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Eurozone mit Topwachstum - IWF ohne "Managing Director" - Euro unter Druck!

16.05.2011  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.40 Uhr) bei 1.4100, nachdem im asiatischen Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.4049 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 80.95. In der Folge notiert EUR-JPY bei 114.15, während EUR-CHF bei 1.2575 oszilliert.

Werfen wir zunächst einen Blick auf die Diskontierung der Devisenmärkte, die eindeutig ausfällt. Der Euro ist schwach gegenüber den anderen Hauptwährungen. Gute Daten der Eurozone wurden kurz goutiert mit Höchstkursen des Euros gegenüber dem USD jenseits der Marke von 1.4300. Dann setzten Gewinnmitnahmen und das übliche Griechenlandthema dem Euro zu.

Die Spitze der Neuigkeiten lieferte uns am Wochenende ein Franzose. Der IWF Managing Director Dominique Strauss-Kahn (DSK) wurde in den USA wegen einer angeblich versuchten Vergewaltigung arrestiert. Dieser Umstand hat keine bedeutenden Auswirkungen auf die Handlungsfähigkeit des IWF. Er hat aber Einfluss auf die Psychologie. Er kommt zur Unzeit, da der IWF im Mittelpunkt der Schuldenkrise eine unanfechtbare tragende Position einnehmen muss.

Losgelöst von dem Fall DSK (keine Vorverurteilung) stellt sich die Frage, wo wir bei unseren Eliten angekommen sind?

Doktoren, die eigentlich keine sind, eine Finanzbranche, die in der Bankenaristokratie die Wahrnehmung volkswirtschaftlicher Funktionen vernachlässigt und sich auf Managerebene fürstlich für Versagen und noch fürstlicher für Gewinne bedient. Politiker, die den Dunstkreis der Lobbyisten bevölkern und Top-Talkshows über Griechenland, bei denen die entscheidenden Punkte in "professioneller" Manier ausgelassen werden und damit Stimmungen gefördert werden, die sachlich mehr als unangemessen sind! Diese Welt macht sehr nachdenklich.

Die Zahlen aus der Eurozone waren am Freitag eine positive Überraschung und sie müssen als bestechend klassifiziert werden. Das Wachstum der Eurozone stellte sich auf 0,8% im Quartalsvergleich. Die Prognose war bei lediglich 0,6% angesiedelt.
  • Deutschland ist das Flaggschiff mit +1,5%,
  • Frankreich folgt mit unerwarteten 1,0%,
  • Österreich und Belgien halten die 1%,
  • die Niederlande bringen 0,9%.
  • Italien fällt unangenehm ab mit nur 0,1% Wachstum im Quartalsvergleich.
  • Spanien lieferte dagegen unerwartet mit 0,3% Wachstum im Quartalsvergleich eine positive Überraschung.
  • Das Sorgenkind Griechenland setzte mit einem Anstieg um 0,8% einen unerwartet positiven Akzent (Jahresvergleich -4,8% versus Prognose -6,6%)!
  • Portugal enttäuschte dagegen mit einer Kontraktion in Höhe von -0,7% (Jahresvergleich -0,7%).

Im Jahresvergleich stellte sich das Wachstum auf 2,5% nach zuvor 2,0%. Die Prognose lag bei 2,2%.

Das Wachstum der Eurozone ist erfrischend und dank der vorgenommenen Reformen zukunftsfähig.

Fiskallagen folgen grundsätzlich Konjunkturlagen. Ergo schreitet die fiskalische Gesundung der Eurozone im Gegensatz zu den USA und Japan voran. Diesbezüglich ist die Projektion der EU-Kommission bezüglich der Entwicklung der öffentlichen Defizite der Eurozone beachtenswert. Nachdem 2009 und 2010 Größenordungen von 6,3% und 6,8% des BIP gegeben waren, wird per 2011 ein Defizit von nur noch 4,3% des BIP und 2012 von lediglich 3,5% des BIP erwartet.

Die Unterschiede zu den USA und Japan könnten nicht deutlicher ausfallen. Deren Verschuldungsdaten bewegen sich im 10% Umfeld des BIP. Reformen gibt es dort nicht ansatzweise.

Diese Unterschiede in der Diskontierung in der gegebenen Form sowohl in Talkshows als auch an den Finanzmärkten erfolgreich zu ignorieren, muss als äußerst "professionell" diskontiert werden. "Chapeau"!

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Die Daten aus den USA hatten keine wesentliche Marktwirkung:

Die Verbraucherpreise legten per Berichtsmonat April in den USA im Monatsvergleich um 0,4% zu. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 3,1% nach zuvor 2,7%. Die Preisinflation ist auf dem Vormarsch und die Fed ist hinter der "Kurve".

Das US-Verbrauchervertrauen nach Lesart der Uni Michigan setzte mit einem unerwarteten Anstieg von zuvor 69,8 auf 72,4 Punkte einen positiven Akzent in der vorläufigen Berechnung per Berichtsmonat Mai. Die Prognose war bei lediglich 70,0 Punkten angesiedelt.

Die Bewertung der aktuellen Lage war um 2,3 Punkte niedriger als per April. Dagegen legte die Bewertung der zukünftigen Situation um 5,8 Zähler zu.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD favorisiert. Ein nachhaltiges Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.4420-50 verändert die Situation.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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