Euro mit fulminanten Comeback - Ein Blick auf Defizitzahlen der Reformländer!
27.04.2011 | Folker Hellmeyer
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Hoppla, das war ein fulminantes Comeback des Euros. Das gilt um so mehr, als dass die Defizitzahlen der Reformländer der Eurozone unverändert zumindest auf ersten Blick hoch sind. Der Devisenmarkt (nein, nicht der unregulierte CDS-Markt ….) tat gut daran, sich auf die Fortschritte der Konsolidierung zu fokussieren, die fraglos bei den europäischen Reformländern erkennbar sind.
Die Reformländer sind mit der aktuellen Defizitsituation maßgeblich aus zyklischen Gründen belastet. Die strukturelle Gesundung schreitet voran und eröffnet mittel- und langfristig höheres und vor allen Dingen nachhaltiges Wachstum mit entsprechenden Resultaten für die Reduktion der Staatsdefizite.
Aber auch der Vergleich der Defizite im G-3 Block unterstreicht die offensichtliche Attraktivität der Eurozone in ihrer Gesamtheit. Laut Eurostat sank die Neuverschuldung der Eurozone per 2010 von zuvor 6,3% auf 6,0%. Die Gesamtverschuldung lag bei 85,1% nach zuvor 79,3%. Zum Vergleich stellte sich die verfassungskonforme Neuverschuldung in den USA per 2010 auf 11,7% des BIP und der Gesamtschuldenstand erreichte 95,7% des US-BIP. Japans Neuverschuldung lag im Dunstkreis von circa 10% bei einer Gesamtverschuldung jenseits der 220% Marke.
Der maßgeblichste Unterscheid zwischen der Eurozone und den USA und Japan liegt jedoch darin, dass die Eurozone seit dem 4. Quartal 2009 Strukturreformen implementiert. Das gilt weder für die USA noch für Japan. Diese Ausrichtung der Reformpolitik der Eurozone wird unverändert in der Kommentierung nicht angemessen gewürdigt.
Insbesondere die Politik der Ratingagenturen führt dazu, die zyklischen Verwerfungen der europäischen Reformländer zu verschärfen (mit Ausnahme Großbritanniens, ein Schelm, der etwas dabei denkt…! Fakten UK: Neuverschuldung 2009 11,4%, 2009 10,4%, Gesamtverschuldung 80% des BIP). Damit wird die Umsetzung der strukturellen Erfolge der europäischen Reformländer in konjunkturelle Erfolge verzögert.
Wenden wir uns den einzelnen Defizitländern der Eurozone:
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Die Daten aus den USA lieferten gestern ein gemischtes Bild:
Der "S&P/Case-Shiller Home Price Index" per Berichtsmonat Februar verdeutlichte noch einmal das prekäre Bild am US-Wohnimmobilienmarkt. Im 20-Städtevergleich ergab sich im Monatsvergleich ein Rückgang um -1,1% (Prognose -1,0%). Im Jahresvergleich sanken die Preise um 3,3% nach zuvor 3,1%. Der Blick auf den langfristigen Chart verdeutlicht, dass das aktuelle Preisniveau sich im Dunstkreis des Tiefpunkts der Krise bewegt.
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Das US-Verbrauchervertrauen nach Lesart des "Conference Board" setzte bezüglich der Konsensusprognose positive Akzente. Per April kam es zu einem Anstieg von zuvor 63,4 auf 65,4 Punkte. Marktbeobachter hatten lediglich eine Zunahme auf 64,5 Zähler erwartet. Zur Einwertung bedarf es einmal mehr des langfristigen Charts. Der aktuelle Indexwert liegt knapp auf der Höhe der Bestwerte nach Ausbruch der Krise. Er ist jedoch markant von dem Durchschnitt der Phase 2002 - 2007 entfernt. Abzuleiten ist eine Stabilisierung, die mittelfristig positives Potential hat.
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Der "Richmond Fed Manufacturing Composite Index" sank per April von zuvor 20,0 auf 10,0 Punkte. Der Auftragsindex verlor gleichfalls von 20 auf 10 Zähler. Der Beschäftigungsindex fiel von 16 auf 14 Punkte. Losgelöst von den Rückgängen implizieren alle Daten mit Indexständen über dem Wert 0 eine Fortsetzung des Wachstums. Das Tempo der Expansion ist reduzierter.
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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.4150 - 1.4180 neutralisiert den positiven Bias des Euros.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank
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