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Neues Jahr, neues Glück

03.01.2013  |  Eugen Weinberg
Die Rohstoffmärkte haben einen fulminanten Start in das neue Jahr hingelegt. Als wichtigster Grund wird zwar die Einigung im Fiskalstreit in den USA genannt. Ein zunehmender Konjunkturoptimismus und Risikoappetit, ein schwächerer US-Dollar und die expansive Geldpolitik der Zentralbanken dürften den Aufwärtstrend zusätzlich unterstützen. Wir blicken deshalb optimistisch in das Jahr 2013. Für die meisten Unternehmen ist dies auch eine gute Nachricht, da die Preise vor allem von der robusten Nachfrage getrieben werden.


Energie

Die Ölpreise wurden von der allgemeinen Marktstimmung mit nach oben gezogen. Der Brentpreis erreichte am ersten Handelstag des neuen Jahres mit knapp 113 USD je Barrel den höchsten Stand seit Mitte Oktober, der WTI-Preis mit knapp 94 USD je Barrel das höchste Niveau seit Mitte September. Spekulative Finanzanleger dürften aus Erleichterung darüber, dass in den USA durch den Haushaltskompromiss eine Rezession vermieden wurde, Ölfutures gekauft bzw. zuvor eingegangene Short-Positionen geschlossen haben.

Die erweiterte Seaway-Pipeline wird laut den Betreiberfirmen Enterprise und Enbridge Ende nächster Woche ihren maximalen Auslastungsgrad von 400 Tsd. Barrel pro Tag erreichen. Bislang betrug die tägliche Durchleitungskapazität lediglich 150 Tsd. Barrel. Dies war nicht ausreichend, um das Überangebot im Mittleren Westen zu reduzieren, da die Schieferölproduktion in Nord-Dakota ebenfalls kräftig gestiegen ist. Mit der Erweiterung der Pipelinekapazität dürften die Lagerbestände in Cushing allmählich sinken und der Preisabstand zwischen Brent und WTI sukzessive zurückgehen. In den aktuellen Lagerdaten wird dies noch nicht zu sehen sein. Das API berichtet die Lagerbestände heute Abend, das US-Energieministerium morgen Nachmittag.


Edelmetalle

Auch Gold, aber vor allem die anderen Edelmetalle, können von der Euphorie der Marktteilnehmer im Nachgang des Kompromisses im US-Haushaltsstreit profitieren und zu Jahresbeginn kräftig zulegen. Auf die physische Goldnachfrage könnten sich in den nächsten Monaten allerdings Pläne der indischen Regierung negativ auswirken, die eine nochmalige Erhöhung der Steuern auf Goldimporte erwägt. Damit soll das rekordhohe Leistungsbilanzdefizit bekämpft werden, für das Angaben der indischen Zentralbank zufolge die Goldimporte zu ca. 80% verantwortlich seien.

Der Verband der indischen Schmuckhändler geht davon aus, dass die Einfuhrsteuern von derzeit 4% auf 6% erhöht werden könnten und erwartet in diesem Fall einen Rückgang der Goldimporte um 20-25% in 2013. Bereits im März letzten Jahres wurden die Steuern auf Goldbarren und -münzen verdoppelt, was im Gesamtjahr 2012 laut Schätzungen des Verbands zu einem Rückgang der Goldeinfuhren auf 750 Tonnen geführt haben dürfte, nach 969 Tonnen im Vorjahr. Auch in den USA zeigte sich die physische Goldnachfrage im letzten Jahr sehr verhalten. So ging gemäß Daten der US-Münzanstalt der Absatz von Goldmünzen 2012 im Vergleich zum Vorjahr um 24,7% auf 753 Tsd. Unzen zurück. Dies ist der dritte Jahresrückgang in Folge und stellt den niedrigsten Wert seit dem Jahr 2007 dar.


Industriemetalle

Die Metallpreise legen einen Raketenstart in das neue Börsenjahr hin. Allein gestern stieg der LMEX um 3,7% auf 3.582 Punkte und damit den höchsten Stand seit Mitte September. Die Metalle können den Schwung zudem mit hinüber in den zweiten Handelstag des Jahres nehmen. Zink zum Beispiel steigt heute Morgen auf den höchsten Stand seit mehr als elf Monaten, Blei verteuert sich sogar auf ein 16-Monatshoch. Offensichtlich sind die Marktteilnehmer noch immer in Feierlaune, nachdem die Politiker in den USA in letzter Minute einen Kompromiss im US-Haushaltsstreit ausgehandelt hatten. Der höhere Risikoappetit macht sich zugleich in sehr festen Aktienmärkten rund um den Globus bemerkbar.

Weiteren Auftrieb bekamen die Industriemetalle darüber hinaus gestern Nachmittag von einem besser als erwartet ausgefallenen ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe in den USA, der im Dezember überraschend deutlich in den expansiven Bereich gestiegen war. Damit setzt sich die Reihe zuletzt positiver US-Konjunkturdaten fort. Und auch in China stehen die Weichen weiter auf Wachstum. Denn der zuvor veröffentlichte chinesische Einkaufsmanagerindex lag im Dezember nun schon den dritten Monat in Folge über der Marke von 50. Dass für die Metalle Preispotenzial bestand, zeigt sich auch in der CFTC-Statistik. Denn in der Woche zum 25. Dezember hatten die spekulativen Finanzinvestoren ihre Netto-Long-Positionen bei Kupfer um fast 40% reduziert.


Agrarrohstoffe

Die Preise für Agrarprodukte konnten nicht von der allgemeinen Marktstimmung profitieren, sondern sind gestern gegen den Trend gefallen. Der Weizenpreis an der CBOT markierte mit 7,52 USD je Scheffel den niedrigsten Stand seit sechs Monaten. Der Maispreis handelte mit 6,88 USD je Scheffel ebenfalls in der Nähe eines 6-Monatstiefs. Der Sojabohnenpreis nähert sich mit 13,85 USD je Scheffel den im November verzeichneten Tiefständen. Für Druck auf die Preise sorgen insbesondere die verbesserten Anbaubedingungen in Südamerika. Das trockene Wetter in Argentinien soll Prognosen zufolge bis Mitte Januar anhalten und somit optimale Bedingungen für die verbleibende Aussaat bieten. Starke Regenfälle und Überflutungen hatten zuvor Sorgen vor einer erneuten Missernte geschürt.

Das USDA prognostiziert für Argentinien eine Sojabohnenernte von 55 Mio. Tonnen und eine Maisernte von 27,5 Mio. Tonnen, was jeweils Rekordwerte bedeuten würde. Für die einzubringende Weizenernte kommt der Wetterumschwung allerdings zu spät. Dort werden schlechte Erträge und Pilzbefall berichtet. Hier liegt die aktuelle Ernteschätzung des USDA lediglich bei 11,5 Mio. Tonnen, was einem Rückgang um 4 Mio. Tonnen gegenüber dem Vorjahr entsprechen würde. Wir erachten den kräftigen Preisrückgang bei Weizen um 12% seit Anfang Dezember als fundamental nicht gerechtfertigt, zumal auch in Australien und den USA Abwärtsrisiken für die Ernten bestehen.

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