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Portugal-Abschirmung steht - Griechenland Neuprofilierung möglich - Draghi nominiert!

17.05.2011  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.00 Uhr) bei 1.4170, nachdem im europäischen Handel Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.4244 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 81.15. In der Folge notiert EUR-JPY bei 115.00, während EUR-CHF bei 1.2530 oszilliert.

Das Programm für Portugal steht in einem Volumen von 78 Mrd. Euro. Jeweils ein Drittel tragen davon der IWF, die EU und die Euroländer.

Portugal ist verpflichtet, die Neuverschuldung von 6% per 2011 auf unter 3% per 2013 zu senken. Grundlegende Reformen am Arbeitsmarkt, im Immobilien- und dem Dienstleistungssektor stehen neben Privatisierungen auf der Agenda. Der IWF hat seine Handlungsfähigkeit belegt. Portugal hat nun Zeit, die Reformen anzugehen. Eine Defizitreduktion von 3% des BIP ist sachlich möglich, insbesondere wenn man bedenkt, dass Griechenland alleine im letzten Jahr eine Reduktion der Neuverschuldung um 4,9% des BIP bei einer Kontraktion der Wirtschaft in Höhe von -4,5% auf die Beine gestellt hat.

Für Griechenland wird ein neuer Begriff eingeführt. Eine Neuprofilierung der griechischen Schulden sei möglich. Darunter darf verstanden werden, dass Laufzeitverlängerungen, Zinsänderungen oder Erhöhung der Abschirmung erwogen werden, sofern Griechenland den Rahmen der Reformpolitik nicht verletzt.

Dieser Ansatz ist absolut Ziel führend. Es gilt, den Griechen die Zeit zuzugestehen, dass die implementierten Reformen auch ihre konjunkturelle und in der Folge fiskalische Gesundung bewirken.

Die Euro-Finanzminister nominierten den italienischen Zentralbankchef Mario Draghi für den Chefposten der EZB. Das stellt keine Überraschung dar. Wir sind gespannt, wie schnell er in diese Schuhe wächst. Die Fortsetzung der Stabilitätspolitik der EZB steht mit diesem Wechsel nicht zur Disposition.

Während der Finanzmarkt sich auf die Defizitsituationen in Griechenland und Portugal, die gerade mal 5% der Wirtschaftsleistung der Eurozone stellen und eine Gesamtstaatsverschuldung in Höhe von circa 520 Mrd. Euro aufweisen, einschießt, ergibt sich in den USA eine Verschärfung der Haushaltssituation, die ungleich problematischer ist. Die Neuverschuldung nahm in den USA seit Beginn des Fiskaljahres am 01.10.2010 bisher in nur 8 ½ Monaten um 747 Mrd. USD oder um 526 Mrd. Euro zu. Mit anderen Worten schaffen die USA in diesem Zeitfenster die Gesamtverschuldung Griechenlands und Portugals als Neuverschuldung. "Chapeau!"Aktuell wurde das verfassungskonforme Schuldenlimit in den USA bei 14.300 Mrd. USD erreicht. Bis 2. August ergibt sich für die US-Regierung Spielraum im Rahmen "unorthodoxer Maßnahmen", wie das Aussetzen der Dotierung der Rentenversicherung.

Die "sachliche" und vollkommen "unpolitische" Art und Weise der Diskontierung dieser Tatsache ist durchaus bemerkenswert. Man mag diesbezüglich zu der Einsicht kommen, dass Taschenspielertricks an Finanzmärkten belohnt werden müssen … "Food for thought!"

Die Handelsbilanz der Eurozone offerierte per März einen Überschuss in Höhe von 2,8 Mrd. Euro (Prognose 1,5 Mrd. Euro). Der Vormonatswert wurde von -1,5 Mrd. auf -3,0 Mrd. revidiert. Insgesamt ist die Handelsbilanz damit weitgehend ausgeglichen. Auch hier zeigt sich ein eklatanter Unterschied zu den USA.
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Die Verbraucherpreise der Eurozone verzeichneten laut finaler Berechnung per April einen Anstieg um 2,8%. Das entsprach den Erwartungen.

Herr Trichet zeigt sich gestern noch einmal zuversichtlich, dass die Preisentwicklung nicht überbordet. Kurzfristig widersprechen wir hier nicht. Der Rücksetzer an den Finanzmärkten und wesentlicher an den Rohstoffmärkten per Anfang Mai impliziert in der Tat eine temporäre Umkehr. Gleichwohl wohnt diesem Rücksetzer ein fader Beigeschmack bei. Er wirkt politisch orchestriert. Fakt ist und bleibt, dass die Weltwirtschaft zügig wächst und die Problematik im Bereich der Rohstoffe aber auch zunehmend der Arbeitsmärkte virulent ist und bleibt.

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Der New York Empire State Manufacturing Survey" enttäuschte auf ersten Blick per Mai mit einem unerwarteten Rücksetzer von zuvor 21,7 auf 11,9 Punkte. Die Prognose war bei 20,0 Zählern angesiedelt. Mit Indexständen oberhalb der Nulllinie ergibt sich weiteres Wachstum, das jedoch weniger dynamisch ausfällt.

Die Subindices boten dagegen überwiegend ein anderes Bild. Der Auftragsindex sank von 22,3 auf 17,2 Zähler. Der Beschäftigungsindex legte dagegen von 23,1 auf 24,7 Punkte zu und markierte damit den höchsten Stand seit Mai 2004 („Hours worked“ Höchststand seit März 2006). Auch der Index der Investitionspläne konterkariert die Aussage des Hauptindex mit einem Anstieg von 29,5 auf 30,1 Zähler.

Ergo verstellt der solitäre Blick auf den Hauptindex den Blick für die Gesamtsituation.

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Die langfristigen Kapitalzuflüsse stellten sich per März auf 24,0 Mrd. USD nach zuvor 27,2 Mrd. USD. Der Blick auf den Chart unterstreicht die abnehmende Tendenz in den letzten Monaten.

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Der viel beachtete "NAHB-Index" (National Association of Homebuilders”) verharrte per Mai bei 16 Punkten. Die Prognose war bei 17 Zählern angesiedelt. Damit bleibt das Gesamtbild in diesem Sektor der US-Wirtschaft prekär. Erst bei einem Indexstand von 50 Punkten ergäbe sich eine neutrale Bewertung dieses Sektors.

Der Blick auf den Chart verdeutlicht, dass sich hier eine Bodenbildung auf historisch tiefem Niveau abzeichnet. Von Trendwende kann unverändert nicht gesprochen werden.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD favorisiert. Ein nachhaltiges Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.4420-50 verändert die Situation.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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