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Stimmungsgetriebener Preisrückgang

01.03.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise befinden sich weiter auf dem Rückzug. Brent notiert am Morgen bei 111 USD je Barrel auf dem tiefsten Stand seit Mitte Januar und der WTI-Preis markierte in der Nacht ein 8-Wochentief von unter 92 USD je Barrel. Der Preisrückgang am Ölmarkt ist aus fundamentaler Sicht nicht gerechtfertigt, sondern scheint stimmungsgetrieben zu sein. Zwar ist der chinesische Einkaufsmanagerindex im Februar auf 50,1 Punkte zurückgegangen und liegt damit nur noch knapp im expansiven Bereich. Deswegen muss nicht zwingend mit einer schwächeren Ölnachfrage Chinas gerechnet werden. So waren die chinesischen Ölimporte trotz schwächerer Konjunkturdynamik in den letzten Monaten äußerst robust. Das geht mit der Einschätzung des Beratungsunternehmens Oil Movements einher, welches mit einem Anstieg der OPEC-Lieferungen um 0,5% bis Mitte März aufgrund einer steigenden Nachfrage aus Asien rechnet.

Laut US-Energiebehörde EIA sind die globalen Ölbestände in den letzten 60 Tagen um durchschnittlich 1,3 Mio. Barrel pro Tag zurückgegangen. Diese Entwicklungen sprechen für eine Verknappung des Angebots und sollten für den Ölmarkt eher preistreibend wirken. Die OPEC- Rohölproduktion verzeichnete laut einer Bloomberg-Umfrage im Februar zwar erstmals seit sechs Monaten einen geringen Anstieg, bleibt mit 30,6 Mio. Barrel pro Tag aber auf einem niedrigen Niveau. In Libyen und Nigeria kam es zu einer Normalisierung der Produktion. Saudi-Arabien hat dagegen seine Produktion sogar nochmals gekürzt.


Edelmetalle

Die Gold-ETFs verzeichneten gestern den neunten Tag in Folge Abflüsse. Seit Mitte Februar haben Anleger 107 Tonnen Gold aus den ETFs abgezogen. Die ETFs dürften damit erstmals seit acht Quartalen negativ zur Investmentnachfrage beitragen. Es ist dennoch zu früh, das Ende des zwölfjährigen Bullenmarktes bei Gold auszurufen. Die ultra-lockere Geldpolitik der wichtigsten Zentralbanken, die negativen Realzinsen und die Goldkäufe der Zentralbanken der Schwellenländer sprechen weiter für steigende Goldpreise.
Der staatliche südafrikanische Energieversorger Eskom, der 95% der Stromproduktion des Landes ausmacht, darf die Strompreise in den kommenden fünf Jahren um durchschnittlich 8% pro Jahr erhöhen. Eine entsprechende Genehmigung wurde gestern von der Nationalen Regulierungsbehörde Südafrikas erteilt. Die Strompreise steigen demnach laut Behördenangaben ab April von 65,51 Cents je kwh auf 89,13 Cents je kwh im Jahr 2018.

Der genehmigte Preisanstieg ist zwar nur halb so hoch wie von Eskom im Vorfeld gefordert, hat aber dennoch große Auswirkungen auf die Minenindustrie des Landes. Aussagen des Verbandspräsidenten der Minenindustrie zufolge kommen dadurch auf die ohnehin schon stark gebeutelten Platin- und Goldminen Mehrbelastungen von 860 Mio. ZAR allein in diesem Jahr zu. Im letzten Jahr war die Hälfte der Platin- und 37% der Goldminen des Landes unrentabel. Die neuerlichen Kostensteigerungen könnten zu weiteren Produktionskürzungen führen. Der jüngste Preisrückgang bei Platin dürfte sich daher als vorübergehend erweisen.


Industriemetalle

Die Metallpreise bleiben unter Druck. Aluminium rutscht unter 2.000 USD je Tonne und markiert damit ein 3-Monatstief, eine Tonne Kupfer kostet weniger als 7.800 USD und ist damit knapp 7% günstiger als Anfang Februar. Neben der enttäuschend geringen Aufwärtsrevision des US-BIPs im vierten Quartal belasten die weiter steigenden Kupferlagerbestände. Die an der Shanghaier Börse registrierten Kupferbestände sind in dieser Woche um 18,5 Tsd. Tonnen auf gut 226 Tsd. Tonnen gestiegen. Damit sind diese fast so hoch wie im Rekordhoch vor einem Jahr. Die LME-Kupferbestände haben sich innerhalb von vier Monaten sogar mehr als verdoppelt und befinden sich mit knapp 460 Tsd. Tonnen auf dem höchsten Stand seit Oktober 2011.

Heute Morgen enttäuschte zudem noch der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe in China: Denn anders als erwartet stieg dieser im Februar nicht marginal, sondern fiel zurück von 50,4 auf 50,1. Der Wert dürfte aber durch mehrere Faktoren verzerrt sein: der Terminierung des chinesischen Neujahrsfestes, der Schließung mehrerer Fabriken im Norden Chinas aufgrund von starker Umweltbelastung und einer geänderten Stichprobe. Außerdem ist darauf hinzuweisen, dass der Wert dennoch den fünften Monat in Folge im expansiven Bereich bleibt. Die Wirtschaft im Reich der Mitte bleibt unseres Erachtens auf Erholungskurs und wird den Metallpreisen mittelfristig wieder Aufwind geben. Kurzfristig könnte der Druck auf die Metallpreise nachlassen, solllte der ISM-Index in den USA heute Nachmittag nicht so stark fallen wie erwartet. Schließlich hatten einige regionale Indizes zuletzt positiv überrascht.

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Agrarrohstoffe

Die Agrarrohstoffe können gegen den allgemeinen Trend ihre Erholung fortsetzen. Rückenwind geben die gestern vom US-Landwirtschaftsministerium veröffentlichten wöchentlichen Exportzahlen, welche eine robuste Nachfrage suggerieren. Offensichtlich locken die niedrigeren Preise bei Getreide und Sojabohnen Käufer an. Die US-Maisexporte betrugen in der vergangenen Woche 302,6 Tsd. Tonnen und lagen damit 28% über dem Durchschnitt der vergangenen vier Wochen. Die größten Käufer waren Mexiko und Japan. Bei Weizen kam es zwar zu einem Rückgang der Verkäufe der alten Ernte auf 372,6 Tsd. Tonnen. Die Verkäufe der neuen Ernte haben sich im Wochenvergleich aber auf 152,3 Tsd. Tonnen mehr als verdoppelt.

Bei Sojabohnen kam es zu Exportverkäufen von 689 Tsd. Tonnen, nachdem in den beiden Wochen zuvor Auftragskündigungen zu negativen Exporten geführt hatten. Einschließlich der neuen Ernte wurden sogar 1,171 Mio. Tonnen Sojabohnen verkauft. Gut 800 Tsd. Tonnen davon sollen nach China gehen. Bemerkenswert ist auch, dass die Exportverkäufe bei Baumwolle mit 152,9 Tsd. Tonnen trotz der bereits deutlich gestiegenen Preise 5% über dem Durchschnitt der vergangenen vier Wochen lagen. Offensichtlich lassen sich die Käufer auch nicht durch die höheren Preise abschrecken. Im Zuge dessen konnte der meistgehandelte Baumwollterminkontrakt auf ein 9-Monatshoch von knapp 86 US-Cents je Pfund steigen.




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