Unruhe bezüglich "Neuprofilierung" an den Finanzmärkten
18.05.2011 | Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.40 Uhr) bei 1.4270, nachdem im asiatischen Handel Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.4287 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 81.10. In der Folge notiert EUR-JPY bei 115.70, während EUR-CHF bei 1.2550 oszilliert.
Gestern sank der Euro gegenüber dem USD bis auf 1.4118, nachdem Herr Juncker in seiner Funktion als Chef der Eurogruppe von einem untragbaren Schuldenniveau Griechenlands sprach und der Begriff Neuprofilierung der griechischen Schulden nicht näher definiert wurde. Unsicherheit forciert Risikoaversion. Halten wir inne.
Die Einlassungen Junckers belegen, dass es im Zweifelsfall Anstrengungen geben wird, von Griechenland ausgehende systemische Risiken professionell zu managen. Das ist gut so! Mit anderen Worten findet eine Fortsetzung der Abschirmungspolitik statt. Diese Politik ist der Schlüssel der Stabilisierung des Weltfinanzsystems und der Weltkonjunktur seit 2008. Der Preis für diese Stabilisierung lag in der Spitze bei 33.500 Mrd. USD an Gesamtinterventionen über alle G-30 Nationen. Davon wird heute weniger als ein Drittel genutzt.
Der Erfolg dieser Politik ist Atem beraubend. Dabei darf man einerseits auf die Schwellenländer (50% Anteil der WW) verweisen, man darf aber auch auf gesunde Industrienationen (20% der WW) verweisen. 70% der Weltwirtschaft laufen gut. Fiskalische Gesundung ist in diesen 70% offensichtlich. Damit werden die Wunden der Fiskalintervention geschlossen. 7% der Weltwirtschaft (Irland, Portugal, Griechenland, Spanien, UK) werden reformiert und in eine Spur der Nachhaltigkeit überführt.
Es bleiben die Reformverweigerer USA und Japan mit einem Anteil von 23% an der Weltwirtschaft, die als mittelfristig problematisch bezeichnet werden müssen. Die fiskalische Gesundung der Eurozone in der Gesamtheit ist nachhaltig. In diesem Jahr erwartet die EU-Kommission nur noch eine Neuverschuldung in Höhe von 4,3% des BIP und 2012 3,5% des BIP, ganz im Gegensatz zu den USA und Japan (10-12% des BIP an NVS ohne Reformen!).
Sofern räsoniertes Verhalten gegenüber unseren Reformländern im Rahmen der Abschirmungspolitik fortgesetzt wird und damit eine Chance generiert wird, dass die Reformen auch losgelöst von weiteren Verwerfungen bei politisch orientierten Ratingagenturen und von der Bankenaristokratie dominierten unregulierten CDS-Märkten konjunkturelle und fiskalische Traktion gewinnen, ist es extrem wahrscheinlich, dass diese Defizitprojektionen der EU-Kommission deutlich zu hoch angesetzt sind.
Ich erwarte in Deutschland im laufenden Jahr eine Neuverschuldung im Dunstkreis von 1% des BIP. Bei 3% Wachstum ergibt sich bezogen auf das BIP damit eine rückläufige Schuldenquote. In Deutschland haben wir derzeit sehr viele Protagonisten, die in der medialen Debatte auf sehr hohen Rössern sitzen und dabei vergessen, dass Deutschland als erstes Land den Maastricht Vertrag gebrochen hat und dass unsere Wirtschaft nur dank der G-30 Intervention in Höhe von 33,5 Billionen USD im aktuellen Fahrwasser fährt.
Vor diesem Hintergrund sind die Debatten in der jetzigen Form über Griechenland & Co. nur schwer erträglich. Der Begriff Demut fehlt einerseits und das Verständnis für die Systematik und den Erfolg der Abschirmungspolitik als auch der Respekt für die geleistete und eingeleitete Reformpolitik Europas, die historisch einmalig ist!
Die Wirtschaftsdaten waren gestern wenig erbaulich, das gilt insbesondere für die USA. Der deutsche ZEW-Index sank per Mai unerwartet von zuvor 7,6 auf 3,1 Punkte. Die Prognose lag bei 5,0 Zählern. Damit kam es zum dritten Rückgang in Folge. Wir nehmen dieses "Geräusch" zur Kenntnis.
Positiv überraschte die Bewertung der aktuellen Lage. Hier ergab sich ein Anstieg in der Bewertung von 87,1 auf 91,5 Punkte. Damit wurde ein historischer Höchstwert in dieser seit 1991 erhobenen Zahlenreihe markiert.
Wir freuen uns, dass Finanzmarktteilnehmer wenigstens die aktuelle Situation richtig einschätzen können ….
Neubaubeginne sanken in den USA unerwartet in der annualisierten Fassung per April von zuvor549.000 auf 523.000. die Prognose war bei 568.000 angesiedelt. Die Baugenehmigungen sankenvon 574.000 auf 551.000.
Die US-Industrieproduktion war per April im Monatsvergleich unverändert und verfehlte damit die bei +0,4% angesiedelte Konsensusprognose. Mehr noch wurde der Vormonatswert von +0,8% auf +0,7% revidiert. In der Folge stellte sich die Kapazitätsauslastung auf 76,9 nach zuvor 77,0% (Prognose 77,6%).
Der Blick auf den Chart unterstreicht einerseits die Erholung in diesem Sektor der US-Wirtschaft und andererseits, dass es nach oben noch reichlich Luft gibt, um die Niveaus von 2007/2008 wieder zu erklimmen.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD favorisiert. Ein nachhaltiges Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.4420-50 verändert die Situation.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank
Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.
Gestern sank der Euro gegenüber dem USD bis auf 1.4118, nachdem Herr Juncker in seiner Funktion als Chef der Eurogruppe von einem untragbaren Schuldenniveau Griechenlands sprach und der Begriff Neuprofilierung der griechischen Schulden nicht näher definiert wurde. Unsicherheit forciert Risikoaversion. Halten wir inne.
Die Einlassungen Junckers belegen, dass es im Zweifelsfall Anstrengungen geben wird, von Griechenland ausgehende systemische Risiken professionell zu managen. Das ist gut so! Mit anderen Worten findet eine Fortsetzung der Abschirmungspolitik statt. Diese Politik ist der Schlüssel der Stabilisierung des Weltfinanzsystems und der Weltkonjunktur seit 2008. Der Preis für diese Stabilisierung lag in der Spitze bei 33.500 Mrd. USD an Gesamtinterventionen über alle G-30 Nationen. Davon wird heute weniger als ein Drittel genutzt.
Der Erfolg dieser Politik ist Atem beraubend. Dabei darf man einerseits auf die Schwellenländer (50% Anteil der WW) verweisen, man darf aber auch auf gesunde Industrienationen (20% der WW) verweisen. 70% der Weltwirtschaft laufen gut. Fiskalische Gesundung ist in diesen 70% offensichtlich. Damit werden die Wunden der Fiskalintervention geschlossen. 7% der Weltwirtschaft (Irland, Portugal, Griechenland, Spanien, UK) werden reformiert und in eine Spur der Nachhaltigkeit überführt.
Es bleiben die Reformverweigerer USA und Japan mit einem Anteil von 23% an der Weltwirtschaft, die als mittelfristig problematisch bezeichnet werden müssen. Die fiskalische Gesundung der Eurozone in der Gesamtheit ist nachhaltig. In diesem Jahr erwartet die EU-Kommission nur noch eine Neuverschuldung in Höhe von 4,3% des BIP und 2012 3,5% des BIP, ganz im Gegensatz zu den USA und Japan (10-12% des BIP an NVS ohne Reformen!).
Sofern räsoniertes Verhalten gegenüber unseren Reformländern im Rahmen der Abschirmungspolitik fortgesetzt wird und damit eine Chance generiert wird, dass die Reformen auch losgelöst von weiteren Verwerfungen bei politisch orientierten Ratingagenturen und von der Bankenaristokratie dominierten unregulierten CDS-Märkten konjunkturelle und fiskalische Traktion gewinnen, ist es extrem wahrscheinlich, dass diese Defizitprojektionen der EU-Kommission deutlich zu hoch angesetzt sind.
Ich erwarte in Deutschland im laufenden Jahr eine Neuverschuldung im Dunstkreis von 1% des BIP. Bei 3% Wachstum ergibt sich bezogen auf das BIP damit eine rückläufige Schuldenquote. In Deutschland haben wir derzeit sehr viele Protagonisten, die in der medialen Debatte auf sehr hohen Rössern sitzen und dabei vergessen, dass Deutschland als erstes Land den Maastricht Vertrag gebrochen hat und dass unsere Wirtschaft nur dank der G-30 Intervention in Höhe von 33,5 Billionen USD im aktuellen Fahrwasser fährt.
Vor diesem Hintergrund sind die Debatten in der jetzigen Form über Griechenland & Co. nur schwer erträglich. Der Begriff Demut fehlt einerseits und das Verständnis für die Systematik und den Erfolg der Abschirmungspolitik als auch der Respekt für die geleistete und eingeleitete Reformpolitik Europas, die historisch einmalig ist!
Die Wirtschaftsdaten waren gestern wenig erbaulich, das gilt insbesondere für die USA. Der deutsche ZEW-Index sank per Mai unerwartet von zuvor 7,6 auf 3,1 Punkte. Die Prognose lag bei 5,0 Zählern. Damit kam es zum dritten Rückgang in Folge. Wir nehmen dieses "Geräusch" zur Kenntnis.
Positiv überraschte die Bewertung der aktuellen Lage. Hier ergab sich ein Anstieg in der Bewertung von 87,1 auf 91,5 Punkte. Damit wurde ein historischer Höchstwert in dieser seit 1991 erhobenen Zahlenreihe markiert.
Wir freuen uns, dass Finanzmarktteilnehmer wenigstens die aktuelle Situation richtig einschätzen können ….
Neubaubeginne sanken in den USA unerwartet in der annualisierten Fassung per April von zuvor549.000 auf 523.000. die Prognose war bei 568.000 angesiedelt. Die Baugenehmigungen sankenvon 574.000 auf 551.000.
Die US-Industrieproduktion war per April im Monatsvergleich unverändert und verfehlte damit die bei +0,4% angesiedelte Konsensusprognose. Mehr noch wurde der Vormonatswert von +0,8% auf +0,7% revidiert. In der Folge stellte sich die Kapazitätsauslastung auf 76,9 nach zuvor 77,0% (Prognose 77,6%).
Der Blick auf den Chart unterstreicht einerseits die Erholung in diesem Sektor der US-Wirtschaft und andererseits, dass es nach oben noch reichlich Luft gibt, um die Niveaus von 2007/2008 wieder zu erklimmen.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD favorisiert. Ein nachhaltiges Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.4420-50 verändert die Situation.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank
Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.