Risk Trade am Rohstoffmarkt
27.05.2011 | Adam Hamilton
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Im Allgemeinen sind Futures-Händler etwas cleverer als Aktienhändler. Obwohl der SPX anschließend bis April stieg, waren die Futures-Händler aus verschiedenen technischen und stimmungsbedingten Gründen sehr skeptisch. Aus diesem Grund kam es am Rohstoffmarkt zu keinem drastischen Sell-Off. Der Rohstoffmarkt merkte also nichts vom letzten Anstieg innerhalb des SPX-Aufschwunges. Somit gab es keinen Überhang an Kaufpositionen und keine drastische Korrektur im Sommer vergangenen Jahres. Seitdem ist die Beziehung zwischen CCI und SPX nur noch intensiver geworden. Der letzte SPX-Aufschwung begann Ende August, wie ich zum damaligen Zeitpunkt trotz des sogenannten "Hindenburg-Omens" prophezeit hatte. In den vergangenen neun Monaten ist der CCI-SPX-Korrelationswert auf 93,4 Prozent gestiegen! Im Grunde ist der Rohstoffmarkt im Laufe dieses Aufschwunges lediglich zu einer Erweiterung des Aktienmarktverlaufes geworden. Fast 94 Prozent des Rohstoffpreisverlaufes ist auf den SPX zurückzuführen!
Da ich genau diese Kausalität in unseren beliebten Newslettern thematisiert habe, bin ich mir darüber bewusst, dass auf Rohstoffe fokussierte Händler dadurch irritiert sind. Ich höre immer wieder, wie sich Händler vor Aktienmarktnews sträuben und sich stattdessen ausschließlich mit den Fundamentals ihrer Rohstofffavoriten auseinandersetzen. Als erfahrener Spekulant besteht mein Ziel in erster Linie jedoch darin, Kapital durch rentable Investitionen zu vervielfachen. Wenn der SPX die Rohstoffpreise festlegt, darf der SPX beim Rohstoffhandel nicht einfach ignoriert werden.
Was an den Märkten zählt, ist nicht unsere subjektive Wahrnehmung von Kursbewegungen, sondern die tatsächliche Ursache. Zahllose Silberhändler ignorierten die Anzeichen für den drastischen Überhang an Kaufpositionen und die Marktstimmung, konzentrierten sich auf die Fundamentals und wurden im anschließenden Beinahe-Crash hart getroffen. Fundamentals sind äußerst wichtig für langfristige Kurstendenzen und hilfreich für Investoren. Für kurzfristige Spekulanten jedoch ist die Marktstimmung alles und diese wird wiederum vom SPX bestimmt.
Bei näherer Betrachtung bekommt diese Theorie Hand und Fuß. Das nächste Mal, wenn der SPX einen drastischen Anstieg von einem Tag auf den anderen erlebt, behalten Sie die Finanznachrichten, die Rohstoffpreise und die Marktstimmung im Auge. Die Nachrichtenmeldungen werden einen Optimismus entfachen, der Rohstoffmarkt erlebt aufgrund der guten wirtschaftlichen Aussichten einen Aufschwung und auch Sie werden optimistisch sein. Das Gegenteil tritt ein, wenn der SPX an einem anderen Tag fällt und der Pessimismus die Märkte und Sie selbst ergreift.
Zweifellos sorgt die Lage am Aktienmarkt für den Risk Trade am Rohstoffmarkt. Wenn die Aktienmärkte an Elan gewinnen, sind alle Händler weltweit optimistisch und legen ihr Kapital in Rohstoffe an, also Risk-On. Wenn der Aktienmarkt große Verluste hinnehmen muss, werden alle Händler unruhig und nehmen ihr Kapital vom Rohstoffmarkt, Risk-Off. Wenn Sie sich die Zeit nehmen, diesen Mechanismus zu verstehen und dieses Wissen bei der Analyse der Aktienmärkte anwenden, bevor Sie sich für einen Rohstoff entscheiden, werden sich Ihre realisierten Gewinne deutlich vergrößern.
Wenden wir uns nun einer weiteren Beobachtung zur SPX-CCI-Beziehung zu. In den vergangenen sechs Monaten, als der Rohstoffmarkt einen zunehmenden Überhang an Kaufpositionen gehabt hat, fielen die Rohstoffpreise immer dann, wenn der SPX stark fiel und Pessimismus verbreitete. Diese Tendenz wird sich in Zukunft weiter durchsetzen können. Und vergessen Sie nicht, dass die 17 im CCI gelisteten Unternehmen gleich gewichtet sind und ihr Durchschnitt geometrisch ermittelt wurde. Somit ist eine Bewegung im CCI meist gravierender als die gleiche Bewegung (in Prozent) im SPX.