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Ausgang der Italien-Wahl sorgt für Katerstimmung

26.02.2013  |  Eugen Weinberg
Auch wenn das Wahl-Patt in Italien auf den Rohstoffpreisen lastet, dürfte der Wahlausgang die Märkte schon bald nicht mehr interessieren. Denn wir erinnern uns an die "Schicksalswahl" in Frankreich im letzten Frühjahr. Einige Beobachter gingen damals davon aus, dass der Sieg von François Hollande dem Euro ein Ende bereiten wird. Schon im Herbst schien es aber niemanden mehr zu interessieren. Die Finanzmärkte waren zuletzt etwas heiß gelaufen und hätten eine Pause verdient. Dass derzeit vor allem die Angstszenarien in Bezug auf Italien und die Auseinandersetzung im US-Senat die Schlagzeilen beherrschen, ist daher verständlich. Wir gehen davon aus, dass die Rohstoffe nach einer Verschnaufpause ihre Erholung fortsetzen.


Energie

Hoffnungen auf ein marktfreundliches Wahlergebnis in Italien ließen den Brentölpreis gestern zunächst bis auf 116 USD je Barrel steigen. Als allerdings klar wurde, dass sich diese Hoffnungen nicht erfüllen, gerieten die Preise umso stärker unter Druck. Der Brentölpreis verzeichnete am Morgen ein 4-Wochentief von 113,3 USD je Barrel. Der WTI-Preis fiel zeitweise unter 92 USD je Barrel und damit auf den niedrigsten Stand seit Anfang Januar. Angesichts der negativen Marktstimmung dürften die Preise zunächst unter Druck bleiben, auch wenn der Preisrückgang seit gestern übertrieben ist und das derzeitige Preisniveau attraktiv erscheint.

Der beträchtliche Überhang an Long-Positionen unter den spekulativen Finanzanlegern könnte dennoch weiter auf den Preisen lasten. Laut ICE lagen die Netto-Long-Positionen bei Brent in der Woche zum 19. Februar mit 179,3 Tsd. Kontrakten nur knapp unter dem Anfang Februar verzeichneten Rekordhoch. Da der Preis seit letzten Dienstag deutlich gefallen ist, dürften inzwischen weitere Long-Positionen abgebaut worden sein. China hat seine Ölimporte aus dem Iran im Januar auf 310 Tsd. Barrel pro Tag im Vergleich zum Vormonat nahezu halbiert, was zugleich das niedrigste Niveau seit 10 Monaten ist. Möglicherweise ist der Iran daher zu Zugeständnissen bereit, wenn es heute erstmals seit acht Monaten wieder Gespräche mit den Weltmächten gibt. Dem Vernehmen nach sollen dem Iran begrenzte Erleichterungen bei den Sanktionen in Aussicht gestellt werden, wenn er seine Arbeit am Atomprogramm unterbricht.


Edelmetalle

Gold wird in den letzten Tagen wieder seinem Status als sicherer Hafen gerecht. Das gelbe Edelmetall setzt zugleich seine Erholungsbewegung fort und unternimmt heute Morgen einen Versuch, wieder die Marke von 1.600 USD je Feinunze zu übersteigen. Offensichtlich wird der jüngste Preisrutsch als attraktive Kaufgelegenheit erachtet. Zudem dürfte der Wahlausgang in Italien zu einer erhöhten Goldnachfrage führen, da nun die Staatsschuldenkrise wieder stärker in den Vordergrund rücken könnte.

Die höhere Risikoaversion der Marktteilnehmer spiegelt sich auch im Preisverhältnis von Gold zu Platin wider. Denn heute Morgen war Gold zum ersten Mal seit Mitte Januar wieder kurzzeitig teurer als Platin. Die Marktteilnehmer dürften heute ihre Aufmerksamkeit auf die Anhörung des Fed-Präsidenten Bernanke vor dem Bankenausschuss des Senats richten. In der Vergangenheit kam es gerade bei den Edelmetallen im Rahmen der Anhörung zu stärkeren Preisausschlägen.

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Industriemetalle

Die japanischen Aluminiumkonsumenten müssen sich offensichtlich wieder auf höhere Prämien bei dem Leichtmetall einstellen. Industriekreisen zufolge soll der Aufschlag auf den LME-Preis im zweiten Quartal auf 255 USD je Tonne steigen. Damit würde der Rückgang der Prämien im ersten Quartal wieder komplett wettgemacht. Aktuell werden Aufschläge von 240 USD bis 245 USD je Tonne gezahlt.

Die Verhandlungen zwischen den Aluminiumproduzenten und japanischen Konsumenten - Japan ist der größte asiatische Importeur des Leichtmetalls - sollen bis Mitte März abgeschlossen sein. Der japanische Aluminiumverband geht davon aus, dass die Konjunkturmaßnahmen des neuen japanischen Ministerpräsidenten Abe zu einer stärkeren Nachfrage, vermehrten Investitionen und höheren Exporten im Land der aufgehenden Sonne führen werden. Letztere sollen durch einen schwachen Yen untermauert sein, der die Nachfrage von exportorientierten Fabrikanten stützt.

Mehr Nachfrage dürfte auch durch den Bausektor generiert werden. Denn das Interesse an Hauskäufen sollte vor der geplanten Erhöhung der Verkaufssteuer im nächsten Jahr hoch sein. Der wahrscheinliche neuerliche Anstieg der Prämien in Japan dürfte auch den anhaltend hohen Prämien in den USA und in Europa geschuldet sein. In Nordamerika ist die Aluminiumnachfrage gemäß amerikanischem Aluminiumverband im letzten Jahr im Vergleich zum Vorjahr um 5,3% auf 10,5 Mio. Tonnen gestiegen.


Agrarrohstoffe

Der Preis für Rohzucker im meistgehandelten Terminkontrakt ist am Morgen wieder unter 18 US-Cents je Pfund abgesackt. Seit Jahresbeginn büßte Zucker über 8% an Wert ein. Preisbelastende Nachrichten gibt es genug: Die Internationale Zuckerorganisation ISO hat gerade ihre Überschussschätzung für die Saison 2012/13 um 38% auf 8,5 Mio. Tonnen erhöht. Zudem misst die ISO auch für 2013/14 einem Defizit nur eine "geringe Wahrscheinlichkeit" bei. Konkreter erwartet der Zuckerhändler Kingsman, dass sich in 2013/14 ein weiterer, wenn auch nur halb so hoher Überschuss ergibt. Diesen Schätzungen dürfte die Annahme zugrunde liegen, dass die Zuckerproduktion in Brasilien weiter wächst, nachdem sie im Vorjahr mit 40,3 Mio. Tonnen bereits einen Rekordwert erzielte.

Ob es dazu kommt, bleibt abzuwarten. Denn die hohen Prämien brasilianischen Ethanols gegenüber Zucker machen derzeit eine Verwendung für den Biokraftstoff lukrativ. Dessen Anteil an der Verwertung des ab April zu erntenden brasilianischen Zuckerrohrs soll aktuellen Schätzungen zufolge von 51% auf bis zu 60% steigen. Nach Daten der CFTC sind die spekulativen Netto-Short-Positionen in der Woche zum 19. Februar auf ein Rekordniveau von knapp 49,8 Tsd. Kontrakten gestiegen. Aus unserer Sicht sollte der Zuckerpreis daher nicht weiter nachgeben, sondern vielmehr auf negative Nachrichten mit Preisaufschlägen reagieren.




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