Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Energieagenturen uneins über Entwicklung der Ölnachfrage

13.02.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis nähert sich wieder der Marke von 119 USD je Barrel. Der WTI-Preis konnte in der Nacht auf 97,5 USD je Barrel steigen. Preisunterstützend waren Aufwärtsrevisionen der Nachfrageprognosen durch EIA und OPEC sowie fallende Lagerbestände in den USA. Die US-Energiebehörde EIA hat ihre Prognose für das Wachstum der globalen Ölnachfrage in diesem Jahr um 110 Tsd. auf 1,05 Mio. Barrel pro Tag nach oben revidiert. Dies wird allerdings durch ein höheres Ölangebot außerhalb der OPEC kompensiert, welches begünstigt durch die Produktionssteigerungen in Nordamerika um 1,2 Mio. Barrel pro Tag zunehmen soll. Auch die OPEC hat ihre Prognose für den Anstieg der weltweiten Ölnachfrage im Jahr 2013 um 80 Tsd. auf 840 Tsd. Barrel pro Tag erhöht.

Die OPEC-Produktion sank laut OPEC-Monatsbericht im Januar auf 30,3 Mio. Barrel pro Tag. Der Bedarf an OPEC-Öl für 2013 wurde vom Kartell um 130 Tsd. auf 29,8 Mio. Barrel pro Tag angehoben. Das Überangebot am Ölmarkt schrumpft damit weiter. Dagegen hat die Internationale Energieagentur ihre Nachfrageprognose am Morgen unerwartet um 90 Tsd. Barrel pro Tag gesenkt, was den Ölpreisen Wind aus den Segeln nehmen könnte. Der Lagerbericht des American Petroleum Institute zeigte in der Nacht einen Lagerabbau bei Rohöl um 2,3 Mio. Barrel. Noch überraschender war angesichts des reduzierten Betriebs der Seaway-Pipeline der merkliche Rückgang der Cushing-Vorräte um 1,1 Mio. Barrel. Auch bei den Ölprodukten kam es zu einem Lagerabbau. Sollte das US-Energieministerium einen ähnlichen Lagerabbau ausweisen, dürften die Ölpreise weiter steigen.


Edelmetalle

Platin und Palladium waren gestern nicht nur unter den Edelmetallen, sondern unter den Rohstoffen insgesamt die größten Gewinner. Beide hauptsächlich in der Industrie verwendeten Edelmetalle legten um rund 1,7% zu. Der Aufwärtstrend setzt sich heute Morgen fort und Palladium steigt auf knapp 775 USD je Feinunze, was dem höchsten Stand seit Anfang September 2011 entspricht. Platin verteuert sich zwischenzeitlich auf fast 1.730 USD je Feinunze. Im Zuge dessen hat sich die Preisdifferenz zwischen Platin und Gold zeitweise auf knapp 80 USD je Feinunze ausgeweitet, dem höchsten Wert seit mehr als 1½ Jahren. Ausgelöst wurden die gestrigen Preisanstiege durch Meldungen aus Simbabwe.

Demnach hat die Regierung mit sofortiger Wirkung dem größten Platinproduzenten des Landes, Zimplats Holdings Ltd., Land enteignet. Zudem soll zukünftig das aus dem Bergbau gewonnene Platin und Palladium im Land selbst verarbeitet werden, was den Bau von Raffinerien erfordert - eine sehr zeitaufwändige Angelegenheit. Diese Maßnahmen dürften zu Produktionsausfällen führen und könnten das Angebotsdefizit von Platin auf dem Weltmarkt noch vergrößern. Simbabwe war gemäß Johnson Matthey im letzten Jahr das einzige Land, das die Platin- und Palladiumproduktion ausgeweitet hat. Es stand für gut 6% der globalen Platin- und mehr als 4% der globalen Palladiumproduktion. Nach Südafrika besitzt Simbabwe ferner die weltweit zweitgrößten bekannten Reserven von Platin. Wir sehen für Platin und Palladium weiteres Aufwärtspotenzial.

Open in new window


Industriemetalle

Nach dem schwachen Wochenauftakt konnten sich die Metallpreise gestern merklich erholen und in der Breite zulegen. Der Aufwärtstrend setzt sich heute Morgen fort. Zink verteuert sich z.B. auf 2.230 USD je Tonne und damit den höchsten Stand seit September 2011. Am Markt scheint sich die Einschätzung durchzusetzen, dass der Angebotsüberschuss am globalen Zinkmarkt 2013 und 2014 weiter abgebaut wird, da bis zum Jahr 2016 eine Reihe großer Minen geschlossen werden. Dies wird jedoch nicht durch Daten der International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) bestätigt. Die ILZSG erwartet sogar, dass in diesem Jahr die Angebotsausweitung das Nachfragewachstum übersteigt. So bestehen in der Stahlindustrie, wo Zink zur Galvanisierung verwendet wird, weiterhin hohe Überkapazitäten, die jedoch merklich reduziert werden sollen.

Auch die trotz des jüngsten Lagerabbaus noch immer sehr hohen Zinkvorräte in den Lagerhäusern der LME von 1,19 Mio. Tonnen sprechen gegen eine Knappheit am Zinkmarkt. Unseres Erachtens erscheint der letzte Preisanstieg von Zink überzogen und fundamental nicht vollumfänglich zu rechtfertigen. Unterdessen haben zwei Kupferverarbeiter in den USA Klage gegen die Zulassung des physisch hinterlegten Kupfer-ETFs von JPMorgan Chase & Co. eingereicht. Die Unternehmen befürchten eine durch Finanzinvestoren bedingte Verknappung des Marktes, die zu deutlich steigenden Kupferpreisen führen könnte.


Agrarrohstoffe

Die Getreide- und Ölsaatenpreise befinden sich weiter im Rückwärtsgang. Weizen notiert mit 7,30 USD je Scheffel so niedrig wie zuletzt im Juni 2012. Mit knapp 7 USD je Scheffel kostet Mais derzeit so wenig wie zuletzt zur Jahreswende. Sojabohnen notieren nur noch knapp oberhalb von 14 USD je Scheffel und damit ca. einen US-Dollar niedriger als zu Monatsbeginn. Vorhersagen von Regenfällen in wichtigen von der Dürre gekennzeichneten US-Weizenanbaugebieten drückten auf die Weizennotierungen. Bei Mais ist es der Blick auf Argentinien, wo ab der zweiten Monatshälfte Regen die Erntebedingungen ebenfalls verbessern soll.

In seinen jüngsten Prognosen hatte das US-Landwirtschaftsministerium seine Erwartung an die argentinische Maisernte aufgrund der Trockenheit nochmals gesenkt. Weiteren dämpfenden Einfluss hatte gestern die Veröffentlichung der Langfristprognosen des USDA bis 2022. Demnach rechnet das USDA für 2013/14 mit einer erheblichen Angebotsausweitung bei Mais und Sojabohnen in den USA. Bei Weizen zeigen sich allerdings wieder die Folgen der Dürre: Während die bestellte Fläche höher als im Vorjahr ist, soll die abgeerntete Fläche leicht sinken und gemeinsam mit niedrigeren Erträgen zu einer um 3,5% niedrigeren Produktion führen. Für die Folgejahre wird mit einer rückläufigen US-Weizenfläche gerechnet. Dies scheint den Markt derzeit aber nicht zu beunruhigen. Wir erwarten für 2013/14 zwar auch eine merkliche Entlastung am Weltweizenmarkt, halten die derzeitige Preisentwicklung aber für überzogen.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"