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Konjunkturoptimismus und Angebotsrisiken

29.01.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis kann am Morgen auf 113,7 USD je Barrel steigen und nähert sich damit dem Ende vergangener Woche verzeichneten 3-Monatshoch. Der WTI-Preis erreichte mit knapp 97 USD je Barrel den höchsten Stand seit September letzten Jahres, nachdem eine Raffinerie an der US-Ostküste geschlossen werden soll, was zu einem deutlichen Anstieg der US-Benzinpreise geführt hat. Die Ölpreise profitieren weiterhin von der Aufhellung der Marktstimmung. Im Vergleich zu den Aktienmärkten, welche auf mehrjährigen Höchstständen notieren, haben sich die Ölpreise zuletzt allerdings unterdurchschnittlich entwickelt. Von daher besteht Nachholpotenzial. Laut OPEC-Generalsekretär el-Badri bleibt der Ölmarkt 2013 reichlich versorgt. Die OPEC wird el-Badri zufolge ihr Angebot nicht reduzieren, um so das erwartete Nachfragewachstum zu befriedigen. Dieses dürfte u.E. im Jahresverlauf zu einer Einengung der Marktbilanz führen, zumal es auch weiterhin beträchtliche Risiken auf der Angebotsseite gibt.

Die blutige Geiselnahme auf einem Gasfeld in Algerien hat den britischen Ölkonzern BP dazu veranlasst, seine Pläne für die Wiederaufnahme von Ölbohrungen in Libyen auf den Prüfstand zu stellen. Die Ölproduktion in Libyen war zuletzt auf 1,1 Mio. Barrel pro Tag gefallen. Die Pläne Libyens, die Ölproduktion innerhalb der kommenden zwei Jahre auf 2 Mio. Barrel pro Tag zu steigern, dürften zu optimistisch sein. Zudem droht der Streit zwischen der nordirakischen Provinz Kurdistan und der Zentralregierung in Bagdad zu eskalieren, nachdem die kurdische Provinzregierung eigenmächtig Förderrechte an die US-Ölkonzerne Chevron und Exxon Mobil vergeben hat. Bagdad hat inzwischen Exxon Mobil ein Ultimatum gestellt, sich zwischen der Ölförderung in Kurdistan oder im Süden des Landes zu entscheiden. In Kurdistan werden ca. 300 Tsd. Barrel Rohöl pro Tag gefördert, was ca. 10% der irakischen Ölproduktion entspricht.

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Edelmetalle

Die spekulativen Finanzanleger haben ihre Netto-Long-Positionen bei Platin und Palladium in der Woche zum 22. Januar um knapp 11% bzw. 14% jeweils auf Rekordniveaus ausgeweitet. Damit dürften die Finanzinvestoren auf die Ankündigung des weltgrößten Platinproduzenten, Anglo American Platinum, reagiert haben, seine Produktion um 400 Tsd. Unzen zu kürzen. Nach den streikbedingten Lohnzugeständnissen im vergangenen Jahr sind viele Minen in Südafrika unrentabel geworden. Die geplante Entlassung von bis zu 14.000 Arbeitern wird allerdings für 60 Tage ausgesetzt, um mit der Regierung und den Gewerkschaften über einen Personalabbau zu verhandeln. Unterdessen hat Johnson Matthey, der weltweit größte Verarbeiter von Platin und Palladium, seine Schätzungen zur Marktbilanz bei Platin präzisiert.

Demnach wies der globale Platinmarkt im letzten Jahr ein Angebotsdefizit von 490 Tsd. Unzen auf, 90 Tsd. Unzen mehr als noch im November erwartet. Die Revision dürfte zum Großteil auf Produktionsausfälle in Südafrika zurückzuführen sein. Gleichzeitig geht Johnson Matthey davon aus, dass im Falle von Palladium die russischen Reservenverkäufe nahezu erschöpft sind. In diesem Jahr soll Russland nur noch knapp 100 Tsd. Unzen Palladium aus Staatsreserven am Weltmarkt verkaufen. Das eingeschränkte Angebot sollte sich mittelfristig an beiden Märkten in steigenden Preisen bemerkbar machen.


Industriemetalle

Positive Konjunkturdaten in den USA - die Auftragseingänge langlebiger Wirtschaftsgüter lagen im Dezember deutlich über den Erwartungen - haben gestern Nachmittag den Metallpreisen neues Leben eingehaucht. Nach einer kurzen Schwächephase im späten Handel setzen die Metalle ihren Aufwärtstrend heute Morgen fort. So erobert z.B. Kupfer die Marke von 8.100 USD je Tonne wieder zurück. Die Mehrheit der Arbeiter in der weltweit größten Kupfermine, Escondida in Chile, hat dem kürzlich ausgehandelten neuen Tarifvertrag mit dem Minenbetreiber BHP Billiton zugestimmt. Damit wurde ein möglicher Streik abgewendet. Laut Angaben des chilenischen Bergbauministers ist die lokale Kupferminenproduktion 2012 im Vergleich zum Vorjahr um 3,2% auf 5,43 Mio. Tonnen gestiegen.

Durch die Inbetriebnahme neuer Minen und die Erweiterung bestehender soll die Produktion Einschätzungen der staatlichen chilenischen Kupferkommission Cochilco zufolge in diesem Jahr um weitere 3% auf ein Rekordhoch von 5,6 Mio. Tonnen zunehmen. Der Anstieg soll sich auch 2014 fortsetzen. Dies trägt gemäß Cochilco dazu bei, dass der globale Kupfermarkt in diesem Jahr einen Angebotsüberschuss von 56 Tsd. Tonnen und im nächsten Jahr von 68 Tsd. Tonnen aufweisen dürfte. Damit zeigt sich Cochilco aber deutlich zurückhaltender als viele andere Marktteilnehmer, die deutlich höhere Überschüsse erwarten.


Agrarrohstoffe

Der Weizenpreis in Paris konnte sich in den letzten Monaten stärker entwickeln als der Weizenpreis an der CBOT. Denn die EU-Weizenexporte entwickeln sich aufgrund der schlechten Ernten in der Schwarzmeerregion dynamisch. Sie weichen nicht nur vom Vorjahresverlauf, sondern auch vom 5-Jahresdurchschnitt deutlich nach oben ab und summieren sich seit Saisonbeginn im Juli auf 10,8 Mio. Tonnen. Die EU-Kommission hat daraufhin ihre Erwartungen an den Export von EU-Weichweizen angehoben und entsprechend ihre Prognose für die Endbestände zum Saisonende um 400 Tsd. Tonnen auf 10 Mio. Tonnen reduziert. Mit Exporten von 14,9 Mio. Tonnen für die Gesamtsaison liegt die Kommission aber in ihrer Prognose noch immer deutlich unter der Einschätzung des USDA in seinem jüngsten Bericht, selbst wenn man um eine unterschiedliche Zurechnung von Hartweizen korrigiert.

Preisunterstützende Nachrichten kommen auch aus den USA. Der Zustand der Winterweizenpflanzen im wichtigsten Anbaustaat Kansas hat sich weiter verschlechtert. Nur noch 20% der Pflanzen erhalten das Prädikat "gut“ oder "sehr gut“. Vor einem Monat waren es noch 24% gewesen. Zum letzten Veröffentlichungszeitpunkt des nationalen Fortschrittsberichts Ende November fielen in Kansas noch 29% und US-weit 33% in diese Kategorie. Noch dramatischer ist die Situation im ebenfalls bedeutenden Anbaustaat Oklahoma, wo aktuell nur noch fünf Prozent der Winterweizenpflanzen als gut und keine als sehr gut bezeichnet werden.




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