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Nachfragesorgen drücken Brentölpreis auf 5-Wochentief

28.02.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Während die globalen Aktienmärkte den Schock der Italien-Wahl anscheinend verdaut haben, kann man dies von den Ölpreisen nicht behaupten. Diese verzeichnen seit Beginn der Woche die größten Verluste unter den Rohstoffen. Der Brentölpreis ist in der Nacht auf ein 5-Wochentief von 111,65 USD je Barrel gefallen. Damit hat Brent sämtliche Gewinne seit Jahresbeginn wieder abgegeben. Der WTI-Preis ist zuletzt weniger stark gefallen, so dass sich die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI auf 19 USD je Barrel verringert hat. Neben den näherrückenden automatischen Ausgabenkürzungen in den USA belastete ein kräftiger Rückgang der Preise von Ölprodukten. Der US-Benzinpreis ist gestern um 4% eingebrochen, der Gasölpreis in Europa verlor in den letzten drei Tagen 3,5%. Das US-Energieministerium lieferte gestern weitere Indizien einer schwachen Nachfrage. Demnach fiel die Ölnachfrage in den USA 2012 auf durchschnittlich 18,56 Mio. Barrel pro Tag und damit auf das niedrigste Niveau seit 1996.

Die Ölnachfrage im Dezember fiel sogar 4,4% niedriger aus als bislang erwartet. Neben der schwachen Konjunkturentwicklung und den hohen Kraftstoffpreisen wird die Ölnachfrage durch eine verbesserte Kraftstoffeffizienz belastet. Japan, der weltweit drittgrößte Ölkonsument, importierte laut Handelsministerium im Januar 29,5% weniger Öl aus dem Iran verglichen mit dem Vorjahreszeitraum. Bereits im letzten Jahr reduzierte Japan die Ölimporte aus dem Iran im Zuge der Sanktionen um 40%, obwohl die gesamten japanischen Ölimporte im gleichen Zeitraum um 2,7% gestiegen sind. Zuvor hatte bereits China für Januar einen deutlichen Rückgang der Ölimporte aus dem Iran gemeldet. Laut Einschätzungen der IEA könnten die iranischen Ölexporte im Januar unter 1 Mio. Barrel pro Tag gefallen sein.


Edelmetalle

Gold und die anderen Edelmetalle standen gestern deutlich unter Druck und gaben merklich nach. Das gelbe Edelmetall fiel dabei erneut unter die Marke von 1.600 USD je Feinunze. Der Exodus bei den Gold-ETFs setzt sich fort. Die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs verzeichneten gestern abermals Abflüsse von 21,5 Tonnen. Dies war der achte Tagesabfluss in Folge. Seit Mitte des Monats wurden die Bestände somit um 101 Tonnen bzw. knapp 4% abgebaut. Seit Jahresbeginn summieren sich die Abflüsse nun auf gut 123 Tonnen. Die Bestände der Gold-ETFs liegen damit auf dem niedrigsten Stand seit Mitte September.

Während es bei den Gold-ETFs zu Abflüssen kam, verzeichneten die Silber-ETFs seit Jahresbeginn Zuflüsse von 662 Tonnen. Und auch die Platin- und Palladium-ETFs erhöhten ihre Bestände in dieser Zeit um 148 Tsd. bzw. 309 Tsd. Unzen. In den letzten zwei Monaten war also eine massive Umschichtung zu beobachten. Solange sich die Abflüsse bei den Gold-ETFs fortsetzen, dürfte der Goldpreis nicht nennenswert zulegen können. Wir erachten die Preisschwäche jedoch nicht als nachhaltig. So sprechen einige Aspekte für höhere Goldpreise. Der indische Finanzminister hat z.B. heute während seiner jährlichen Haushalts-Rede keine weiteren Steuererhöhungen auf Goldimporte angekündigt. Gepaart mit den zuletzt niedrigeren lokalen Preisen könnte dies zu einer zukünftig steigenden Goldnachfrage in Indien führen.

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Industriemetalle

Der Preis für im Hafen von Tianjin in China angelandetes Eisenerz notierte gestern nach wie vor auf einem 4-Wochentief von 151,9 USD je Tonne. Dieser könnte in den kommenden Wochen weiter fallen, da die Häfen im Nordwesten Australiens nach dem tropischen Zyklon "Rusty" in Kürze wiedereröffnen. Port Hedland, der weltweit größte Verladehafen für Eisenerz, Dampier, Port Walcott und weitere Häfen waren seit dem letzten Wochenende aufgrund des herannahenden Sturms geschlossen. Der Zyklon hat ersten Angaben zufolge nur geringe Schäden an den Hafenanlagen verursacht. Die Verladeaktivitäten dürften daher bald wieder aufgenommen werden. Im letzten Jahr wurden durch die drei erwähnten Häfen zusammen mehr als 500 Mio. Tonnen Eisenerz verschifft. Dies entsprach rund 43% des globalen Seehandels.

Der weltweit größte Schiffsmakler, Clarkson PLC, schätzt das Volumen des seewärtig gehandelten Eisenerzes in diesem Jahr auf 1,2 Mrd. Tonnen. Es könnte allerdings demnächst noch zu vereinzelten Produktionsausfällen bei den Minen und Verzögerungen im Transport kommen, da der Zyklon mit starken Regenfällen landeinwärts zieht. Durch die vorübergehende Schließung der Häfen hat sich ein Stau an Schiffen gebildet. Gemeinsam mit einem seit drei Wochen andauernden Streik in kolumbianischen Kohleminen hat dieser auch zu einem Rückgang der Frachtraten geführt, was am Baltic Dry Index zu beobachten ist. Die Frachtraten dürften nun allerdings wieder steigen, wozu auch die von uns erwarteten höheren Importaktivitäten Chinas beitragen sollten.


Agrarrohstoffe

Die Preise für Weizen und Mais konnten sich zuletzt von den Anfang der Woche verzeichneten Tiefständen erholen. Weizen notiert aktuell bei 7,2 USD je Scheffel, Mais bei knapp 7 USD je Scheffel. Offensichtlich gibt es Anzeichen dafür, dass die Nachfrage bei den niedrigeren Preisen anzieht. Händlerangaben zufolge plant Saudi-Arabien den Kauf von 550 Tsd. Tonnen Weizen. Das wäre fast doppelt so viel wie beim letzten Kauf im Dezember. Weiteren Aufschluss über die derzeitige Nachfrage könnten die Exportzahlen des USDA heute Nachmittag geben. Zeigen diese ein zunehmendes Kaufinteresse für US-Getreide, dürfte sich die Preiserholung fortsetzen.

Ähnliches gilt für Sojabohnen, welche aktuell bei 14,4 USD je Scheffel notieren. Hier wurden zuletzt verstärkte Käufe aus China berichtet. Zudem gibt es erneut Meldungen über Verzögerungen bei der Lieferung in Brasilien, was zusätzliche Nachfrage auf die USA lenken dürfte. Vorhersagen von Regenfällen in Argentinien und die nach den jüngsten Schneefällen verbesserten Wachstumsbedingungen im Mittleren Westen der USA dürften einem stärkeren Anstieg der Getreide- und Sojabohnenpreise allerdings entgegenstehen. Unterdessen stellt das russische Agrarministerium die Höhe der Getreideexporte in Frage, falls das diesjährige Ernteziel von 95 Mio. Tonnen nicht erreicht wird.




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