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Griechenland dominiert weiter das Geschehen am gesamten Finanzmarkt

10.05.2011  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.30 Uhr) bei 1.4275, nachdem im europäischen Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.4255 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 80.45. In der Folge notiert EUR-JPY bei 114.80, während EUR-CHF bei 1.2495 oszilliert.

Nun was ist schon die Weltwirtschaft, was ist China oder Deutschland - Griechenland ist der Fokus der Welt. Eine Volkswirtschaft, die 2,5% Anteil an der Wirtschaftsleistung der Eurozone hält und eine Staatsverschuldung in Höhe von 340 Mrd. Euro aufweist, ist der Angelpunkt für die Märkte.

Setzen wir das griechische Problem in Relation zu den Interventionen auf G-30 Ebene in der Phase 2008/2009 als es um die Neutralisierung des Lehman-Debakels ging. Seinerzeit wurden 33.500 Mrd. USD an Gesamtinterventionen aufgerufen, die eine profunde Abschirmung der Realwirtschaft auf globaler Ebene ermöglichte.

Soll die Weltwirtschaft am griechischen Staatsverschuldungsproblem, das als Gesamtschuld (ungleich reales Ausfallrisiko) 485 Mrd. USD auf die Beine bringt, scheitern?. Wer glaubt wirklich, dass die Erfolge einer Intervention in Höhe von 33.500 Mrd. USD auf G-30 Ebene durch das Problem Griechenlands aufs Spiel gesetzt werden sollten? Kann das im Interesse des IWF, Chinas, vor allen Dingen Europas oder sogar im Interesse der USA sein? Das Thema Grenznutzen ist hier zu belegen, übrigens ein Paradepferd der "österreichischen Schule".

Die Einlassungen seitens der EZB sind diesbezüglich eindeutig. Bini Smaghi sagte laut Bericht (Quelle Reuters), dass eine Umschuldung Griechenlands das Bankensystem in die Knie zwingen würde. Eine griechische Katastrophe würde die ganze Eurozone in Mitleidenschaft ziehen. Auch ein Austritt Griechenlands aus der Eurozone würde nicht nur Griechenland, sondern auch anderen Ländern schaden. Wer unseren gestrigen Report gelesen hat, fand zu dieser Bemerkung sachlich unanfechtbare Hintergründe.

Herr Nowotny (EZB) sagte, dass eine Umstrukturierung der Schulden in Griechenland ausgeschlossen werden muss. Griechenland müsse die Finanzen in Ordnung bringen. Ja, Letzteres ist unausweichlich. Dabei darf der Rettungsschirm jedoch bezüglich Laufzeiten, Zins und Volumen angepasst werden.

Unsere "Freunde" aus den Ratingagenturen, die bei den USA und UK alle Augen zudrücken, stufen Griechenland weiter herab oder geben bekannt, solche Maßnahmen zu erwägen. Standard & Poors hat die Bonität Griechenlands weiter herabgestuft. Wegen einer steigenden Gefahr einer Umschuldung senkte S&P das Rating um zwei Stufen von BB- auf B. Damit ist die Bewertung nur noch zwei Stufen von "extrem spekulative Anlage mit substanziellem Ausfallrisiko" entfernt.

"Chapeau" - wir diskutieren hier die Begriffe der Prozyklizität und der Ignoranz gegenüber den strukturellen Erfolgen (u.a. Handelsbilanz).

Die Diskussion um den chinesischen Yuan setzt sich fort. Erneute Kritik seitens der USA an China ob der Wechselkurspolitik Chinas sind beim dritten strategischen-wirtschaftlichen Dialog zwischen China und den USA durch Vertreter Chinas zurückgewiesen worden. Dabei verwies Chen Deming darauf, dass der Handelsbilanzüberschuss in den letzten drei Jahren gesunken sei. Losgelöst von diesem Statement ergab sich per April 2011 in der Handelsbilanz Chinas eine handfeste Überraschung. Chinas Handelsbilanz überraschte per April mit einem Überschuss in Höhe von 11,4 Mrd. USD. Die Prognose lag bei 3,05 Mrd. USD. Exporte legten im Jahresvergleich um 29,9% zu, während Importe einen Zuwachs um 28,0% verzeichneten. Der beigefügte Chart unterstreicht dennoch die Richtigkeit der Einlassungen der chinesischen Seite.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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