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IEA äußert sich erstmals besorgt über hohen Ölpreis

01.02.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis ist in der Nacht auf ein 3½-Monatshoch von knapp 116 USD je Barrel gestiegen. Preisunterstützend ist die Nachricht, dass die OPEC-Ölproduktion im Januar Umfragen von Bloomberg und Reuters zufolge auf ein 15-Monatstief von ca. 30,5 Mio. Barrel pro Tag gesunken ist. Die OPEC-Produktion liegt aktuell nur noch 500 Tsd. Barrel pro Tag über dem Zielwert. Somit wird das Überangebot weiter zurückgeführt. Maßgeblich für die Produktionskürzung um 1,5 Mio. Barrel pro Tag in den letzten vier Monaten ist der größte OPEC-Produzent Saudi Arabien. Dieser förderte im Januar 9,1 Mio. Barrel pro Tag, was dem tiefsten Stand seit Mai 2011 entspricht. Zudem ist die Ölproduktion in Libyen aufgrund von Protesten im Januar auf 1,1 Mio. Barrel pro Tag zurückgegangen. Die zunehmenden geopolitischen Spannungen dürften den Ölpreisen weiteren Auftrieb geben. So hat der Iran neue Urananreicherungsanlagen installiert. Zudem droht nach dem Luftangriff Israels auf Ziele in Syrien eine weitere Verschärfung der Krise im Nahen Osten.

Einem weiteren Preisanstieg dürfte die gestrige Verbalintervention des IEA-Chefvolkswirtes entgegenstehen, welcher sich erstmals seit langem besorgt über die Auswirkungen der hohen Ölpreise auf die Wirtschaft äußerte. Gleichzeitig stellt die IEA aber in Aussicht, ihre Prognose für die globale Ölnachfrage im Jahr 2013 erneut anzuheben, nachdem man diese bereits Anfang Januar um 240 Tsd. Barrel pro Tag erhöht hatte. Der Brentpreis war im Frühjahr 2012 nach der Androhung der Freigabe strategischer Reserven durch die USA, Frankreich und Großbritannien nicht weiter gestiegen und in den darauffolgenden Monaten deutlich gefallen. Mit einer derartigen Androhung ist aber erst bei Preisen von mehr als 120 USD je Barrel zu rechnen.

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Edelmetalle

In Südafrika könnte den Minenproduzenten neues Ungemach drohen. Denn der staatliche Energieversorger Eskom plant, ab 1. April die Strompreise in den nächsten fünf Jahren im Durchschnitt um jährlich 16% zu erhöhen. Gegen diesen geplanten Anstieg protestiert vor allem der Verband der südafrikanischen Minenproduzenten stark. Insbesondere die energieintensive Platin- und Goldminenproduktion wäre hiervon negativ betroffen. Angaben des Verbands zufolge haben sich die Strompreise bereits in den vergangenen fünf Jahren verdreifacht und würden sich in den nächsten Jahren nochmals verdoppeln.

Die im Zuge der Streiks durch Lohnzugeständnisse ohnehin schon stark betroffenen Minenproduzenten würden sich damit abermals steigenden Produktionskosten ausgesetzt sehen. Schon jetzt sind 25% der südafrikanischen Platinminen unrentabel. Ein neuerlicher Kostenanstieg dürfte zu weiteren Minenschließungen und Entlassungen führen. Neben einem daraus folgenden geringeren Angebot auf dem Weltmarkt könnten auch die Streiks wieder aufflammen, was auch aus diesem Grund zu weiteren Produktionskürzungen führen könnte. Dies sollte sich in merklich steigenden Preisen vor allem für Platin und Palladium bemerkbar machen.


Industriemetalle

Der chinesische Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe (PMI) ist im Januar unerwartet auf 50,4 gefallen, bleibt aber damit im expansiven Bereich. Die Erholung der chinesischen Wirtschaft setzt sich dennoch fort, wenn auch mit etwas weniger Dynamik als erwartet. Der Rückgang könnte auch im Zusammenhang mit dem Anfang Februar stattfindenden Neujahrsfest stehen, in dessen Vorfeld die Aktivitäten bereits reduziert wurden. Die Reaktion der Metallpreise auf die Daten war daher auch verhalten. Heute Nachmittag wird das US-Pendant zum chinesischen PMI, der ISM-Index, veröffentlicht. Daneben dürften die Marktteilnehmer auch mit Interesse die Daten zum US-Arbeitsmarkt verfolgen. In den Lagerhäusern der Börse Shanghai kam es in dieser Woche die dritte Woche in Folge zu einem moderaten Abbau der Kupferlagerbestände.

Mit gut 197 Tsd. Tonnen bleiben die Kupfervorräte aber auf einem hohen Niveau. An der LME setzt sich der Lageraufbau dagegen mit rasantem Tempo fort. Dort wurde mit knapp 376 Tsd. Tonnen das höchste Niveau seit 13 Monaten erreicht. Ein Abbau der Vorräte wird unter anderem durch die unattraktiven Arbitragemöglichkeiten zwischen den Börsen in London und Shanghai sowie die hohe Produktion in China selbst verhindert. Der Anstieg der Lagerbestände wird bislang von den Marktteilnehmern ignoriert. Dieser wird offenbar durch die positiven Wirtschaftsperspektiven und die zunehmenden Angebotsrisiken überlagert.


Agrarrohstoffe

Der Preis für Rohzucker hat sich von seinem vor einer Woche bei 18 US-Cents je Pfund verzeichneten 2½-Jahrestief um knapp einen Cent erholen können. Unterstützung erhält der Preis sowohl von der Angebots- als auch von der Nachfrageseite. Die Zuckerproduktion im zweitgrößten Produzentenland Indien dürfte im kommenden Erntejahr deutlich niedriger ausfallen. Der Verband der indischen Zuckermühlen geht davon aus, dass die Anbauflächen aufgrund der Trockenheit in den beiden Bundesstaaten Maharashtra und Karnataka reduziert werden. Diese beiden Regionen stehen für knapp die Hälfte der indischen Zuckerproduktion. Auch in der größten indischen Anbauregion Uttar Pradesh dürfte die Zuckerproduktion laut dem Handelshaus Kingsman sinken. In der laufenden Erntesaison belief sich die indische Zuckerproduktion laut USDA auf 25,6 Mio. Tonnen.

Der Verbrauch lag mit 25 Mio. Tonnen nur knapp darunter. Von daher ist es gut möglich, dass auf dem indischen Zuckermarkt im kommenden Erntejahr ein Defizit auftritt und Indien erstmals seit vier Jahren wieder Zucker importieren muss. Im größten Produzentenland Brasilien dürfte die Zuckerproduktion aufgrund einer sehr guten Zuckerrohrernte zwar steigen. Die Produktionsausweitung dürfte aber niedriger ausfallen als es die Zuckerrohrernte erwarten lässt. Denn ein größerer Anteil des Zuckerrohrs dürfte zu Ethanol verarbeitet werden, nachdem die Regierung die Ethanolbeimischung zu Benzin ab dem 1. Mai wieder von 20% auf 25% erhöhen will.




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