die US-Administration: "Do not mess with statistics!" Ansonsten ergibt sich eine hohe Wahrscheinlichkeit einer Fehlsteuerung ansatzweise nach der Machart der Sowjetunion.

Ob Bernanke schlußendlich nun zum Falken mutiert oder doch nur eine "Ente" produziert hat, lässt sich derzeit noch nicht ultimativ sagen.


Die Daten aus Deutschland sind schlicht weg und ergreifend spektakulär vor dem internationalen Hintergrund.
  • Das deutsche KfW-ifo-Mittelstandsbarometer lieferte per März erneut sehr positive Resultate. Der Index sank lediglich um 0,3 Punkte auf 30,4 Zähler von dem zuvor markierten Allzeithoch
  • Der VDMA (Maschinenbauer) hob seine Produktionsprognose per 2011 von 10% auf 14% an.
  • Die Elektroindustrie (ZVEI) veränderte ihre Wachstumsprognose von 7% auf 10%.
  • Laut VDIK war die Absatzbilanz im ersten Quartal mit einem Anstieg um 14% auf 763.000 Kfz sehr positiv. Es wurde der höchste Absatz seit 2006 unter Ausklammerung des Subventionsjahres 2009 markiert.

Wir freuen uns über diese Entwicklungen für Deutschland und für Europa. Wir freuen uns aber auch, als dass damit unsere Wachstumsprognose aus dem November 2010, die bei 3% seinerzeit nicht konsensfähig war, nun hoffähig ist und eher als konservativ tituliert werden muss ….

Gestern wurden wir mit auf ersten Blick belastenden Defizitdaten aus Irland konfrontiert. Die gilt es sauber zu analysieren.

Laut Finanzministerium Irlands hat sich die Neuverschuldung im 1. Quartal 2011 gegenüber dem Vorjahr mit 7,1 Mrd. Euro nahezu verdoppelt. Das ist auf ersten Blick ernüchternd. Deswegen sollte man sich um den Hintergrund kümmern.

Maßgeblicher Hintergrund sind Rekapitalisierungen von Anglo Irish und Irish Nationwide in einem Umfang von mehr als 3 Mrd. Euro. Die Rekapitalisierung erhöht das Defizit, aber auch die Vermögensposition auf der anderen Seite der Bilanz. Das wird in den Berichten weitgehend unterschlagen. Diese Maßnahme wie einen Verlust zum jetzigen Zeitpunkt zu bewerten, ist ambitioniert. Wir verweisen auf die Erfahrungen des US-Steuerzahlers mit der Citibank.

Die Steuereinnahmen verfehlten mit 7,5 Mrd. Euro das angestrebte Ziel um 136 Mio. Euro. Das ist bedauerlich, aber es ist durchaus zu verkraften. Grundsätzlich folgen Fiskallagen nach einer Rezession der positiven Konjunkturlage mit Verzögerung, beispielsweise wegen Verlustvorträgen.

Die Ausgaben stellten sich auf 10,9 Mrd. Euro. Budgetiert waren 11,2 Mrd. Euro. Ergo ergab sich ohne die Rekapitalisierung der beiden Banken (ungleich Verlust) eine um gut 160 Mio. bessere Budgetlage als erwartet im ersten Quartal 2011.

Mit anderen Worten gibt es keinen Grund zur Panik. Wir verweisen auf unseren Report vom letzten Freitag zu der Entwicklung der irischen Konjunktur. An diesem Bild gibt es nichts zu rütteln.

Gestern standen die Erzeugerpreise der Eurozone zur Veröffentlichung an. Per Februar kam es zu einem Anstieg im Monatsvergleich um 0,8% und im Jahresvergleich um 6,6% nach zuvor 5,9%. Das Niveau ist hoch, es liefert eine klar steigende Tendenz. Der Druck im Inflationstopf nimmt weiter zu. Was für den Inflationstopf gilt, gilt auch für die EZB. Am Donnerstag heißt es für den EZB-Rat "Butter bei die Fische".

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.3720 - 1.3750 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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