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Nachlassende Sorgen um baldige Zinswende in den USA

07.01.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis konnte nach den US-Arbeitsmarktdaten am Freitag wieder über 111 USD je Barrel steigen, der WTI-Preis auf 93 USD je Barrel. Die Spekulationen auf ein vorzeitiges Ende von "QE3" sind nach den Daten zurückgegangen, was Finanzanleger angelockt haben dürfte. Die spekulativen Netto-Long-Positionen bei WTI sind in der Woche zum 1. Januar bereits um 19 Tsd. auf 136,5 Tsd. Kontrakte gestiegen, was dem höchsten Stand seit Mitte Oktober entspricht. Zusätzlich scheint sich die Marktbilanz einzuengen. Einer Reuters-Umfrage zufolge sank die OPEC-Ölproduktion im Dezember auf 30,6 Mio. Barrel pro Tag, den niedrigsten Stand seit 13 Monaten. Sie nähert sich damit dem Zielwert an, welcher bei 30 Mio. Barrel pro Tag liegt.

Der Rückgang scheint sich im Januar fortzusetzen. So sollen die OPEC-Lieferungen bis zum 19. Januar laut dem Beratungsunternehmen Oil Movements im 4-Wochenvergleich um weitere 250 Tsd. Barrel pro Tag sinken. Die US-Rohöllagerbestände verzeichneten nach Angaben des US-Energieministeriums in der Woche zum 28. Dezember einen Rückgang um 11,1 Mio. Barrel, wofür eine zum Jahresende in einigen US-Bundesstaaten fällige Steuer verantwortlich zeichnen dürfte. Diese hatte auch beim API-Lagerbericht zu einem ähnlich starken Lagerabbau geführt, dürfte in den kommenden Wochen aber wieder korrigiert werden.

Der US-Erdgaspreis konnte am Freitag um 3% auf knapp 3,3 USD je mmBtu steigen und seine Erholung zum Wochenauftakt fortsetzen. Auslöser war der stärker als erwartet ausgefallene Lagerabbau um 135 Mrd. Kubikfuß, welcher vom US-Energieministerium veröffentlicht wurde. Die spekulativen Anleger setzen inzwischen per Saldo auf fallende Preise, was im Falle von Short-Eindeckungen zu steigenden Preisen führen kann.


Edelmetalle

Nachdem der Goldpreis letzten Freitag zwischenzeitlich mit gut 1.625 USD je Feinunze ein 4½-Monatstief verzeichnete, wurde der Abwärtstrend durch den US-Arbeitsmarktbericht am Nachmittag gebremst. Denn dieser schürte Hoffnungen, dass die US-Notenbank Fed doch nicht die Zinswende früher einläutet. Dass Gold trotz (oder gerade wegen) des Preisrückgangs physisch gefragt ist, zeigen Zuflüsse von 2,5 Tonnen in die Gold-ETFs. Beeindruckender fallen die US-Münzabsätze aus: So wurden in den USA gemäß Daten der US-Münzanstalt in den ersten Tagen im Januar bereits 65,5 Tsd. Unzen Goldmünzen verkauft (Grafik des Tages). Dies entspricht schon jetzt mehr als der Hälfte der Münzverkäufe im Januar vor einem Jahr.

Der steile Anstieg der Lohn- und Energiekosten sowie eine schlechtere Qualität der Erze macht trotz nahezu rekordhoher Goldpreise - im Gesamtjahr 2012 haben die Goldpreise auf Durchschnittsbasis einen Rekord von knapp 1.670 USD je Feinunze aufgestellt - den Minenproduzenten zu schaffen. So will der südafrikanische Goldproduzent Harmony Gold wegen der operativen Verluste seine größte Goldmine Kusasalethu vorerst schließen. Im Jahr 2011 hat die Mine noch rund 180 Tsd. Unzen Gold produziert. Dies dürfte zwar keinen großen Einfluss auf die Preise haben - wir sehen Gold in erster Linie als monetären Vermögenswert oder eine Versicherung -, führt jedoch vor Augen, dass die steigenden Produktionskosten für Gold als Rohstoff eine gewisse Unterstützung nach unten bieten.

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Industriemetalle

Die Metallpreise haben nach dem fulminanten Jahresauftakt und den anschließenden Preisrückgängen bislang noch nicht wieder die Wende geschafft und zeigen sich zu Beginn der neuen Handelswoche relativ verhalten. Der US-Arbeitsmarktbericht am Freitag sorgte nur kurzfristig für Entspannung. Positiv wurde aufgenommen, dass die Arbeitslosenquote von 7,8% die Spekulationen auf eine frühere Zinswende der US-Notenbank Fed dämpfen dürfte. Zurückhaltend zeigten sich auch die spekulativen Finanzinvestoren, die im Falle von Kupfer in der Woche zum 1. Januar ihre Netto-Long-Positionen nur moderat erhöhten. Wir gehen nicht davon aus, dass die Preisschwäche von Dauer ist und erwarten schon bald wieder steigende Preise.

Das chinesische Ministerium für Land und Rohstoffvorkommen hat heute die erste Menge festgelegt, wie viel Seltene Erden im Reich der Mitte in diesem Jahr abgebaut werden dürfen. Für den Weltmarkt wichtiger sind jedoch die Exportquoten. Die erste Tranche wurde vor 10 Tagen vom chinesischen Handelsministerium auf 15.501 Tonnen beziffert, 27% weniger als im Vorjahr. Für gewöhnlich gibt das Ministerium im zweiten Halbjahr eine weitere Tranche frei. Insgesamt betrug die Exportquote im letzten Jahr 30.996 Tonnen. Unterdessen hat das australische Unternehmen Lynas Corp nach langen Verzögerungen die kommerzielle Produktion von Seltenen Erden in seiner kontroversen Anlage in Malaysia aufgenommen. Damit könnte das Quasi-Monopol Chinas aufgebrochen werden.


Agrarrohstoffe

Der Preisrückgang bei den Agrarrohstoffen macht sich auch in der Marktpositionierung der Finanzanleger bemerkbar. Deren Netto-Long-Positionen sind bei Mais in der Woche zum 1. Januar auf 164 Tsd. Kontrakte gefallen, den niedrigsten Stand seit Anfang Juli 2012. Vom im August letzten Jahres verzeichneten Hoch haben sich die Netto-Long-Positionen in etwa halbiert. Bei Sojabohnen liegen die Netto-Long-Positionen aktuell mit 110,6 Tsd. Kontrakten nur knapp über dem Anfang Dezember verzeichneten 10-Monatstief. Bei Weizen bestehen bereits seit drei Wochen wieder Netto-Short-Positionen. Diese wurden in der letzten Berichtswoche auf 23,1 Tsd. Kontrakte ausgeweitet, den höchsten Stand seit Mitte Mai vergangenen Jahres. Diese Entwicklung erklärt sich mit der erwarteten Entspannung des Angebots.

So dürften die Mais- und Sojabohnenernten in Südamerika in diesem Frühjahr sehr gut ausfallen. In den USA wird in diesem Jahr mit einer Rekordanbaufläche bei Mais und der größten Anbaufläche bei Winterweizen seit vier Jahren gerechnet. Wir erachten den jüngsten Preisrückgang dennoch als überzogen, da die weiterhin bestehenden Angebotsrisiken weitgehend außer Acht gelassen werden. So dürfte die ungünstige Witterung in den USA einen Teil der Flächenausweitung bei Winterweizen aufzehren. In China könnte der kälteste Winter seit 28 Jahren die Entwicklung des Wintergetreides beeinträchtigen.




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