Ian Gordon: Ökonomische Winterphase könnte Goldaktien auftauen
21.02.2013 | The Gold Report
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The Gold Report: Gehen Sie davon aus, dass Silber zusammen mit Gold steigen wird? Ian Gordon: Ja, davon gehe ich aus. Wenn das ganze System zusammenzubrechen beginnt, was meiner Meinung nach 2013 passieren wird, dann wird sich auch eine gewaltige Nachfrage nach Gold entwickeln. Silber wird zusammen mit Gold steigen.
Letztes Jahr kauften Zentralbanken 500 Tonnen Gold - hauptsächlich China und Russland. Die Zentralbanken häufen schon jetzt Gold an. Irgendwann wird man Gold überhaupt nicht mehr kaufen können. Es wird einfach nicht mehr angeboten.
Silber, das Gold des kleinen Mannes, wird ebenfalls steigen. Ich glaube aber nicht, dass sich das Gold-Silber-Verhältnis ganz so drastisch ändern wird. Manche reden von einer Bewegung von 50:1 runter auf 16:1. Das kann ich mir so nicht vorstellen, eben weil die Goldnachfrage so enorm steigen wird.
Silber wird deutlich steigen, aber ein großer Teil des Silberpreises wird von seiner industriellen Komponente bestimmt. Ich rede hier schließlich von einer gewaltigen Wirtschaftsdepression, und das bedeutet auch, dass sich die industrielle Silbernachfrage stark verringern wird.
The Gold Report: Die Nachfrage aus der Industrie wird sinken, aber wird denn die monetäre Nachfrage nicht explodieren? Wenn Gold bei einigen tausend Dollar pro Unze liegt, dann werden sich doch die wenigsten noch Gold leisten können?
Ian Gordon: Die meisten Menschen werden es sich nicht leisten können, aber die Vermögenden und die Zentralbanken werden es, ohne auf den Preis zu schauen, kaufen. Wie gesagt, letztes Jahr kauften die Zentralbanken 500 Tonnen. Sie kaufen auch jetzt weiter. Die Vermögenden werden ebenfalls weiter Gold kaufen.
The Gold Report: Deutschland kündigte kürzlich an, man wolle die eigenen Goldbestände aus den Banken der USA und Frankreichs abziehen. Wie beurteilen Sie diese Entscheidung?
Ian Gordon: Es ist ein kleiner Welleschlag in einem großen Pool. Das Gold, das aus der New Yorker Federal Reserve abgezogen wird, macht ja nur 20% des dort gelagerten deutschen Goldes aus. Deutschland zieht es aber über einen Zeitraum von sieben Jahren ab - und das macht mich misstrauisch. Vielleicht stimmt es tatsächlich, was schon viele Leute behauptet haben, dass die Fed gar nicht über das Gold verfügt, das angeblich dort lagern soll, weil große Mengen verliehen wurden. Möglicherweise wurde ein Teil davon verkauft, mit der Absicht, den Goldpreis zu drücken.
The Gold Report: In Ihren Arbeiten haben Sie auch Dr. Robert McHugh zitiert, der eine große Top-Formation im Dow zu erkennen glaubt. Er nennt diese das "Jaws of Death pattern" [ungefähr: “Todesklauen-Muster“ Anm. d. Red]. Erzählen Sie uns mehr darüber.
Ian Gordon: Dr. McHughs ist der Ansicht, dass sich ein Megafon-Muster ausbilden wird: 2000 gab es ein Hoch, der Dow erreiche 11.750 Punkte; dann gab es ein weiteres Hoch im Jahr 2007, der Dow erreichte 14.200 Punkte. Er hält ein drittes Hoch für möglich, bei dem der Dow ungefähr 15.000 Punkte erreichen wird. Wenn dieses Hoch erreicht ist, so Dr. McHugh, wird ein Bärenmarkt einsetzen, wie es ihn seit hunderten Jahren nicht mehr gegeben hat. Dieser Bärenmarkt wird seiner Meinung nach eine ganze Stufe schlimmer ausfallen als der Winter-Bärenmarkt der Jahre 1929-1932. Also ein verheerender Aktien-Bärenmarkt.
The Gold Report: Wie muss man sich eine Stufe schlimmer vorstellen? Wie schwerwiegend wäre dieser Bärenmarkt?
Ian Gordon: Man kann sich kaum vorstellen, dass Kurse unter jene 90% fallen, die in den Jahren 1929-1932 erreicht wurden. Aber ich denke, es wird schlimmer kommen. Ich würde 93% anbieten, das wäre ein Einbruch, der den Dow auf 1.000 Punkte sinken ließe, denn der Dow hatte zwischen 1966 und 1982 ganze 12 Anläufe gebraucht, um die Marke von 1.000 Punkten zu durchbrechen. Es war eine gewaltige Widerstandmarke für den Dow. Diese großen Widerstandsmarken werden anschließend zu Unterstützungsmarken.
The Gold Report: Machen Sie sich eher Sorgen um die europäische oder um die US-amerikanische Wirtschaft?
Ian Gordon: Ich mache mir um beide Sorgen. Zu hohe Schulden gibt es überall, und die werden alle Länder überwältigen.
The Gold Report: Sie waren gerade erst in Europa. Ihrer Meinung nach gibt es dort immer noch größeres Interesse an den Aktien der Junior-Bergbauunternehmen. Warum bleiben Sie immer noch bei diesen Unternehmen, wenn Sie diesen gewaltigen wirtschaftlichen Einbruch kommen sehen?
Ian Gordon: Da muss man wieder zurück zur letzten Winterphase, die 1929 einsetzte. Als der Aktienmarkt einbrach, floss das verbleibende Kapital in Gold. Das kann man an den Kursen von Homestake Mining Co. sehen; der Kurs wertete zwischen 1929 und 1936 um 600% auf, obgleich der Goldpreis nur einmal erhöht wurde - und zwar im Januar 1934 - von 20,67 $/ oz auf 35 $/ oz.
Der Junior-Sektor hatte bislang eine sehr harte Zeit. Warum? Weil sich der allgemeine Aktienmarkt so gut entwickelte. Goldaktien entwickelten sich gut, als es am allgemeinen Aktienmarkt sehr schlecht lief.