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China beeinflusst Märkte bei Aluminium und Baumwolle

24.01.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis kann begünstigt durch positive Konjunkturdaten aus China (siehe Industriemetalle auf Seite 2) auf 113 USD je Barrel steigen und handelt damit nur knapp unter dem vor zwei Wochen verzeichneten 3-Monatshoch. Dagegen fiel der WTI-Preis über Nacht zeitweise auf 95 USD je Barrel. Der Stellungnahme des Betreibers der Seaway-Pipline zufolge mussten die Lieferungen nur wenige Tage nach der Erweiterung der Durchleitungskapazität aufgrund technischer Probleme wieder auf 175 Tsd. Barrel pro Tag gedrosselt werden. Somit kann zunächst deutlich weniger Rohöl vom Lagerort in Cushing an die US-Golfküste abfließen. Die gestern vom API veröffentlichten Lagerdaten konnten daher keinen Auftrieb geben, auch wenn die Ölvorräte in Cushing in der vergangenen Woche um 463 Tsd. Barrel zurückgegangen sind. Noch ist nicht klar, wie lange es dauern wird, bis die normale Durchleitungskapazität von 400 Tsd. Barrel pro Tag wieder genutzt werden kann. Besteht das Problem länger, ist mit einer Ausweitung der Preisdifferenz zwischen Brent und WTI zu rechnen. Das US-Energieministerium veröffentlicht die offiziellen Lagerdaten heute Nachmittag. Ähnlich wie beim API ist aufgrund einer niedrigeren Raffinerieauslastung mit einem Anstieg der gesamten Rohölbestände zu rechnen, während die Vorräte in Cushing sinken dürften. Ebenfalls heute Nachmittag werden die Lagerbestände für Erdgas veröffentlicht. Die niedrigen Temperaturen im Nordosten der USA könnten erneut zu einem überdurchschnittlichen Lagerabbau geführt haben. In der kommenden Woche sind allerdings mildere Temperaturen vorhergesagt, was den Preis belasten könnte.


Edelmetalle

Gold zeigt sich heute Morgen von seiner schwächeren Seite und handelt bei rund 1.680 USD je Feinunze auf einem Wochentief. In den USA hat das Repräsentantenhaus gestern zugestimmt, die Frist für die Anhebung der Schuldenobergrenze auf Mitte Mai zu verschieben. Dies dürfte die Risikoaversion der Marktteilnehmer weiter sinken lassen. Allerdings muss man bedenken, dass das eigentliche Problem damit nicht gelöst ist und das politische Tauziehen zwischen Demokraten und Republikanern weitergehen dürfte. So ist es nicht gänzlich überraschend, dass die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs gestern Zuflüsse von 2,5 Tonnen verzeichneten. Angaben von Thomson Reuters GFMS zufolge haben die Goldproduzenten im dritten Quartal 2012 auf Netto-Basis zum ersten Mal seit vier Quartalen wieder einen Teil ihrer Goldproduktion auf Termin verkauft (sog. Hedging). Das globale Hedge-Buch stieg demnach von Juli bis September leicht um 0,6 auf 152 Tonnen. Für das Gesamtjahr 2012 geht GFMS weiter davon aus, dass die Goldproduzenten unter dem Strich 20 Tonnen Gold zurückgekauft haben. Damit hätten die Goldproduzenten im vierten Quartal gut 12 Tonnen Gold zurückgekauft. Gemäß GFMS wies das globale Hedge-Buch ferner per Ende September einen Verlust von 1,46 Mrd. USD auf. Im laufenden Jahr dürften laut GFMS weder Käufe noch Verkäufe spürbare Auswirkungen auf den Goldpreis haben.


Industriemetalle

Der von HSBC berechnete vorläufige Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in China ist im Januar auf 51,9 und damit den höchsten Stand seit zwei Jahren gestiegen. Dies wird von den Marktteilnehmern allerdings nicht honoriert. Sowohl die chinesischen Aktienmärkte als auch die Metallpreise zeigen sich von ihrer schwachen Seite. Da wir jedoch im Jahresverlauf von einer steigenden Nachfrage nach Metallen in China ausgehen - u.a. bedingt durch die zahlreichen Infrastrukturprojekte -, erachten wir die aktuelle Schwäche als nicht nachhaltig. Wie wir bereits gestern kommentierten, ist die globale Aluminiumproduktion im Dezember wieder deutlich gestiegen. Jetzt veröffentlichte Daten des International Aluminium Institutes zeigen sogar, dass die Produktion in China sowohl auf Monatsbasis als auch auf Tagesbasis ein Rekordhoch erreicht hat. Mit 1,762 Mio. bzw. täglich 56,8 Tsd. Tonnen wurde das bisherige Rekordhoch vom August klar übertroffen. Damit wurden die Produktionskürzungen in den Monaten zuvor wiederkomplett aufgeholt. Ähnlich wie bei Kupfer dürfte dies der Maßnahme der Schmelzereien geschuldet sein, zum Jahresende hin ihre vorgegebenen Produktionsziele zu erreichen. Daneben wurden laut Antaike gerade in den westlichen Provinzen des Landes 3-4 Mio. Tonnen neue Produktionskapazitäten errichtet, da dort die Stromkosten merklich niedriger sind als in anderen Provinzen. Ausgehend von China ist unter dem Strich damit auch die weltweite Aluminiumproduktion im Dezember auf ein neues Rekordhoch von 3,919 Mio. Tonnen gestiegen. Der globale Markt bleibt somit klar überversorgt.


Agrarrohstoffe

Der Baumwollpreis ist gestern den sechsten Tag in Folge gestiegen. Innerhalb der letzten zwei Wochen legte der Baumwollpreis an der ICE in New York um 7% zu. Erstmals seit Mai 2012 notiert der meistgehandelte Terminkontrakt bei mehr als 80 US-Cents je Pfund. Laut der chinesischen Baumwollvereinigung hat China 5,8 Mio. Tonnen der letztjährigen Ernte zwecks Lagerhaltung vom Markt genommen. Das entspricht 85% der gesamten chinesischen Ernte. Ziel dieser Maßnahme war es, einen übermäßigen Rückgang der lokalen Preise zu verhindern. Die künstliche Verknappung des lokalen Angebots in China hat auch Auswirkung auf den Weltmarkt. Aufgrund der höheren inländischen Preise greifen chinesische Textilunternehmen verstärkt auf preiswertere Baumwolle aus dem Ausland zurück, was auch die Weltmarktpreise steigen lässt. Der globale Angebotsüberschuss in den letzten beiden Erntejahren zusammen beläuft sich auf gut 7 Mio. Tonnen. Ohne Berücksichtigung der durch China vom Markt genommenen Menge besteht in diesem Erntejahr allerdings ein Angebotsdefizit von 3 Mio. Tonnen. Die globalen Lagerbestände sind innerhalb der letzten zwei Jahre laut USDA um 70% auf ein Rekordniveau von 17,8 Mio. Tonnen gestiegen. Etwa die Hälfte davon befindet sich aber in China und steht dem Weltmarkt somit nicht zur Verfügung.

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