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Wirtschaftsdaten enttäuschen - Ein Blick auf "Precious Metals" - EZB im Fokus!

05.05.2011  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.45 Uhr) bei 1.4860, nachdem im europäischen Handel Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.4939 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 80.45. In der Folge notiert EUR-JPY bei 119.55, während EUR-CHF bei 1.2780 oszilliert.

Gestern ergab sich bezüglich der veröffentlichten Wirtschaftsdaten weitgehend ein enttäuschendes Gesamtbild. Das galt sowohl für die Eurozone als auch die USA. Die Einzelhandelsumsätze der Eurozone sanken unerwartet per März im Monatsvergleich um 1,0%. Erwartet war ein Anstieg um magere 0,1%. Die Revision des Vormonatswerts von -0,1% auf +0,3% kann das Gesamtbild nicht wesentlich aufhellen. Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um -1,7% nach zuvor +1,3% (revidiert von +0,1%). Hinsichtlich des späten Ostertermins mögen hier Verwerfungen für die aktuelle Entwicklung verantwortlich sein.

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Der Einkaufsmanagerindex der Eurozone für den Dienstleistungssektor per Berichtsmonat April sank gegenüber der ersten Schätzung unerwartet von 56,9 auf 56,7 Punkte. Das ist kein Drama, es ist aber eine verfehlte Prognose. Das Wachstum in diesem Sektor bleibt damit hoch, das Tempo ist geringfügig moderater.

Das gilt nicht für den ISM-Dienstleistungsindex der USA per April hier stellte sich völlig unerwartet ein Einbruch von zuvor 57,3 auf 52,8 Punkte ein. Die Prognose war bei 57,4 Zählern angesiedelt. Mit mehr als 50 Punkten signalisiert dieser Index unverändert weiter Wachstum. Die Dynamik ist aber durchaus markant eingetrübt. Die Subindices bestätigen diesen Rückgang des "Headline Index". So sank der Index der Geschäftsaktivität von zuvor 59,7 auf 53,7 Punkte. Der Auftragsindex sackte von 64,1 auf 52,7 Zähler und der Beschäftigungsindex verlor von 53,7 auf 51,9 Punkte. Frei nach dem Motto, dass eine Schwalbe keinen Sommer macht, ist diesbezüglich abzuwarten, ob sich diese ermäßigte Dynamik fortsetzt. Wir gehen nicht davon aus, sondern interpretieren diesen Einbruch als emotionale Anomalie.

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Der "Challenger Report", der Auskunft über angekündigte Massenentlassungen gibt, signalisiert leichte Entspannung. Per April waren 36.490 Jobs nach zuvor 41.500 per März betroffen. Im Monatsvergleich kam es zu einem Rückgang um -12,1% und auf Jahresbasis um -4,8%. Das aktuelle Niveau der betroffenen Jobs signalisiert eine zunehmende Stabilität am US-Arbeitsmarkt, wie der Blick auf nachfolgenden Chart bestätigt.

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Der "ADP-Employment Report" konnte die Erwartungen des Marktes nicht erfüllen. Per April liegt die Schätzung bei 179.000 neu geschaffenen Stellen in der US-Privatwirtschaft. Der Markt hatte 198.000 neue Jobs erwartet. Positiv ist anzumerken, dass der Vormonatswert von 201.000 auf 207.000 revidiert wurde.

Der beigefügte Chart belegt die grundsätzlich positive Entwicklung am US-Arbeitsmarkt. Gleichwohl ist die Gesamtentwicklung im Hinblick auf die Volumina der öffentlichen Intervention der vergangenen Jahre in den USA als äußerst moderat zu definieren.

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Derzeit befinden sich einige Märkte im Korrekturmodus. Das ist grundsätzlich gut und gesund nach deutlichen Trendbewegungen. Aktien und Rohstoffe neutralisieren aktuell die überkaufte Situation.

Wenden wir den Blick auf Edelmetalle. Hier kam es am 01. Mai 2011 zu neuen historischen Höchstkursen bei Gold bei 1.578 USD pro Unze in dünnstem Geschäft in Asien, um seitdem deutlich zu korrigieren. Zwischenzeitlich wurden Tiefstkurse bei 1.506 USD markiert. Hinsichtlich der Nachfrage nach Edelmetallen stellt sich die Frage, ob es Spekulanten oder Investoren sind, die die Märkte in der Aufwärtsbewegung befeuern. Die Zentralbanken Mexikos, Russlands und Thailands haben per Februar bis März ihre Goldreserven im Gegenwert von 6 Mrd. USD aufgestockt. Das sind definitiv keine Spekulanten. So viel zu dieser Debatte.

Werfen wir einen Blick auf Silber. Seit August letzten Jahres kam es zu einem Anstieg von 17,70 USD auf 49,51 USD per 28. April 2011. Das ist fulminant. Diese Bewegung war Ausdruck einer Unterbewertung deutlichen Ausmaßes zuvor. Per März 2008 erreichte Silber bereits eine Marke von 21,24 USD. Im Gegensatz zu Gold reagierte Silber bis August 2010 völlig unterproportional. Die letzte Aufwärtsbewegung ist korreliert mit den Einlassungen seitens des Commissioners Bart Chilton von der CFTC, dass der Silbermarkt seitens einiger weniger "Player" (der Bankenaristokratie) manipuliert war (ist).

Eine Korrektur am Silbermarkt war überfällig und ist grundsätzlich gesund. Ein wesentlicher Hintergrund für die aktuelle Amplitude der Korrektur ist aber darin zu sehen, dass die "Margin"-Anforderungen seitens der Comex in den letzten Tagen dreimal deutlich erhöht wurden (historische Anomalie). Für JP-Morgan mag diese massiv erhöhte Unterlegung der Future-Kontrakte mit Liquidität kein Problem sein, für "normale" Marktteilnehmer sehr wohl. Bei Silber bleibt der fade Beigeschmack, dass diese starke Korrektur in einer Größenordnung von 20% des Silberpreises innerhalb einer Woche politisch erzwungen wurde, um die Marktpsychologie zu erschüttern. Wir nehmen das zur Kenntnis und erlauben uns zu sagen, dass politische Preise kurze Beine haben. Der physische Silbermarkt impliziert ein vollständig anderes Bild als der Silberpapiermarkt! "Food for thought!"

Heute steht die EZB im Fokus der Märkte. Eine Zinsmaßnahme steht nicht auf der Agenda. es wird bei einem Reposatz von 1,25% bleiben. Entscheidend ist die Pressekonferenz. Die akademische Diskussion dreht sich darum, ob der nächste Zinsschritt im Juni oder Juli auf 1,50% vorgenommen wird. Wir favorisieren den Zeitpunkt Juni!

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.4470 - 1.4500 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!

P.S.: Am Freitag fällt der Forex Report aus. Wir bitten um Ihr Verständnis.


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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