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EZB erhöht den Leitzins erwartungsgemäß um 0,25% - Deutschland mit "Drive"!

08.04.2011  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.35 Uhr) bei 1.4390, nachdem im asiatischen Handel Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.4403 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 85.10. In der Folge notiert EUR/JPY bei 122.45, während EUR/CHF bei 1.3110 oszilliert.

Die EZB lieferte gestern die Leitzinserhöhung, die in Vollkaskomanier vorbereitet wurde. Damit stellt sich der Leitzins auf 1,25% nach zuvor 1,00%. Wie erfrischend war noch die Zeit der 80er und 90er Jahre, als Zentralbanken auch Überraschungen lieferten. Diese Fähigkeit führte bei den Marktteilnehmern zu einer natürlichen Risikoaversion, die unter systemischen Gesichtspunkten im höchsten Maße in Richtung Nachhaltigkeit wirkte.

Die Neuausprägung der Zentralbankpolitik mag auf Grund der Verwerfungen der letzten 10 Jahre aktuell unausweichlich sein. Sie ist deswegen aber noch lange nicht richtig! Wer hat in dem Zeitraum der letzten 20 Jahre eigentlich wen "domestiziert"? Halten die Zentralbanken die Banken in Schach oder bestimmen indirekt die Größe und Qualität der Bilanzen der globalen Bankenaristokratie und nachgeordneter Investmentvehikel die Verhaltensmuster der Zentralbanken? Dann wären Zentralbanken zu guten Teilen lediglich billige Erfüllungsgehilfen. Einmal mehr wird an den dargestellten Zusammenhängen deutlich, dass ein perfekter Markt ein Polypol erfordert und nicht ein Oligopol der Bankenaristokratie! Hier gibt es unverändert drängenden Handlungsbedarf!

Kommen wir zurück zu Herrn Trichet. Er sagte, dass die Geldpolitik immer noch stimulierend auf die Konjunktur wirkt. Das ist absolut richtig. So ist das halt bei real negativen Zinsen (CPI und PPI höher als Leitzins).

Herr Trichet beobachtet die Inflation ganz genau. Das haben wir auch gemacht und bereits ab März 2010 öffentlichkeitswirksam (aber vollständig ignoriert!) den Inflationsanstieg korrekt prognostiziert. Er sieht die Preisrisiken nach oben gerichtet und sagt gleichzeitig, dass gestern nicht entschieden wurde, dass es zu einer Serie von Zinserhöhungen kommen wird. Der innere Widerspruch aus diesen beiden Einlassungen darf in Richtung weiterer Zinserhöhungen, die in Vollkaskomanier vorbereitet werden, verstanden werden.

Zur Konjunktur sagte Trichet, dass das grundsätzliche Momentum der wirtschaftlichen Aktivität weiter positiv ist, während die Unsicherheit hoch bleibt. Welche Unsicherheit meint er? Meint er die Unsicherheit, dass die Wirtschaft noch besser läuft? Spaß beiseite, wir halten an unseren positiven Konjunkturprognosen (D 3%, Welt 5%, die Kollegen bewegen sich mittlerweile in unsere Richtung) fest und betonen, dass sie als konservativ eingestuft werden sollten! Wenn man auf die Bewertung des Euros an dem Devisenmarkt schaut, wird deutlich, dass der Markt die richtigen Schlüsse gezogen hat!

Steht das D für Deutschland für konjunkturellen „Drive“? Man könnte es nach der Veröffentlichung der deutschen Industrieproduktion per Berichtsmonat Februar meinen! Die Produktion nahm im Monatsvergleich um 1,6% zu. Die Prognose lag bei nur 0,5%. Mehr noch der Vormonatswert wurde von +1,8% auf +2,0% nach oben revidiert. Der Konsensuswert ist bereits wie bei den Auftragseingängen viel zu konservativ ausgefallen. Der Produktionsindex hat damit den höchsten Wert seit September 2008 markiert.

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Die US-Arbeitslosenerstanträge stellte sich per 2. April auf 382.000. Die Prognose lag bei 385.000. Der aktuelle Wert bestätigt das ermäßigte Niveau der letzten Wochen und darf als Ausdruck einer Entspannung am US-Arbeitsmarkt interpretiert werden.

Der beigefügte Chart belegt diese Entwicklung in eindrucksvoller Manier. Wir bewegen uns jetzt auf einem Niveau, dass zwischen März und September 2008 vorherrschte.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.3720 - 1.3750 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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