3-6-3 ist vorbei
24.05.2011 | Robert Rethfeld
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Sie braucht Rahmenbedingungen, auf deren Grundlage - möglichst in einem noch enger verzahnten Europa - Lebensläufe planbar sind und sich entwickeln können. Die Jugend hat keine Angst, sie will eine Lösung.Niemand kann sagen, was genau am Ende des Tages der entwickelte Lösungsstand sein wird. Ob es demnächst einen neuen Goldstandard geben wird? Das ist nicht sehr wahrscheinlich. Was will die Jugend mit Gold, dem Angstmetall der mittelalten und älteren Männer? Was will sie mit Silber?
Stattdessen erhofft sich der aktive Teil der Jugend eine gute Karriere und ist in der Regel bereit, dafür hart zu arbeiten. Man träumt von freier Energie für alle, von Elektroautos, von neuen Robotern oder von Dingen, die Bill Gates und Steve Jobs auf ihre Art erträumt, entwickelt und verwirklicht haben. Da sprechen wir über die Realwirtschaft, nicht über die Finanzwirtschaft. Wer will heute schon Banker werden? (Es gibt sie noch, aber der Ruf der Branche hat gelitten).
Wir brauchen eine Finanzwirtschaft, die - wie früher - der Realwirtschaft unterstützend zuarbeitet, aber kein Selbstzweck an sich darstellt. Eine durchaus nicht kleine Anzahl an Vermögensberatern drückt den Leuten nicht notwendige Produkte auf. 90 Prozent der von Banken ausgegebenen Zertifikate oder Optionsscheine werden kaum oder gar nicht gehandelt, sie füllen nur Computerlisten. Wir brauchen eine Finanzwirtschaft, die auf ein vernünftiges Maß zurückschrumpft. Der relative Bedeutungsverlust der Bankenlandschaft im Vergleich zum amerikanischen Leitindex S&P 500 (nächster Chart) wird durch den folgenden Chart dargestellt.
Die Abwärtsfahrt scheint noch lange nicht beendet.
Fazit: Das 3-6-3-Modell hat schon längere Zeit ausgedient. Die Bankenlandschaft erleidet seit dem Beginn der Finanzkrise einen Bedeutungsverlust, der nicht zyklisch, sondern strukturell bedingt ist. Risiken - wie dasjenige des US-Hypothekengeschäfts - sind von den Banken auf den Staat übergegangen und verbleiben auch dort. Wenn Banken keine finanziellen Risiken mehr tragen müssen, ist das ursprüngliche Geschäftsmodell in Frage gestellt. Der relative Bedeutungsverlust zum breiten Markt ist nur folgerichtig.
Es ist wichtig, dass die Jugend sich zu äußern beginnt. Sie haben jedes Recht, dies zu tun. Je länger die "Alten" mit einer Lösung zögern (die wie eine Wahl zwischen Pest und Cholera ist, keine Frage), desto stärker und lauter werden die Forderungen der Jugend durchdringen. Junge Leute können mit einem grundsätzlichen Neuanfang gut leben (die Protagonisten der französischen Revolution waren jung, Robespierre war bei Ausbruch der Revolution 32 Jahre alt). Eine tragfähige politische Lösung für die Verschuldungskrise wird nicht unterhalb einer grundsätzlichen Neuordnung des Finanzsystems unter Einbeziehung der Finanzinstitute zu haben sein. Die Einführung eines Goldstandards erscheint unwahrscheinlich. Verfolgen Sie die Entwicklung der Finanzmärkte in unserer handelstäglichen Frühausgabe.
© Robert Rethfeld
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