Risikoappetit steigt zusehends
25.01.2013 | Eugen Weinberg
Energie
Brent konnte gestern auf ein 3-Monatshoch von 113,6 USD je Barrel steigen und notiert heute weiter über der Marke von 113 USD je Barrel. Unterstützend wirken positive Wirtschaftsdaten aus den USA, China und Deutschland. Zudem wird die OPEC laut dem Beratungsunternehmen Oil Movements ihre Lieferungen in den vier Wochen bis zum 9. Februar um 0,6% verglichen zur Vorperiode kürzen. Die gestrigen Lagerdaten des US-Energieministeriums entsprachen weitgehend denen des API vom Vortag. Die US-Rohölbestände sind demnach in der vergangenen Woche um 2,8 Mio. Barrel gestiegen.
Zurückzuführen ist dieser Aufbau auf eine deutlich geringere Raffinerieauslastung aufgrund von Wartungsarbeiten. Dagegen kam es im Lagerort Cushing zu einem Abbau der Rohölvorräte um 470 Tsd. Barrel. Der Abbau in dieser Woche dürfte deutlich geringer ausfallen, da die Seaway-Pipeline derzeit nur einen Abfluss von 175 Tsd. Barrel pro Tag erlaubt und damit weniger als die Hälfte im Vergleich zur Vorwoche. Der Pipelinebetreiber Enterprise konnte bisher keinen Zeitraum nennen, wann die Seaway-Pipeline wieder mit voller Kapazität betrieben werden kann. Der Markt geht derzeit davon aus, dass die Drosselung der Durchleitung nur von kurzer Dauer ist.
Die CO2-Preise waren gestern Nachmittag zwischenzeitlich um 40% auf ein neues Rekordtief von 2,8 EUR je Tonne eingebrochen, bevor sie sich im weiteren Handelsverlauf wieder erholen konnten und mit einem Minus von knapp 7% bei 4,3 EUR je Tonne aus dem Handel gingen. Ausschlaggebend war das Votum des Energie- und Industrieausschusses des EU-Parlaments gegen das sogenannte „Backloading“, also die verzögerte Versteigerung von Emissionsrechten. Diese Abstimmung ist zwar nicht bindend und könnte im Februar durch den Umweltausschuss überstimmt werden. Hier zeichnet sich noch kein klares Meinungsbild ab. Der Preissturz der letzten beiden Tage um mehr als 20% unterstreicht aber einmal mehr die Dringlichkeit von Reformmaßnahmen, um die Anreizwirkung des Emissionshandels sicherzustellen.
Edelmetalle
Ein merklicher Anstieg des Risikoappetits der Marktteilnehmer, der sich in festen US-Aktienmärkten widerspiegelte, hat gestern den Goldpreis unter Druck gebracht. Dieser fiel zwischenzeitlich auf ein 10-Tagestief von rund 1.665 USD je Feinunze und gab damit vorübergehend um 20 USD nach. Der Preisrückgang wurde von merklichen ETF-Abflüssen begleitet: Die Bestände der Gold-ETFs fielen gestern um fast 5 Tonnen auf den niedrigsten Stand seit zwei Monaten. Heute dürfte die Ankündigung des Rückzahlungsvolumens des ersten der beiden 3-Jahrestender (sog. LTROs) der EZB im Mittelpunkt des Marktinteresses stehen.
Die EZB hatte diese längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte Ende 2011 als Reaktion auf eine erhöhte Liquiditätsnachfrage der Banken im Zuge der Staatsschuldenkrise eingeführt. Das ausstehende Volumen des ersten LTROs beträgt 468 Mrd. EUR. Sollte die Tilgungssumme heute nun deutlich höher als vom Markt ausfallen – ein weiteres Indiz, dass sich die Lage an den Finanzmärkten verbessert hat –, könnte dies den Goldpreis weiter unter Druck bringen.
Industriemetalle
Dank eines merklichen Anstiegs der US-Aktienmärkte – der S&P 500 ist erstmals seit Ende 2007 wieder über die Marke von 1.500 Punkte gestiegen – konnten die Industriemetalle gestern Nachmittag ihre bis dahin aufgelaufenen Verluste wieder wettmachen. Auch zum Wochenausklang zeigen sich die Metallpreise von ihrer freundlichen Seite. So steigt z.B. Kupfer wieder deutlich über 8.100 USD je Tonne. Blei und Zink legen sogar auf 3-Wochenhochs zu. Der Aufwärtstrend könnte sich im Tagesverlauf fortsetzen, nachdem weitere positive Konjunkturdaten veröffentlicht wurden (z.B. ifo-Index in Deutschland) und falls mehr Kredite als erwartet von den Banken an die EZB zurückgezahlt werden (siehe Edelmetalle S. 1).
Einschätzungen des staatlichen Research-Instituts Antaike zufolge dürfte die chinesische Bleinachfrage 2013 im Vergleich zum Vorjahr um 11-12% auf rund 5 Mio. Tonnen zunehmen. Damit würde das Nachfragewachstum nur leicht unter dem des Vorjahres liegen und das absolute Niveau in etwa der lokalen Bleiproduktion entsprechen. Insbesondere die Batterieproduktion, die für 80% der chinesischen Bleinachfrage verantwortlich ist, soll zur robusten Nachfrage beitragen. Schon im letzten Jahr ist die Batterieproduktion um 27,3% auf 174,9 Mio. kwh gestiegen. Dies dürfte den Bleipreis mittelfristig unterstützen, auch wenn der jüngste Preisanstieg auf mehr als 2.400 USD je Tonne u.E. etwas überzogen scheint.
Agrarrohstoffe
Der Preis für Kaffee der Sorte Arabica hat gestern seinen Abwärtstrend der vergangenen Tage fortgesetzt und schloss bei 146 US-Cents je Pfund auf einem 3-Wochentief. Seit Wochenbeginn hat sich der Preis um mehr als 6% ermäßigt. In Brasilien wird in diesem Jahr die höchste jemals in einem Niedrigertragsjahr erzielte Ernte erwartet. Die staatliche Prognoseeinheit Conab rechnet mit einer gesamten Kaffeeernte von 47 bis 50,2 Mio. Sack, darunter 35-37,5 Mio. Sack Arabica. Der bisherige Rekord für ein Niedrigertragsjahr liegt bei 43,5 Mio. Sack und wurde vor zwei Jahren erzielt. Die Offiziellen von Conab gehen außerdem davon aus, dass dank verbessertem Anbau und der Neuanpflanzung ertragsstärkerer Sträucher die Unterschiede zwischen Hoch- und Niedrigertragsjahren geringer werden.
Meldungen über einen Befall vieler Kaffeeplantagen in Mittelamerika mit der Pilzerkrankung Roya finden derzeit überraschenderweise kaum Beachtung, sollten einem weiteren Preisrückgang allerdings entgegenstehen. Die Länder Mittelamerikas stellen zusammen ca. 13% der weltweiten Kaffeeproduktion und mehr als 20% der globalen Arabica-Produktion. Der größte Kaffeeproduzent der Region, Honduras, hat seine Ernteschätzung in dieser Woche um 13,6% auf 4,9 Mio. Sack reduziert. Zuvor hatte bereits Guatemala seine Ernteschätzung um 14% auf 3,1 Mio. Sack gesenkt und vor einem Rückgang der Exporte auf 2,2 Mio. Sack gewarnt.
Brent konnte gestern auf ein 3-Monatshoch von 113,6 USD je Barrel steigen und notiert heute weiter über der Marke von 113 USD je Barrel. Unterstützend wirken positive Wirtschaftsdaten aus den USA, China und Deutschland. Zudem wird die OPEC laut dem Beratungsunternehmen Oil Movements ihre Lieferungen in den vier Wochen bis zum 9. Februar um 0,6% verglichen zur Vorperiode kürzen. Die gestrigen Lagerdaten des US-Energieministeriums entsprachen weitgehend denen des API vom Vortag. Die US-Rohölbestände sind demnach in der vergangenen Woche um 2,8 Mio. Barrel gestiegen.
Zurückzuführen ist dieser Aufbau auf eine deutlich geringere Raffinerieauslastung aufgrund von Wartungsarbeiten. Dagegen kam es im Lagerort Cushing zu einem Abbau der Rohölvorräte um 470 Tsd. Barrel. Der Abbau in dieser Woche dürfte deutlich geringer ausfallen, da die Seaway-Pipeline derzeit nur einen Abfluss von 175 Tsd. Barrel pro Tag erlaubt und damit weniger als die Hälfte im Vergleich zur Vorwoche. Der Pipelinebetreiber Enterprise konnte bisher keinen Zeitraum nennen, wann die Seaway-Pipeline wieder mit voller Kapazität betrieben werden kann. Der Markt geht derzeit davon aus, dass die Drosselung der Durchleitung nur von kurzer Dauer ist.
Die CO2-Preise waren gestern Nachmittag zwischenzeitlich um 40% auf ein neues Rekordtief von 2,8 EUR je Tonne eingebrochen, bevor sie sich im weiteren Handelsverlauf wieder erholen konnten und mit einem Minus von knapp 7% bei 4,3 EUR je Tonne aus dem Handel gingen. Ausschlaggebend war das Votum des Energie- und Industrieausschusses des EU-Parlaments gegen das sogenannte „Backloading“, also die verzögerte Versteigerung von Emissionsrechten. Diese Abstimmung ist zwar nicht bindend und könnte im Februar durch den Umweltausschuss überstimmt werden. Hier zeichnet sich noch kein klares Meinungsbild ab. Der Preissturz der letzten beiden Tage um mehr als 20% unterstreicht aber einmal mehr die Dringlichkeit von Reformmaßnahmen, um die Anreizwirkung des Emissionshandels sicherzustellen.
Edelmetalle
Ein merklicher Anstieg des Risikoappetits der Marktteilnehmer, der sich in festen US-Aktienmärkten widerspiegelte, hat gestern den Goldpreis unter Druck gebracht. Dieser fiel zwischenzeitlich auf ein 10-Tagestief von rund 1.665 USD je Feinunze und gab damit vorübergehend um 20 USD nach. Der Preisrückgang wurde von merklichen ETF-Abflüssen begleitet: Die Bestände der Gold-ETFs fielen gestern um fast 5 Tonnen auf den niedrigsten Stand seit zwei Monaten. Heute dürfte die Ankündigung des Rückzahlungsvolumens des ersten der beiden 3-Jahrestender (sog. LTROs) der EZB im Mittelpunkt des Marktinteresses stehen.
Die EZB hatte diese längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte Ende 2011 als Reaktion auf eine erhöhte Liquiditätsnachfrage der Banken im Zuge der Staatsschuldenkrise eingeführt. Das ausstehende Volumen des ersten LTROs beträgt 468 Mrd. EUR. Sollte die Tilgungssumme heute nun deutlich höher als vom Markt ausfallen – ein weiteres Indiz, dass sich die Lage an den Finanzmärkten verbessert hat –, könnte dies den Goldpreis weiter unter Druck bringen.
Industriemetalle
Dank eines merklichen Anstiegs der US-Aktienmärkte – der S&P 500 ist erstmals seit Ende 2007 wieder über die Marke von 1.500 Punkte gestiegen – konnten die Industriemetalle gestern Nachmittag ihre bis dahin aufgelaufenen Verluste wieder wettmachen. Auch zum Wochenausklang zeigen sich die Metallpreise von ihrer freundlichen Seite. So steigt z.B. Kupfer wieder deutlich über 8.100 USD je Tonne. Blei und Zink legen sogar auf 3-Wochenhochs zu. Der Aufwärtstrend könnte sich im Tagesverlauf fortsetzen, nachdem weitere positive Konjunkturdaten veröffentlicht wurden (z.B. ifo-Index in Deutschland) und falls mehr Kredite als erwartet von den Banken an die EZB zurückgezahlt werden (siehe Edelmetalle S. 1).
Einschätzungen des staatlichen Research-Instituts Antaike zufolge dürfte die chinesische Bleinachfrage 2013 im Vergleich zum Vorjahr um 11-12% auf rund 5 Mio. Tonnen zunehmen. Damit würde das Nachfragewachstum nur leicht unter dem des Vorjahres liegen und das absolute Niveau in etwa der lokalen Bleiproduktion entsprechen. Insbesondere die Batterieproduktion, die für 80% der chinesischen Bleinachfrage verantwortlich ist, soll zur robusten Nachfrage beitragen. Schon im letzten Jahr ist die Batterieproduktion um 27,3% auf 174,9 Mio. kwh gestiegen. Dies dürfte den Bleipreis mittelfristig unterstützen, auch wenn der jüngste Preisanstieg auf mehr als 2.400 USD je Tonne u.E. etwas überzogen scheint.
Agrarrohstoffe
Der Preis für Kaffee der Sorte Arabica hat gestern seinen Abwärtstrend der vergangenen Tage fortgesetzt und schloss bei 146 US-Cents je Pfund auf einem 3-Wochentief. Seit Wochenbeginn hat sich der Preis um mehr als 6% ermäßigt. In Brasilien wird in diesem Jahr die höchste jemals in einem Niedrigertragsjahr erzielte Ernte erwartet. Die staatliche Prognoseeinheit Conab rechnet mit einer gesamten Kaffeeernte von 47 bis 50,2 Mio. Sack, darunter 35-37,5 Mio. Sack Arabica. Der bisherige Rekord für ein Niedrigertragsjahr liegt bei 43,5 Mio. Sack und wurde vor zwei Jahren erzielt. Die Offiziellen von Conab gehen außerdem davon aus, dass dank verbessertem Anbau und der Neuanpflanzung ertragsstärkerer Sträucher die Unterschiede zwischen Hoch- und Niedrigertragsjahren geringer werden.
Meldungen über einen Befall vieler Kaffeeplantagen in Mittelamerika mit der Pilzerkrankung Roya finden derzeit überraschenderweise kaum Beachtung, sollten einem weiteren Preisrückgang allerdings entgegenstehen. Die Länder Mittelamerikas stellen zusammen ca. 13% der weltweiten Kaffeeproduktion und mehr als 20% der globalen Arabica-Produktion. Der größte Kaffeeproduzent der Region, Honduras, hat seine Ernteschätzung in dieser Woche um 13,6% auf 4,9 Mio. Sack reduziert. Zuvor hatte bereits Guatemala seine Ernteschätzung um 14% auf 3,1 Mio. Sack gesenkt und vor einem Rückgang der Exporte auf 2,2 Mio. Sack gewarnt.