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Konjunkturoptimismus treibt zyklische Rohstoffpreise

04.02.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis kann seinen Aufwärtstrend fortsetzen, weil die Fortführung der ultra-lockeren Geldpolitik der US-Notenbank nach den etwas schwächer als erwarteten US-Arbeitsmarktdaten vom Freitag gesichert scheint. Zudem überraschte der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe positiv, was für eine anziehende Ölnachfrage im weltgrößten Verbrauchsland USA spricht. Der Brentpreis markierte zusätzlich unterstützt durch die zunehmenden geopolitischen Spannungen im Nahen Osten ein 4½-Monatshoch von 117 USD je Barrel. Der WTI-Preis konnte dagegen zuletzt nicht weiter steigen, so dass sich die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI erstmals seit Jahresbeginn wieder auf knapp 20 USD je Barrel ausweitete. Denn die Durchleitung der Seaway-Pipline wird voraussichtlich bis zum 4. Quartal dieses Jahres eingeschränkt bleiben und somit weniger Rohöl aus Cushing abfließen.

Die spekulativen Finanzanleger setzen ungeachtet dessen auf einen weiter steigenden WTI-Preis. In der Woche zum 29. Januar stiegen die Netto-Long-Positionen bei WTI zum siebten Mal in Folge und erreichten mit 207.054 Kontrakten den höchsten Stand seit März 2012. Die Nachricht hinsichtlich der Seaway-Pipeline könnte die spekulativen Finanzanleger allerdings zu einem teilweisen Rückzug veranlassen und damit den WTI-Preis unter Druck setzen. Der gestiegene US-Benzinpreis – unter anderem ausgelöst durch die Schließung einer Raffinerie an der US-Ostküste und einem Lagerabbau in den USA – lockt auch Finanzanleger an. Die spekulativen Netto-Long-Positionen bei US-Benzin stiegen ebenfalls deutlich und erreichten mit 83.971 Kontrakten den höchsten Stand seit April 2012. Angesichts der noch immer reichlich gefüllten US-Benzinvorräte erachten wir diese Reaktion als übertrieben.

Edelmetalle

Die gegenläufigen Trends bei den Edelmetallen setzen sich fort. So steigt Platin zum Wochenauftakt über die Marke von 1.700 USD je Feinunze und erreicht damit ein 4-Monatshoch. Palladium verteuert sich sogar auf rund 760 USD je Feinunze, was dem höchsten Stand seit September 2011 entspricht. Verstärkt wird der aktuelle Aufwärtstrend bei diesen beiden Edelmetallen durch die spekulativen Finanzanleger, die in der Woche zum 29. Januar in beiden Fällen ihre Netto-Long-Positionen weiter ausgeweitet haben – bei Platin um 6% auf 40,1 Tsd. Kontrakte und bei Palladium um 19% auf 21,8 Tsd. Kontrakte. Dies stellt jeweils Rekordwerte dar. Auch die ETF-Investoren bevorzugen aktuell die industriellen Edelmetalle.

Seit Jahresbeginn verzeichneten die Palladium-ETFs Zuflüsse von 221 Tsd. Unzen bzw. 12%. Nach Zuflüssen von 140 Tsd. Unzen bzw. 9% liegen die Platin-ETFs sogar nahezu auf Rekordhoch. Spiegelbildlich zeigt sich die Lage bei Gold. Seit Jahresbeginn kam es bei den Gold-ETFs zu Abflüssen von 614 Tsd. Unzen (19,1 Tonnen). Noch pessimistischer geben sich die spekulativen Finanzanleger, die in der Woche zum 29. Januar ihre Netto-Long-Positionen um 22% auf 76,5 Tsd. Kontrakte und damit den niedrigsten Stand seit Mitte August abgebaut haben. Die "schwachen Hände" ziehen sich somit weiter aus dem Goldmarkt zurück, was für die langfristigen Preisaussichten positiv ist. Solange der Konjunkturoptimismus die Oberhand behält, dürften die industriellen Edelmetalle dem sicheren Hafen Gold allerdings weiter vorgezogen werden.

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Industriemetalle

Die Metallpreise zeigen sich zum Start in die neue Handelswoche freundlich und legen in der Breite moderat zu. Positive Konjunkturdaten sowohl aus China als auch den USA am vergangenen Freitag – der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe ist beispielsweise auf ein 9-Monatshoch gestiegen - wirken noch nach, so dass die allgemeine Marktstimmung weiter sehr positiv bleibt. Kupfer steigt heute Morgen über die Marke von 8.300 USD je Tonne auf den höchsten Stand seit vier Monaten. Zink verteuert sich sogar auf knapp 2.200 USD je Tonne, was dem höchsten Niveau seit gut zwölf Monaten entspricht. In der Marktpositionierung der spekulativen Finanzanleger spiegelt sich dieser Optimismus allerdings noch nicht wider. Denn in der Woche zum 29. Januar wurden die Netto-Long-Positionen bei Kupfer auf ein 8-Wochentief von 14,4 Tsd. Kontrakten abgebaut.

Der jüngste Preisanstieg erfolgte jedoch größtenteils nach dem Datenstichtag und ist daher noch nicht in der aktuellen Statistik enthalten. Für weiter steigende Kupferpreise spricht u.a. ein heraufziehender Konflikt in Bezug auf die sich derzeit im Bau befindliche weltweit größte Kupfermine Oyu Tolgoi in der Mongolei. So möchte die mongolische Regierung mehr Kontrolle über das Projekt erhalten, nachdem die Kosten eigenen Angaben zufolge explodieren. Der Minenbetreiber Rio Tinto, dem 66% des Projekts gehören, hat bereits mit einem vorübergehenden Baustopp gegen die Pläne der Regierung gedroht. Damit könnte sich die Inbetriebnahme der Mine verzögern, womit dem Weltmarkt Angebot fehlen würde.

Agrarrohstoffe

Der meistgehandelte Kontrakt für Robusta-Kaffee an der LIFFE in London hat nach einem mehrtägigen Anstieg erstmals seit Ende Oktober 2012 wieder die Marke von 2.000 USD je Tonne genommen und schloss am Freitag bei 2.049 USD je Tonne auf einem 3-Monatshoch. Seit Erntebeginn Ende September hatten die Preise zwischenzeitlich mehr als 10% nachgegeben. Hauptgrund für den jüngsten Preisanstieg ist die Annahme, dass Anbieter im größten Anbauland Vietnam in bedeutender Menge Kaffee zurückhalten, um höhere Preise zu erzielen. Bereits in den Vorjahren war diese Strategie mehrfach aufgegangen und hatte die Preise vorübergehend auf höhere Niveaus gehoben. Durch die Rekordernte im letzten Jahr haben die Anbieter ein ausreichendes Liquiditätspolster, um die bevorstehende Feiertagssaison abwarten zu können. Allerdings dürfte die im Dezember beendete Ernte deutlich geringer ausgefallen sein als die rekordhohe Vorjahresernte von 1,65 Mio. Tonnen.

Es besteht lediglich noch Uneinigkeit darüber, wie stark der Rückgang ausgefallen sein dürfte. Während die Kaffee- und Kakaovereinigung Vietnams Ende Januar das Minus auf 25% bezifferte, rechnen von Bloomberg befragte Händler mit einem Minus von 15%. Zusätzlich profitiert Robusta-Kaffee von einer stärker steigenden Nachfrage, nachdem viele Verarbeiter ihren Anteil an Robusta nach den Preisspitzen bei Arabica-Kaffee in 2010 und 2011 erhöht haben.



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