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Griechenlandproblem dominiert weiter Märkte und steigert Liquiditätspräferenz

12.05.2011  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.25 Uhr) bei 1.4225, nachdem im US-Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.4173 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 81.20. In der Folge notiert EUR-JPY bei 115.45, während EUR-CHF bei 1.2605 oszilliert.

Das Griechenlandproblem bestimmt die Märkte weiter. Wir haben am Montag die Situation Griechenlands bezüglich Konjunktur und Verschuldung im Status beschrieben. Die Erfolge der Reformen werden unterbunden durch ein zu hohes und aggressives Reformtempo, das die Konjunktur stranguliert. Ohne Konjunkturstabilität gibt es keinen Nutzen aus der Reformpolitik (Skaleneffekt).

Diese aktuelle Situation ist zu einem guten Teil dem "Merkelismus" zuzuschreiben (2010 März bis Mai zu den Reformen: "Das reicht nicht!"). Mithin trägt die deutsche Politik an der jetzigen Konstellation eine hohe Mitverantwortung. Diesbezüglich ist "Hybris" der deutschen Seite wenig opportun …

Einige deutsche Politiker gefallen sich derzeit in arroganter Attitüde. Sie vergessen, dass auch Deutschland ohne die größten Interventionen der Wirtschaftsgeschichte gescheitert wäre (33,5 Billionen USD). Sie ignorieren, dass wir die ersten Täter beim Bruch des Stabilitätspaktes waren.

Diese Personen blenden aus, dass der aktuelle deutsche Erfolg mit der internationalen Konjunkturlage korreliert ist. Sie bedenken nicht, dass auch das Problem Lehman von angeblichen Profis unterschätzt wurde. Ein allzu arroganter Umgang mit der aktuellen Problematik könnte sich als Spiel mit einem später nicht kontrollierbaren Feuer erweisen. Das Gesamtverschuldungsproblem Griechenlands (ungleich einer theoretisch möglichen Ausfallsumme) liegt bei 340 Mrd. Euro. Das ist im Verhältnis zu einem Interventionsvolumen von 33,5 Billionen USD recht überschaubar …

Reformen können nur wirken, wenn die Wirtschaft nicht vollständig zum Erliegen kommt. Das ist im weiteren Reformprozess Griechenlands und auch der anderen Länder zu würdigen. Fiskallagen folgen Konjunkturlagen. Das sehen wir aktuell in den USA. Das "Federal Budget" lieferte per April ein Defizit in Höhe von -40,49 Mrd. USD. Die Prognose lag bei -62,00 Mrd. USD. Die Steuereinnahmen sprudelten heftiger. In Deutschland erleben wir das seit Anfang 2010. Die konjunkturelle Stabilisierung der Reformländer ist unverzichtbar, um genau diese Effekte auch dort mittelfristig zu forcieren.

Bezüglich der Knappheit an den internationalen Arbeitsmärkten und in den Strukturen bieten die Reformländer Europas mit der Reformpolitik attraktive Angebote bei guter Infrastruktur und westlicher Rechtssicherheit. Ein "runder Tisch", von der EU für investitionswillige große Unternehmen organisiert, könnte durchaus hilfreich sein, um die aktuelle Paralyse zu durchbrechen.

Risikoaversion nimmt zu und eine Liquiditätspräferenz ist klar erkennbar. In dieser Gesamtsituation steht der Euro unter Druck. Die gestrige Erholung hatte schlussendlich eher technischen Charakter. Aktien werden abverkauft, Rohstoffe kommen unter massiven Druck. Erstaunlich ist fraglos, dass Edelmetalle, Währungen ohne Probleme und mit dem bestechendem Attribut echter Knappheit versehen, in einer solchen Situation aggressiv abverkauft werden. Ja, der USD ist da schon besser … "Food for thought"

MBS ließen sich ja auch an naive Finanzmarktteilnehmer aus Europa verkaufen, die glaubten, die Weisheit gepachtet zu haben. Wir verweisen auf die aktuellen Einlassungen von Jim Rogers im Segment "Letzte Nachrichten".

Gestern lieferte die Handelsbilanz der USA per Berichtsmonat März ein Defizit in Höhe von -48,2 Mrd. USD nach zuvor 45,4 Mrd. USD. Bei einer verbesserten Konjunkturlage kommt es in den USA zu höheren Defiziten. Diese Tendenz ist ausgeprägt.

Positiv ist anzumerken, dass die Exporte deutlich von zuvor 165,0 auf 172,7 Mrd. USD zulegten. An dieser Stelle haben wir seit nahezu einem Jahr darauf verwiesen, dass die Teile der US-Wirtschaft, die eng mit Weltwirtschaft verzahnt sind, gut laufen werden. Diese Daten belegen genau diese Entwicklung. Per März 2010 stellten sich die Exporte auf lediglich 150 Mrd. USD. An den Importen ist diese Konjunkturentwicklung auch augenfällig. Per März 2011 nahmen sie von zuvor 210,4 auf 220,8 Mrd. USD zu. Per März 2010 standen sie nur bei 189,7 Mrd. USD.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Erst ein Ausbruch aus der Bandbreite 1.4150 - 1.4600 eröffnet neue Opportunitäten.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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