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Preissturz an den Rohstoffmärkten

21.02.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise fielen gestern um 2 USD je Barrel und setzen am Morgen ihre Talfahrt fort. Brent handelt bei 114,5 USD je Barrel auf einem 3-Wochentief, WTI bei 93,5 USD je Barrel auf einem 5-Wochentief. Das äußerst hohe Handelsvolumen am Ölmarkt - bei WTI lag dieses gestern 70% über dem 100-Tagesdurchschnitt, bei Brent sogar mehr als doppelt so hoch - spricht dafür, dass Finanzanleger, darunter angeblich auch ein Hedgefonds, Long-Positionen liquidiert haben. Der Abverkauf hat sich fortgesetzt, nachdem das Protokoll der letzten Fed-Sitzung am Abend ein mögliches früheres Ende der Anleihekäufe andeutete. Diese waren in den vergangenen Jahren ein wesentlicher Treiber für die Ölpreise.

Angesichts des Stimmungsumschwungs wird auch die Meldung negativ interpretiert, dass Saudi-Arabien seine Ölproduktion im 2. Quartal erhöhen könnte. Der Grund hierfür liegt aber in einem steigenden Bedarf Chinas, was somit keine negative Nachricht für den Ölpreis darstellt. Saudi-Arabien hatte seine Ölproduktion in den vergangenen Monaten um 1 Mio. auf 9 Mio. Barrel pro Tag reduziert und dies mit einer schwächeren Nachfrage begründet. Das höhere Angebot aus Saudi-Arabien dürfte somit eher einem Preisanstieg entgegenstehen als einen Preisrückgang begründen. Laut dem gestern veröffentlichten API-Lagerbericht hat letzte Woche zum sechsten Mal in sieben Wochen ein Aufbau der US-Rohölbestände stattgefunden. Diese stiegen um weitere 2,96 Mio. Barrel und liegen auf dem höchsten Stand für diese Jahreszeit seit 1982, was zusätzlich preisbelastend auf den WTI-Preis wirkt. Heute veröffentlicht das US-Energieministerium seinen offiziellen Lagerbericht.

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Edelmetalle

An den Edelmetallmärkten kam es gestern zu einem regelrechten Abverkauf. Gold verlor auf Schlusskursbasis 2,5% und fiel unter 1.560 USD je Feinunze und damit den tiefsten Stand seit 7½ Monaten. In Euro gerechnet wurde mit gut 1.170 EUR je Feinunze sogar ein 16-Monatstief verzeichnet. Noch stärker als Gold gaben die anderen Edelmetalle nach. Hier waren Verluste von zwischenzeitlich mehr als 4% zu beobachten. Offensichtlich war der Markt gerade bei Platin und Palladium überhitzt - die Netto-Long-Positionen wurden hier zuletzt auf Rekordniveaus ausgeweitet -, so dass eine Konsolidierung notwendig war. Der Preisverfall ging mit einem außerordentlich hohen Handelsvolumen an den Terminmärkten der New Yorker COMEX einher. So wurden gestern bei Gold mehr als 280 Tsd. Kontrakte gehandelt. Dies waren 67% mehr als im Durchschnitt der letzten sechs Monate.

Bei Silber wurden gut 160%, bei Platin fast das Doppelte und im Falle von Palladium mehr als das Dreifache der sonst üblichen Handelsvolumina umgesetzt. Darüber hinaus vermeldete der weltweit größte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, für gestern Abflüsse von fast 21 Tonnen, was dem größten Tagesabfluss seit 18 Monaten entspricht. Am Abend deutete schließlich das veröffentlichte Protokoll der letzten Fed-Sitzung ein Umdenken innerhalb der US-Notenbank an. So könnte das Volumen der Anleihenkäufe schon ab Mitte des Jahres reduziert werden, unabhängig von der Erholung des US-Arbeitsmarktes. Dies führte zu einer Aufwertung des US-Dollar gegenüber dem Euro, was zusätzlichen Druck auf die Preise ausübte.


Industriemetalle

Das World Bureau of Metal Statistics hat gestern die Tendenz der letzten Monate an den globalen Metallmärkten bestätigt. Demnach befanden sich 2012 der Kupfer-, Blei- und Zinnmarkt im Angebotsdefizit. Während bei Aluminium und Zink die Überschüsse des Vorjahres abgebaut wurden, türmte sich am Nickelmarkt ein Angebotsüberschuss von 117 Tsd. Tonnen auf. In China steigen seit Beginn der Woche wieder die Preise für Baustahl. Mit 3.881 CNY je Tonne (entspricht rund 622 USD je Tonne) hat der Kassa-Preis das höchste Niveau seit sieben Monaten erreicht. Nach dem Ende der Feierlichkeiten zum Neujahrsfest kommen mehr und mehr Händler sowie Endkunden an den Markt zurück, die verstärkt Baustahl kaufen. Insbesondere die Wiederaufnahme zahlreicher Bauprojekte nach den Neujahrsferien dürfte dabei der Nachfrage Auftrieb verleihen.

Die höheren Preise in China haben sich bislang noch nicht positiv auf die Preise für LME-Stahl ausgewirkt. Die an der Londoner Metallbörse gehandelten Stahlknüppel sind vergleichbar mit Baustahl. In der Vergangenheit waren die chinesischen Preise stets ein guter Indikator für die Stahlpreise an der LME. Seit Mitte letzten Jahres ist der Zusammenhang jedoch deutlich schwächer geworden. Offensichtlich ist es der LME noch nicht wieder gelungen, das verloren gegangene Vertrauen der Marktteilnehmer in diesen Stahlkontrakt zurückzugewinnen. Der LME-Stahlpreis könnte daher auch zukünftig nur unterproportional - wenn überhaupt - vom Anstieg der chinesischen Preise profitieren.


Agrarrohstoffe

Die US-Anbaufläche für Mais dürfte in diesem Jahr einer Bloomberg-Umfrage zufolge auf das höchste Niveau seit 1927 steigen und die US-Maisproduktion in der Folge ein Rekordniveau von 13,9 Mrd. Scheffel erreichen. Das US-Landwirtschaftsministerium wird heute auf seiner jährlichen Outlook-Konferenz neue Prognosen zur Aussaat und Erntemenge bekanntgeben. Anfang Februar ging das USDA von einer etwas niedrigeren Anbaufläche aus. Dank höherer Flächenerträge soll dennoch eine Rekordernte von 14,4 Mrd. Scheffel erzielt werden. Nimmt das USDA seine Flächenschätzung ebenfalls nach oben, könnte sogar eine Ernte von 14,7 Mrd. Scheffel erzielt werden. Dies würde einen beträchtlichen Angebotsüberschuss bedeuten und eine Wiederaufstockung der stark abgeschmolzenen Lagerbestände erlauben. Voraussetzung hierfür ist, dass die Witterungsbedingungen dem nicht erneut einen Strich durch die Rechnung machen. Vor einem Jahr waren die Erwartungen ähnlich hoch.

Aufgrund einer extremen Dürre mussten die Ernteschätzungen ab dem Sommer aber massiv nach unten genommen werden. Anstatt einer Rekordernte stand ein Rückgang um 13% auf ein 6-Jahrestief zu Buche. Sollten sich die derzeitigen Prognosen tatsächlich bewahrheiten, ist mit deutlich niedrigeren Notierungen zu rechnen. Laut Terminkurve wird die neue Ernte bei 5,6 USD je Scheffel gehandelt und damit 1,3 USD niedriger als der aktuelle Preis.


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