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Devisenmärkte in ruhigem Fahrwasser - Japan konjunkturell leicht stabilisiert

07.06.2011  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute Morgen bei 1.4610 (07.00 Uhr), nachdem im US-Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden im Bereich von 1.4555 gehandelt wurden. USD/JPY stellt sich auf 80.35. In der Folge notiert EUR-JPY bei 117.35, während EUR-CHF bei 1.2195 oszilliert.

Die Devisenmärkte haben in den letzten 24 Stunden wenig Volatilität gezeigt. Der Anstieg des Euros gegenüber dem USD wurde im Rahmen einer leichten Korrektur, die eher den Eindruck einer Konsolidierung macht, verarbeitet.

Störende Nachrichten fehlten gestern aus der Eurozone. Das zweite Hilfspaket für Griechenland war ein Thema. Deutschland bewegt sich in erster Frontlinie, Meinungshoheit zu gewinnen, um den privaten Sektor bei möglichen Schuldenschnitten mit ins Boot zu bekommen. Das ist grundsätzlich ein richtiger Weg … es gibt aber auch andere Wege ….

EU-Wirtschaftskommissar Rehn sagte, dass die Kommission bereit sei, sich ernsthaft mit der Möglichkeit von Eurobonds zu beschäftigen. Diese Variante hat sehr viel Charme. Die kleinen Reformländer der Eurozone würden nicht mehr zum Spielplatz zu großer Spekulationsfreude.

Fakt ist, dass der Wirtschaftsraum der Eurozone durch die Spekulationen negativ belastet ist, obwohl die Eurozone in der Gesamtverschuldungsentwicklung im Vergleich zu den USA, Japan und dem Vereinigten Königreich schlicht weg und ergreifend Spitzenklasse ist (siehe nachfolgenden Chart).

Ein Eurobond bedeutet nicht, dass der Reformprozess unterbunden wird. Er schafft aber Ruhe für die peripheren Länder mit der Folge. dass die Reformen auch Wirkung erzielen können. Das Stakkato der Herabstufungen seitens diverser Ratingagenturen als auch die Verbalakrobatik einiger "Experten", die Freude daran haben, Extremsituationen zu extrapolieren (das sollte man nur mit Normalsituationen machen, Extremsituationen bedürfen einiger Filter, um sachgerechte Prognosen zu treffen), unterbindet Kapitalzuflüsse, die durch markante Reformen längst gerechtfertigt wären.

Unter Grenznutzenbetrachtungen ist der Eurobond mehr als nur charmant. Der geringfügig höhere Zins, den Deutschland über diese Variante zu entrichten hätte, ist faktisch für die kommenden Jahre bereits bezahlt, da der deutsche Fiskus der größte Gewinner der Schuldenkrise war. Nach Schätzungen der FTD liegt der Nutzen bei bisher 10 Mrd. Euro. Das ewige Geschrei, dass wir Deutschen alles bezahlen, geht an der Realität bisher massiv vorbei. Im Gegenteil wir waren und sind größter Nutznießer! Alle wollten unsere Bonds (dadurch niedrigere Zinsbelastung) - Zeit, etwas zurückzugeben. So funktioniert Solidarität und so erhält man sich ein veritables Geschäftsmodell!

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Per Berichtsmonat April sank der Frühindikator in Japan um -3,7 nach zuvor -4,5 Punkten. Die Bewertung der aktuellen Lage legte im Monatsvergleich nach zuvor -3,2 um+0,3 Indexpunkte zu. Bezüglich des anstehenden Wiederaufbaus dürfen wir zukünftig mit positiven Konjunkturdaten rechnen.

Das gilt jedoch nicht für die Fiskallage Japans. Hier steht Ungemach ins Haus. Unverändert ist bezüglich Fiskal- und Strukturreformen in Japan auf der politischen Ebene eine geistige Lähmung erkennbar, die nahezu das Niveau der USA erreicht. "Food for thought!"

Die Erzeugerpreise der Eurozone verzeichneten per Berichtsmonat April im Monatsvergleich einen Anstieg um 0,9% (Prognose 0,8%). Im Jahresvergleich übersetzte sich das in eine Zunahme um 6,7% (Prognose 6,6%). Der Vormonatswert wurde von +0,7% auf +0,8% im Monatsvergleich und von 6,7% auf 6,8% im Jahresvergleich revidiert.

Der Chart (Index der Erzeugerpreise, Basisjahr 2005) belegt, dass dieses aktuelle Umfeld nicht als inflationsfrei bezeichnet werden kann.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.4220-50 verändert die Situation.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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