Interview mit Doug Casey

The Gold Report: Wo würde man dann spekulieren?

Doug Casey: Spekulieren bedeutet, von politisch verursachten Verzerrungen im Bereich der Märkte zu profitieren. Im Grunde wettet man damit gegen den Staat, und zockt nicht bloß am Markt herum.

Die beste Spekulation, der am meisten geschundenen Markt, sind aktuell die Bergbau-Explorer-Werte, Junior-Rohstoffaktien. Weltweit werden mehrere tausend von ihnen an den Börsen gehandelt. Die meisten sind keine “Investitionen” im eigentlichen Sinne, sondern "brennende Streichhölzer"; aber im Vergleich zu den Edelmetallkursen haben sie fast Allzeittiefs erreicht. In den vergangenen Jahren hatten sie keinen wirklich guten Bullenmarkt erlebt, also sind sie auch ein exzellenter Ort, um einen Teil seines Kapitals mit Aussicht auf potentiell enorme Gewinne anzulegen.


The Gold Report: Wie selektiv müssen Investoren in diesem Bereich aber sein?

Doug Casey: Es gibt einen alten Spruch im Bereich der Minenwerte: Wenn der Wind weht, fliegen auch die Truthähne. Das stimmt. Wenn die Öffentlichkeit Blut geleckt hat und Gold und Silber Gas geben, dann wird jeder Mist angepriesen. Es wird viel Geld für Promotion ausgegeben, anstatt es in die Exploration vor Ort zu stecken.


The Gold Report: Sollten die Investoren noch solange warten, bis die Anleihemarkt-Bubble möglicherweise dieses oder nächstes Jahr platzt? Könnten die Kurse nicht sogar noch weiter sinken, wenn die Bubble erst einmal platzt?

Doug Casey: Das wäre durchaus eine Möglichkeit. Wenn man spekulieren möchte und am Futures-Markt mitmischen will, dann langfristige Anleihen leerverkaufen. Darüber kann man sich ein wenig absichern.

Man muss natürlich mit dem Timing am Markt richtig liegen. In der Vergangenheit wurden Unternehmensanteile für die Hälfte ihres Eigenkapitals verkauft, da hat man alle Besitztümer des Unternehmens gratis bekommen und darüber hinaus noch die Hälfte des Eigenkapitals.

Es lässt sich nicht vorhersagen, wie billig der Markt werden kann. Bei diesen kleinen Aktien kann alles passieren, aber jetzt ist es wohl an der Zeit, Qualitätswerte zu akkumulieren.


The Gold Report: Ihre beiden Bücher “Totally Incorrect” und zuvor schon “Conversations with Casey” stimmen nachdenklich und sind gleichzeitig unterhaltsam. Was hat Sie zu diesen Unterhaltungen und deren Veröffentlichung bewogen?

Doug Casey: Niemand in den Massenmedien und auch kein Politiker traut sich heute zu sagen, dass der Kaiser keine Kleider trägt. Und deshalb mache ich das. Ich sage viele Dinge, die man so nicht unter Freunden auf Cocktailpartys zu hören bekommt.


The Gold Report: Nur zu wahr. Die Gespräche auf Cocktailpartys drehen sich eher ums Wetter, Sport, vielleicht Entertainment; aber über Regierung oder Religion redet niemand. Aber warum?

Doug Casey: Dafür mache ich teilweise das Bildungssystem verantwortlich. Im letzten Jahrhundert lernte man Latein, Griechisch und las die Klassiker. Das Ziel war, zu verstehen, was die Menschen vor tausenden Jahren dachten und sagten, um dann darüber Aussagen zu treffen, ob sie Recht hatten und inwieweit diese Gedanken heute noch von Bedeutung sind. Bildung heute ist oberflächlich und bruchstückhaft. Keiner liest heute in der Schule noch klassische Bücher; nur noch politisch Korrektes, das vom Schulrat abgesegnet wurde. Die Schüler haben eine halbe Stunde Geographie bei einem Lehrer, der wohlmöglich nie ins Ausland gereist ist, oder vielleicht nie den Bundesstaat oder die Provinz verlassen hat. In vielen Hinsichten hat sich Bildung in politische Indoktrination verwandelt.


The Gold Report: Wird verstärkter Zugang zum Internet, wo man so gut wie alles googeln und sich ganz spezifischen Themen und Gebieten widmen kann, das Bedürfnis der Menschen nach viel sagenden Unterhaltungen ändern?

Doug Casey: Das Internet ist die beste Erfindung nach den beweglichen Lettern. Anstatt viele Jahre und gewaltige Summen für einen Unibesuch fehlzuinvestieren - wo nur dem anderen Geschlecht nachgestellt und getrunken wird, wo die Qualität der Lehre unsicher ist und Themen durchgenommen werden, die die Köpfe der Studenten zukleistern - Gender Studies, Politikwissenschaft, Englisch, etc. - so kann man sich heute, wenn man es wirklich will, die Bildung aus dem Internet holen.

Dass man nicht alles glauben kann, was man im Internet findet, trifft genauso auf das zu, was man in Büchern und Zeitungen zu lesen bekommt.


The Gold Report: Das ist ein perfektes Beispiel dafür, warum ihr Buch "Totally Incorrect" heißt. Danke für diese Konversation.


Hier finden Sie mehr Informationen zu Doug Caseys Buch “Totally Incorrect.”

Doug Casey, Chairman von Casey Research LLC, ist der internationale Investor in Person. Lange Zeit seines Lebens verbrachte er in bisher über 175 verschiedenen Ländern - in 12 von ihnen lebte er. Und Doug Casey ist jemand, der buchstäblich das Buch zum Kriseninvestment geschrieben hat. Genauer betrachtet sogar zweimal. Nach “The International Man: The Complete Guidebook to the World"s Last Frontiers” von 1976, brachte er 1979 "Crisis Investing: Opportunities and Profits in the Coming Great Depression" heraus. Der Nachfolger seines wegweisenden Buches, in dem er den Zusammenbruch des Saving-and-Loan-Sektors vorsagte und seine Leser, die seinen Empfehlungen folgten, mit spektakulären Gewinnen belohnte, kam dann 1993 mit "Crisis Investing for the Rest of the Nineties". Zwischendurch brach sein Buch "How to Profit from the Coming Inflationary Depression" den Rekord für den größten Vorschuss, denn es je für ein Finanzbuch gegeben hatte. Doug Casey war zu Gast bei NBC News, CNN und National Public Radio. Er war auch zu Gast bei David Letterman, Larry King, Merv Griffin, Charlie Rose, Phil Donahue, Regis Philbin und Maury Povich. Er war das Thema zahlreicher Zeitschriftenausgaben (Times, Forbes, People, US, Barron’s und Washington Post) - ganz zu schweigen von den zahllosen Artikeln, die er für seine eigenen zahlreichen Webseiten, Publikationen und Abonnenten verfasst.


© Karen Roche
The Gold Report



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Dieser Artikel wurde am 28. Januar 2013 auf www.theaureport.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.