Interview mit Doug Casey
01.02.2013 | The Gold Report
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The Gold Report: Denken Sie, dass auch andere Wirtschaftsbereiche zusammen mit dem Anleihemarkt einbrechen werden? Oder denken Sie, dass steigende Zinssätze, die Regierungen dazu bewegen werden, noch mehr Geld zu drucken, was schließlich zu einer Hyperinflation führt? Doug Casey: Die Möglichkeit einer katastrophalen Deflation ist immer gegeben - und das ist besser als die zweite Möglichkeit - eine katastrophale Inflation. Letzten Endes ist eine Depression aber unausweichlich - und in der befinden wir uns ja auch schon. Aktuell werden sich die Entscheidungsträger wohl dafür entscheiden, noch mehr Geld zu schöpfen.
Staaten besorgen sich ihre Einnahmen auf drei Wegen. Erstens durch Vermögenskonfiszierung über die Besteuerung der Staatsbürger - es gibt hunderte verschiedene Steuern, und die sind aktuell alle recht hoch. Zweitens durch Kreditaufnahme. Viele Staaten sind derzeit unglaublich verschuldet und kreditunwürdig, und diese Schulden werden nie zurückgezahlt. Der dritte Weg ist die Geldschöpfung.
Man wird nicht aufhören, Geld zu drucken, weil das 1.) der einzige Ausweg ist, und weil Politiker, die sich als Ökonomen ausgeben 2.) tatsächlich glauben, dass Gelddrucken ein guter Weg sein, die Wirtschaft zu stimulieren.
The Gold Report: Wird das zum Zusammenbruch der Anleihemärkte führen oder zu einer Hyperinflation - oder ist das ein und dieselbe Sache?
Doug Casey: Das eine könnte auf das andere folgen. Man darf nicht vergessen, dass diese Anleihen eine gleich dreifache Bedrohung für Ihr Vermögen darstellen: Zinsrisiko, Inflationsrisiko und Ausfallrisiko. Wer heute Anleihen besitzt, hält damit eine Vermögensanlage ohne Risikovergütung. Die Risiken am Anleihemarkt waren nie größer und die Renditen nie geringer. Wir haben den Höhepunkt einer der größten Bubbles der Geschichte erreicht.
The Gold Report: Wenn wir tatsächlich schon am Höhepunkt sind, wie könnte man dann das eigene Vermögen schützen und die nächsten zwei, drei Jahre überstehen?
Doug Casey: Landwirtschaft und Ackerland werden immer beliebter. Ich mag beides. Ich bin nicht gerade verrückt auf Getreide- und Soja-Investments, weil das immer sehr politische Rohstoffe sind; zudem haben die Preise für landwirtschaftlich nutzbares Land in Reaktion auf die gestiegenen Getreidepreise gewaltig angezogen. In Grunde gibt es nirgendwo mehr Schnäppchen.
Rinder mag ich ganz besonders, weil die Herdenbestände ein Generationstief erreicht haben. Sie wurden abgebaut, weil sie jahrelang ein unrentables Geschäft waren. Aber für die meisten sind Viehherden keine praktische Investition.
Das Praktischste, was ein normaler Investor machen kann, sind größere Edelmetallpositionen. Man sollte aber das Metall besitzen. In den kommenden Jahren, wenn die Staaten ihre Währungen in die Luft gejagt haben, werden Gold und Silber wieder den Rang des Geldes haben.
The Gold Report: Wie groß sollte Edelmetallanteil im Portfolio sein?
Doug Casey: Abgesehen von meinem Haus, meinem Unternehmen und teuren Konsumgütern hätte ich kein Problem damit, den größten Teil meiner Finanzanlagen in Edelmetalle zu stecken.
Der Aktienmarkt interessiert mich heutzutage nicht so sehr. Der Rentenmarkt eignet sich wie gesagt aktuell bestens für Short-Positionen. Immobilien sind mit Sicherheit schon deutlich billiger als zuvor, aber sie schwimmen in einem Schuldenmeer. Und das ist nicht gut. Zudem lassen sie sich am einfachsten von Staat besteuern.
Natürlich stellt sich dann die Frage, ob man sein Vermögen in Geld halten sollte. Der Dollar ist eine ungesicherte Anlage eines bankrotten Staates und wird in den kommenden Jahren auch eine heiße Kartoffel bleiben. Wenn schon Geld, dann auf jeden Fall Edelmetalle - auch zu den heutigen Preisen. Und dann sollte man auch nach Spekulativanlagen an den Märkten Ausschau halten. Wenn die Inflation anzieht und die Märkte in den kommenden Jahren immer chaotischer werden, dann wird man sich zur Spekulation gezwungen sehen. Das ist leider so.