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Interview mit Doug Casey

01.02.2013  |  The Gold Report
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Und nicht nur das: Die US-Regierung hat 50 Millionen Menschen zu versorgen, die von Ernährungsprogrammen und Lebensmittelkarten abhängig sind, 7 Millionen Menschen mit Invalidenrenten und viele Millionen Menschen in staatlichen Programmen wie Medicaid, Medicare, etc.

In meiner Traumwelt würde der Staat nur aus zwei Gründen existieren: Als polizeiliche Macht, um die Bürger zu schützen und als Gerichtssystem, das den Bürger die Möglichkeit gibt, Streit gerichtlich auszutragen. Die Wirtschaft ist hingegen viel zu wichtig, als dass man sie dem Staat zu überlassen darf und jenen Menschen, die zufällig für den Dienst in der Wirtschaft bestimmt wurden.

Die Fiskalklippe und der Staatsbankrott sind deshalb entscheidend, weil die Existenzgrundlagen so vieler Menschen vom Staat abhängen. Die US-Regierung ist Kunde der meisten Großunternehmen. Man sagt, dass 37% der US-Amerikaner ihr Einkommen vom Staat beziehen. Das ist eine gigantische Verzerrung, die der Wirtschaft seit Jahrzehnten auferlegt wird, und diese muss rückgängig gemacht werden.


The Gold Report: Kann sie langsam, über Jahrzehnte hinweg, zurückgefahren werden, oder müssen wir über die Klippen gehen?

Doug Casey: Die Verzerrungen ließen sich langsam über Jahrzehnte hinweg zurückfahren, aber das würde eine völlige veränderte Denkweise der US-Amerikaner voraussetzen. Die Leute, die aktuell für das Präsidentenamt oder einen Sitz im Kongress kandidieren, oder für Sitze auf bundesstaatlicher oder lokaler Ebene, denken doch, der Staat sei ein zauberhaftes Schlaraffenland.

Dieses Problem wird solange ungelöst bleiben, solange sich an dieser Einstellung nichts ändert; und ich kann nicht erkennen, dass das passiert. Im Grunde muss man sogar davon ausgehen, dass es noch schlimmer wird.


The Gold Report: Die europäischen Länder setzen auf rigide Spar- und Kürzungspolitik. Kann Europa damit die Kurve kriegen, oder wird mit dieser Politik nur ein langsamer, schmerzhafter Weg zum selben Abgrund beschritten?

Doug Casey: Europa befindet sich in einer viel schlechteren Verfassung als die Vereinigten Staaten. In der Psyche des Durchschnittseuropäers ist der Sozialismus zutiefst verwurzelt. Die europäische Vorstellung von Austerität ist die, dass einige staatliche Programme an den Rändern beschnitten werden und man kosmetische Änderungen vornimmt. Vielleicht wird in den Schlagzeilen hier und da mal ein besonders unerhörtes Beispiel von Korruption angeprangert. Das ist reine Öffentlichkeitsarbeit und nichts Konkretes. Aber das Übel bei der Wurzel zu packen, ist ein absolutes Tabuthema. Man glaubt dort immer noch, Sozialismus, Wohlfahrtsstaat und alle möglichen staatlichen Interventionen seien moralisch korrekt. Die meisten Europäer wollen einen stärkeren Staat, finanziert mit Geldern, die der schrumpfenden Gruppe produktiver Steuerzahler gestohlen werden.

Die meisten Europäer glauben, der Staat müsste für ihren Lebensunterhalt aufkommen und die Reichen sollten für die Finanzierung Federn lassen. Ohne Tumult können sich solche Denkweisen nicht ändern. In Europa gibt es keinen Impuls für schrittweise Änderungen oder eine Wende.


The Gold Report: Ein Kapitel Ihres Buches heißt "Über das Jahr 2013", in dieser Unterhaltung meinen Sie, 2013 werde ein unschönes Jahr - aber nur der Anlauf für 2014. Nichtsdestotrotz scheinen sich jetzt positive Wirtschaftstrends durchzusetzen: Das Ende der quantitativen Lockerungen zu Jahresende, steigende Öl-und Gasproduktion im Inland, was auf Jahrzehnte die Energiekosten senken wird, mehr Jobs in der Industrie und weniger Arbeitslosigkeit. Verdeckt die langsame Wirtschaftserholung die Auswirkungen der Defizite und unfundierten Verbindlichkeiten? Verschafft das den Politikern die Möglichkeit, weiter Zeit zu schinden? Warum werden die Jahre 2013 und 2014 so schlimme Jahre werden?

Doug Casey: Die meisten Informationen, die die Menschen über die aktuellen Entwicklungen erhalten, stammen aus der populären Presse, und die ist fast schon zur fünften staatlichen Gewalt geworden - gleich nach all den staatlichen Agenturen, die zur vierten Staatsgewalt geworden sind.

Zur positiveren Lage Folgendes: Ja, es macht den Anschein, als würde es gerade besser laufen, weil wir gerade nicht mitten im Chaos stecken. Eigentlich stecken wir aber mittendrin, allerdings im ruhigen Sturmzentrum. Jene Billionen Währungseinheiten, die geschöpft wurden und werden, erwecken bei vielen Menschen das Gefühl, man sei wohlhabender als man eigentlich gewesen wäre.

Ich vertraue den Arbeitslosenstatistiken nicht. Würde man sie nach den Methoden von 1980 erstellen, läge die Arbeitslosenquote aktuell zwischen 13% und 19%. Auch den offiziellen US-Inflationsraten traue ich nicht mehr als denen der argentinischen Regierung.

Es liegt im Interesse des Staates, die offiziellen Zahlen so niedrig wie möglich zu halten, unter anderen weil die staatlichen Leistungen - wie die Sozialversicherung - inflationsbereinigt gezahlt werden. Zudem herrscht in den staatlichen Stellen die Vorstellung, dass die Wirtschaft mehr von Psychologie als von Wirklichkeit abhängt, und keiner möchte eine Panik auslösen. Ich schlage vor, die Leute sollten jetzt in Panik verfallen, um den Andrang später kurz vor Schluss zu vermeiden. (Lacht.)

Was die Erdölressourcen angeht, so glaube ich persönlich an die Peak-Oil-Theorie, d.h. dass die Lagerstätten mit dem billigen, leichten Rohöl schon gefunden wurden. Rohöl ist extrem schwer zu finden. Ich bin aber auch der Meinung, dass neue Technologien alle Energieprobleme lösen werden, Öl ist im Grunde eine sehr einfache Mischung aus Wasserstoff und Kohlenstoff. Mit Technologie sind wir in der Lage, so gut wie alles zu schaffen, es gibt also keinen Grund, anzunehmen, dass uns das Öl jemals ausgehen wird. Fracking und Horizontalbohrtechnik werden große Mengen Kohlenwasserstoffe verfügbar machen. Es ist allerdings eine Frage der Kosten.




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