QE3 und Silber
01.01.2013 | Adam Hamilton
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Nachdem Obama ein paar Monate später die Wiederwahl gewann, stellten die Republikaner kaum noch eine politische Bedrohung für die Fed dar. Sie konnte die Monetarisierung des Rekorddefizits Obamas fortsetzen, ohne dass ihre Existenz gefährdet war. In der letzten Woche folgte die Fed daher dem Beispiel von QE1, QE2 und sogar Operation Twist und erweiterte QE3. Für Silber stellt QE3X das bullischste Inflationsprojekt seit Beginn der ersten quantitativen Lockerung dar. Die Fed gab kürzlich bekannt, dass das Vorhaben verdoppelt wird und die derzeit monatlichen MBS-Käufe in Höhe von 40 Mrd. USD um Treasury-Käufe in Höhe von 45 Mrd. USD erweitert werden. Im Verhältnis zu den Treasury-Käufen in Höhe von 300 Mrd. USD im Rahmen von QE1 und den 900 Mrd. USD im Rahmen von QE2 erscheinen diese 45 Mrd. USD monatlich vielleicht gering, doch QE3 ist unbefristet. Angesichts der Zielwerte der Fed wird QE3 höchstwahrscheinlich Jahre dauern.
In der letzten Woche gab die US-Notenbank eine Niedrigzinszusage, "zumindest solange die Arbeitslosenquote bei mehr als 6,5% liegt“. Zum letzten Mal betrug die Arbeitslosenquote 6,5% vor vier Jahren, als sich Ende 2008 die Aktienkrise bemerkbar machte. Sogar optimistische Ökonomen wissen, dass es einige Jahre dauern wird, bis die Arbeitslosigkeit unter 6,5% fällt.
Treasury-Monetarisierungen in Höhe von 45 Mrd. USD monatlich entsprechen einem Gesamtjahreswert von 540 Mrd. USD, was QE1 in den Schatten stellt und fast mit QE2 mithalten kann. Nach zwei Jahren würden sich die Treasury-Monetarisierungen auf 1080 Mrd. USD und nach drei Jahren auf 1620 Mrd. USD belaufen. Diese Werte schließen die Umlagerung von MBS und anderen bereits monetarisierten US-Staatsanleihen nicht mit ein, die Treasury-Monetarisierungen für QE1 und QE2 beliefen sich lediglich auf insgesamt 900 Mrd. USD.
Die dritte quantitative Lockerung wird QE1 und QE2 zusammen daher entschieden in den Schatten stellen, was die inflationstreibende Wirkung angeht. Die Fed ist fest entschlossen, 50% des von Obama verursachten Rekorddefizits zu monetarisieren, der sich in seiner zweiten Amtszeit auf schätzungsweise 1100 Mrd. USD jährlich belaufen wird. In den ersten beiden, weniger inflationstreibenden quantitativen Lockerungen ist der Silberpreis um 80% und 89% angestiegen. Warum sollte es Silber in QE3 also schlecht ergehen?
Die Fed monetarisiert US-Staatsanleihen und die Regierung gibt das neu gedruckte Geld unverzüglich aus und bringt es in Umlauf, was äußerst inflationstreibend wirkt. Trotz der täglichen Silberpreisvolatilität sind sich Investoren diesem Vorgang bewusst geworden und haben massive Silberpreisaufschwünge in QE1 und QE2 ausgelöst. Denken Sie an meine Worte, denn dieses Phänomen wird sich wiederholen, wenn sich die inflationären Auswirkungen von QE3 bemerkbar machen.
Wieso hat Silber noch nicht auf die beträchtlichen Treasury-Monetarisierungen im Rahmen von QE3 reagiert? Die Antwort liegt in der vorübergehend bärischen Stimmung, die in keinem Zusammenhang zu QE3 steht. Vergessen Sie nicht, dass Silber sowohl in der Zeit von QE1 als auch in der Zeit von QE2 steile Rückgänge erlebt hat. Dennoch ist der Silberpreis im Großen und Ganzen dramatisch angestiegen. Auch wenn QE wie ein kräftiger Rückenwind wirkt, spielt sie nur eine Nebenrolle. In der Zwischenzeit machen sich Gier- und Angstwellen ans Werk.
Im Essay der letzten Woche über den neuen Silberpreisaufschwung habe ich beschrieben, wie die Stimmung in der Korrektur der entscheidende Grund für den derzeit schwachen Silberpreis ist. Zu Beginn von neuen Aufschwüngen glauben nur wenige Händler daran, dass ein neuer Aufschwung stattfindet. Der Großteil denkt daher, dass die neuen Verkäufe eine Rückkehr der Korrektur bedeuten. Haussiers hingegen sind spärlich gesät. Ein zweiter Grund für den schwachen Silberpreis besteht darin, dass es vor QE3-Beginn zu einem extrem hohen Überhang an Kaufpositionen kam.
Im folgenden Chart sehen Sie die zehn-, zwanzig- und dreißigtägigen Returns des Silberpreises seit Bullenmarktbeginn. Diese Variablen messen, wie schnell sich der Silberpreis bewegt. Natürlich kommt es zu einem Überhang an Kaufpositionen und die Gier wächst ins Unermessliche, wenn der Silberpreis zu schnell steigt. Es hängt also davon ab, in welchem Stadium sich der Silberpreis in seinem Aufschwung befindet und ob entweder ein Pullback, eine Korrektur oder eine Konsolidierung notwendig ist, um das Stimmungsgleichgewicht herzustellen.
Ende August und Anfang September erlebte der Silberpreis einen Anstieg, zum Teil in Erwartung von QE3, zum Teil infolge des großen Überhanges an Verkaufspositionen und zum Teil aufgrund der vielversprechenden Herbstmonate. Nach der massiven vierzehntägigen Korrektur war dieser Anstieg ein wahrer Segen. Silber wuchs jedoch über sich selbst hinaus. Innerhalb von 10 Handelstagen stieg er höchstens 13,9%, in 20 Handelstagen höchstens 24,6% und in 30 Handelstagen höchstens 27,5%. Wie Sie im Chart sehen können, sind derart extreme Rallys selten und nur von kurzer Dauer.