Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Finanzanleger reduzieren ihr Engagement deutlich

16.05.2011  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis verliert zum Auftakt der neuen Handelswoche ein knappes Prozent auf 113 USD je Barrel. Preisbelastend wirkt derzeit vor allem der festere US-Dollar, welcher von zunehmenden Sorgen über die Zukunft der Eurozone profitiert. Durch die Verhaftung von IWF-Chef Strauss-Kahn kurz vor dem heutigen Treffen der Euro-Finanzminister ist die rasche Verabschiedung eines neuen Hilfspakets für Griechenland unwahrscheinlicher geworden. Die Flucht in den sicheren Hafen US-Dollar lastet auch auf den Rohstoffpreisen.

Beim Ausverkauf an den Rohstoffmärkten Anfang Mai spielten die Spekulanten offensichtlich eine wichtige Rolle. Bei Rohöl wurden die spekulativen Netto-Long-Positionen in der Woche zum 10. Mai um 25 Tsd. Kontrakte reduziert. Das absolute Niveau der Netto-Long-Positionen ist mit 233.569 Kontrakten allerdings immer noch relativ hoch. Insofern besteht weiteres Korrekturpotenzial, falls Anleger die Zuversicht in einen erneuten Ölpreisanstieg verlieren.

Bei Erdgas kam es dagegen zu einem kräftigen Anstieg der spekulativen Netto-Short-Positionen um knapp 60 Tsd. auf 113.097 Kontrakte. Fast der gesamte Abbau der Netto-Short-Positionen der vergangenen zwei Wochen wurde damit wieder rückgängig gemacht.

China hat die Ausfuhr von Diesel ausgesetzt, um aufgrund eines steigenden Dieselbedarfs für die Stromerzeugung die Verfügbarkeit am heimischen Markt zu verbessern. Die IEA hat in ihrem aktuellen Monatsbericht darauf hingewiesen, dass China aufgrund von Stromknappheit 300 Tsd. Barrel Gasöl pro Tag zusätzlich benötigt. China könnte daraufhin erneut zum Dieselimporteur werden, was den Dieselpreis und damit auch den Ölpreis unterstützen sollte.


Edelmetalle

Die Edelmetalle können sich heute Morgen im Vergleich zu den anderen Rohstoffmärkten gut halten. Der Grund für die fallenden Kurse liegt hauptsächlich in den Unsicherheiten über die weitere Vorgehensweise bei der finanziellen Rettung Griechenlands, die den Euro belasten. Deutschland hat im Vorfeld des heutigen Eurogruppen-Treffens noch strengere Auflagen gefordert. Zusätzlich sorgt die Verhaftung von IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn für Unruhe. Die spekulativen Finanzmarktteilnehmer reagierten auf die Unsicherheiten und reduzieren ihre Netto-Longpositionen bei Silber auf den niedrigsten Stand seit Februar 2010.

Auch bei Gold sind sie so niedrig wie seit März nicht mehr. Die derzeitigen Preisrückgänge dürften daher vorrangig von den kurzfristigen Investoren getrieben sein. Dagegen vermeldet die US-Münzanstalt eine gestiegene Nachfrage nach physischem Gold. Im Mai konnten bisher mehr Münzen verkauft werden als in jedem anderen Monat in diesem Jahr. Auch die Verkaufszahlen des Krügerrands im Mai sind die besten seit 10 Monaten. Die langfristigen Anleger werden daher auch in Zukunft trotz des aktuell schwierigen Marktumfeldes den Goldpreis unterstützen.


Industriemetalle

Die Industriemetalle bleiben zunächst im Fahrwasser der externen Faktoren, wie dem starken US-Dollar und der allgemeinen Schwäche der Aktienmärkte, und geben heute in Breite nach. Die Stimmung der Anleger bei Industriemetallen hat sich zuletzt verschlechtert. In der Woche zum 10. Mai sind ihre Netto-Long-Positionen bei Kupfer an der COMEX um knapp 60% auf lediglich rund 6 Tsd. Kontrakte gefallen, das tiefste Niveau seit Anfang Juli 2010. Wir erachten die Situation als nahezu bereinigt und gehen davon aus, dass die Preiskorrektur bald abgeschlossen sein wird (Grafik des Tages).

Open in new window


Ein Grund zur Sorge vor möglichen Überschüssen bei Metallen waren die zuletzt starken Ausweitungen der Minenproduktion in China. So stieg in den ersten vier Monaten die chinesische Kupferproduktion um 16% auf 1,727 Millionen Tonnen an. Wir glauben jedoch, dass infolge der Schließungen von veralteten Schmelzkapazitäten, der Engpässe bei der Stromversorgung und der im aktuellen Fünfjahresplan vorgesehenen Produktionsziele die Kupferproduktion nicht mehr so stark wie in den Vorjahren ausgeweitet wird.

Die Kupferimporte Chinas dürften somit hoch bleiben und die Preise unterstützen. Darauf deuten außerdem die geringe Verfügbarkeit von Kupferschrott und der starke Rückgang der Lagerbestände in Shanghai hin, die in der Vorwoche mit 105,5 Tsd. Tonnen auf den niedrigsten Stand seit Oktober 2010 fielen. Auch sind die Kupferpreise an der SHFE zuletzt nicht so stark gefallen wie die LME-Preise, was Importe begünstigen und die Preise unterstützen sollte.


Agrarrohstoffe

Die nasse Witterung, insbesondere in Teilen des Mittleren Westens der USA, stützt inzwischen wieder den Maispreis in Chicago, nachdem der monatliche USDA-Bericht zu Angebot und Nachfrage mit einem optimistischer als erwartet ausfallenden Ausblick am Mittwoch auf die Notierungen gedrückt hatte. Realität bleibt nämlich, dass die Aussaat von Mais weiter nur stark verzögert stattfindet. Der heute Abend erscheinende wöchentliche USDA-Bericht zum Stand der Aussaat wird hier wohl keine wesentlichen Änderungen anzeigen.

Der Kakaopreis hat in den vergangenen zwei Wochen stark nachgegeben und steht derzeit bei rund 3000 USD je Tonne. Das durch die politische Krise in der Elfenbeinküste bestehende Risiko von Lieferengpässen hat sich mit deren Beilegung quasi aufgelöst. Die ersten Schiffe mit Kakaobohnen haben das Land nach Aufhebung des Exportverbots und der Sanktionen von Seiten der Abnehmer verlassen. Die Bohnen scheinen die wochenlange Lagerung in guter Qualität überstanden zu haben. Die Lagerbestände in der Elfenbeinküste werden jetzt abgebaut und Platz geschaffen für die nun kommende Zwischenernte, die wie die Haupternte stark ausfallen soll.

In 2010/11 rechnet die Internationale Kakaoorganisation ICCO daher mit einem weltweiten Angebotsüberschuss von fast 120.000 Tonnen. Sie warnt allerdings vor zu viel Optimismus auch für die Saison 2011/12, da unklar ist, ob das Wetter weiterhin so optimale Bedingungen schaffen wird wie in der laufenden Saison.


CFTC Daten: Netto-Long Positionen spekulativer Finanzanleger vs. Preis

Open in new window


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

Open in new window


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"