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Interview mit Doug Casey

01.02.2013  |  The Gold Report
- Seite 3 -
The Gold Report: Warum aber 2013?

Doug Casey: 2007 erfasste uns der vordere Teil des Finanz-Hurrikans. 2010 bis 2012 drucken die Regierungen weltweit Billionen neuer Währungseinheiten. Die Finanzprobleme der Banken, Broker, Hedgefonds oder Großunternehmen wurden damit nicht gelöst - wenn ein Schnapsbruder eine Million bekommt, sind viele seiner Probleme ebenfalls vorübergehend gelöst - aber irgendwann werden diese Dollars, die derzeit noch abgesondert werden, in den Umlauf gelangen. Das wird einen gewaltigen Anstieg aller Preise verursachen.

Probleme lassen sich nicht allein durch das Drucken von Papierzetteln lösen. Wohlstand erreicht man nur, indem man mehr produziert als man verbraucht und das Verbleibende spart. In den USA, in Westeuropa und in vielen anderen Teilen der Welt wird aber mehr konsumiert als produziert. Man lebt von geliehenem Geld und belastet die Zukunft mit einer Schuldhypothek. Das trifft auf Staaten wie auf Individuen zu.


The Gold Report: Das ist die Überleitung zu einem weiteren Konversationskapitel Ihres Buches mit dem Titel "The Morality of Money". In dieser Unterhaltung behaupten Sie, der Ausbau von Vermögen sei von großem sozialem wie auch persönlichem Nutzen. Sie sagen: “Dass der Ausbau von Vermögen von persönlichem Nutzen ist, scheint jedem klar, der soziale Nutzen wird aber häufig nicht erkannt. Einfach ausgedrückt: Fortschritt braucht Kapital. Neue Großprojekte - von Wasserkraftwerken bis hin zu Raumschiffen - benötigen gewaltige Kapitalmengen. Um das finanzieren zu können, muss sich Vermögen in privaten Händen angesammelt haben. Wenn sich die Welt bessern soll, brauchen wir große Kapitalquellen, die intelligent investiert werden."

Sie hatten gesagt, die Aufgabe des Staates solle sich auf polizeilichen Schutz und die rechtliche Beilegung von Streitigkeiten beschränken. Wenn für die Verbesserung der Welt aber enorme Kapitalmengen benötigt werden, wer wäre dann besser für intelligente Investitionen geeignet: eigennützige Individuen oder eigennützige Staaten?

Doug Casey: Was ich jetzt sage, könnte viele Menschen schockieren: Ich bin nicht der Meinung, dass staatliche Institutionen überhaupt existieren sollten, oder das sie überhaupt notwendig wären. Der Staat gründet auf Macht und Zwang. Im Grunde kommt die staatliche Macht aus den Gewehrläufen, wie schon Mao Zedong meinte. Ich denke aber nicht, dass eine zivilisierte Gesellschaft so funktionieren sollte. Der Staat ist und war aus sich heraus nie ein Produzent. Er ist Konsument. Seine Einnahmen besorgt er sich durch Diebstahl.

Ich bin Anarchist. Entgegen der gängigen Meinung hat Anarchie nichts mit Typen in schwarzen Klamotten zu tun, die kleinen runden Bomben in ihren Händen anzünden. Anarchie ist ein System der Selbstbestimmung; es gibt keinen, der einem sagt, was man zu tun und zu lassen hat.


The Gold Report: Aber wenn die Zivilisation für den Fortschritt enorme Kapitalmengen benötigt, können wir dann davon ausgehen, dass die Vermögenden ihr Kapital bedacht und zum sozialen Wohl einsetzen?

Doug Casey: Man kann nicht davon ausgehen, dass irgendjemand irgendetwas tut; aber die Tatsache, dass die Vermögenden viel Geld haben, zeigt, dass sie sich gut aufs Geldverdienen verstehen - also auch gut im Erzeugen und Bewahren von Vermögen sind. Staaten sind hingegen nicht für ihre produktive Kraft bekannt - ihre Geschichte ist zum großen Teil von Kriegen, Verfolgungen, Konfiszierungen und allgemeiner Repression geprägt. Menschen, die sich vom Staat angezogen fühlen, sind genau aus diesen Gründen problematisch.

Die meisten reichen Menschen, wie heute zum Beispiel Warren Buffet oder Sam Walton vor einigen Jahrzehnten, interessierten sich nicht für Konsum. Sie interessierten dafür, wie man mehr Kapital schaffen kann. Man sollte besser jenen Leuten vertrauen, die Kapital schaffen als jenen staatlichen Vertretern, die Dinge aus politischen aber nicht ökonomischen Motiven tun.


The Gold Report: In Kapitel über das Jahr 2013 dreht sich die Unterhaltung um den Rentenmarkt; sie sagen: “Wir nähern uns dem absoluten Höhepunkt der Anleihe-Bubble an. Die Zinssätze in den entwickelten Ökonomien der Welt liegen aktuell bei zwei Prozent, einem Prozent oder sogar im negativen Bereich. Das lässt die Anleihe-Bubble wahrhaft katastrophale Ausmaße annehmen. Wenn Sie platzt, wird sie um ein Vielfaches schwerere Schäden anrichten als der Crash der Technologieaktien 2001, oder der Immobilienmarktcrash 2008.“

Doug Casey: Das ist ein weiterer Grund, warum ich der Meinung bin, dass 2013 und 2014 so turbulente Jahre werden. Aktuell scheinen die Zinssätze ein Allzeittief erreicht zu haben. Wir haben eine Bubble am Anleihenmarkt. Die niedrigen Zinsen ermutigen die Menschen aber, Kredite aufzunehmen - nicht aber zu sparen. Sparen - und zwar so viel wie möglich - ist jedoch absolut entscheidend, denn dann wird eine Person oder eine Gesellschaft mehr produzieren als konsumieren. Wenn die Zinssätze wieder steigen, wird der Nominalwert der Anleihen kollabieren. Viele Privatpersonen und viele Regierungen schlagen sich aber schon bei diesem niedrigen Zinsniveau mit den monatlichen Zinsleistungen herum. Wie wollen sie das noch schaffen, wenn die Zinssätze steigen?

Diese Anleihe-Bubble wird viel schwerwiegender als die Aktienmarkt-Bubble, denn heute kauft einfach jeder irgendwelchen Schrott mit einer Verzinsung von 2 %. Das wird viel ernster werden als der Crash der Technologieaktien oder der Crash am Immobilienmarkt. Die Geldmärkte sind doch viel größer.

Ich bedauere alle, die jetzt an den Anleihemärkten auf Renditejagd sind. Anstatt risikofreier Gewinne werden sie gewinnfreie Risiken bekommen.




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