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Troika Bericht im Rahmen der Erwartungen - EZB-Ratssitzung im Fokus!

09.06.2011  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute Morgen bei 1.4620 (07.00 Uhr), nachdem im US-Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden im Bereich von 1.4565 gehandelt wurden. USD/JPY stellt sich auf 80.05. In der Folge notiert EUR-JPY bei 117.05, während EUR-CHF bei 1.2230 oszilliert.

Der Bericht der Troika des IWF, der EU und der EZB fiel im Rahmen der Erwartungen aus. Die Reformen seien während der letzten Monate zum Stillstand gekommen. Neue Impulse seien notwendig. Diese Impulse werden derzeit von der griechischen Regierung vorbereitet. Eine Agenda steht diesbezüglich mit geplanten Einspar- und Erlösmaßnahmen in Höhe von weiteren 6,4 Mrd. Euro.

Die Rezession sei tiefer und hält länger als erwartet an. Das ist in der Tat so. Die aktuellen Wirtschaftsdaten aus Griechenland verdienen sich die Klassifizierung „prekär“. Per Berichtsmonat April sank die Industrieproduktion im Jahresvergleich um -11,0% nach zuvor -8,0% (Anteil an der Gesamtwirtschaft 15%). Per Berichtsmonat März nahm die Arbeitslosigkeit auf 16,2% nach zuvor 15,9% zu (nicht saisonal bereinigt). Damit ergab sich das höchste Niveau in dieser seit 2004 erhobenen Datenreihe. Das Reformtempo in Griechenland war und bleibt hoch. Das gilt nicht nur für fiskalische Maßnahmen, sondern es gilt auch für die Strukturpolitik. Fakt ist, dass damit Zukunftsfähigkeit erlangt wird. Der IWF verwies gestern auf sinkende Lohnstückkosten und erhöhte Wettbewerbsfähigkeit Griechenlands. Fakt ist, dass es kein ökonomisches Vakuum dauerhaft gibt. Ergo ist Zuversicht durchaus berechtigt.

Griechenland wird 2012 nicht an den Kapitalmarkt zurückkommen können. Die Kosten einer Marktfinanzierung seien nicht tragbar. Das ist eine realistische Einwertung. Damit sei Griechenlands Anpassungsprogramm unterfinanziert. Kein Widerspruch! Die nächste Tranche des Hilfsprogramms kann nur ausgezahlt werden, wenn dieses Problem gelöst ist. Dem ist nichts hinzuzufügen.

Ein neues Hilfspaket sei notwendig. Das Volumen soll bei 90 Mrd. Euro liegen und eine Laufzeit bis 2014 haben. Wir nehmen diese Eckpunkte zur Kenntnis und beobachten die Debatte weiter. Laut Herrn Rehn und anderen Protagonisten dürfen wir auf den 20.Juni 2011 gespannt sein.

Während in der Eurozone um Finanzstabilität und Zukunftsfähigkeit im Rahmen von Reformpolitik und Hilfsprogrammen gerungen und gekämpft wird, ergibt sich in den USA ein anderes Bild. Einige Kongressabgeordnete der Republikaner erwägen, kurzfristig eine Zahlungsunfähigkeit der USA zu provozieren, um ihre eigene Agenda zu leben, die übrigens mit echter Reformpolitik europäischen Zuschnitts nicht in Ansätzen vergleichbar ist.

Li Daokui, Berater der chinesischen Zentralbank, warnte die Republikaner, dass sie mit der Idee eines technischen Staatsbankrotts der USA mit Feuer spielen würden. Wir stimmen umfänglich zu.

Das „Beige Book“, das uns aus den unterschiedlichen Bezirken der Federal Reserve Einblicke gewährt, lieferte keine bahnbrechenden neuen Erkenntnisse.

Das Wachstum setzte sich in dem Berichtszeitraum April/Mai in unterschiedlichem Tempo in den Regionen fort. Konsumausgaben legten bis auf den Bezirk Richmond zu. Höhere Lebensmittel- als auch Energiepreise wirkten sich tendenziell belastend aus. Der Automobilabsatz nahm zu. Auch der Dienstleistungssektor reüssierte. Im Bereich der Produktion gab es Lieferengpässe (Japan). Der Wohnimmobiliensektor schwächte sich ab. Im Bereich der Gewerbeimmobilien kam es zu moderaten Verbesserungen. Am Arbeitsmarkt ergaben sich Aufhellungen. Lohndruck sei nicht erkennbar.

Wir sind im Thema, uns fehlte lediglich der Hinweis auf die "Split Economy" - die geteilte Wirtschaft …. Selbstragende Kräfte sind und bleiben in den USA unausgeprägt!

Das Wachstum der Eurozone wurde per 1. Quartal 2011 im Quartalsvergleich bei +0,8% und im Jahresvergleich bei +2,5% bestätigt. Das nachfolgende Chartbild unterstreicht die sukzessive Erholung in der Eurozone trotz der ambitionierten Reformen in Irland, Spanien, Portugal und Griechenland.

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Die deutsche Industrieproduktion enttäuschte auf ersten Blick per Berichtsmonat April mit einem Rückgang um -0,6% im Monatsvergleich. Die Prognose war bei 0,0% angesiedelt. Im Jahresvergleich stellte sich ein Anstieg in Höhe von 9,6% nach zuvor 11,4% ein. Andererseits wurde der Vormonatswert deutlich von +0,7% auf +1,2% nach oben revidiert. Ergo war das Zweimonatsergebnis mehr oder weniger kompatibel mit der Prognose. Mehr noch, gilt es, zu berücksichtigen, dass es im Zuge der Japankatastrophe zu Lieferengpässen und damit zu alternierten Produktionsabläufen gekommen ist. Man sollte also das deutsche "Produktionsbad" nicht mit dem deutschen „Produktionskind“ ausschütten.

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Heute steht die EZB-Ratssitzung im Fokus. Zinsveränderungen sind nicht auf der Agenda. Der Markt wird sich auf die Verbalakrobatik im Rahmen der Pressekonferenz konzentrieren. Wir sehen lediglich eine geringfügige Chance, dass der nächste Zinserhöhungstermin, der per Juli unterstellt wird, noch einmal eingedenk der aktuellen Konjunktur- und Systemrlage verschoben wird.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.4220-50 verändert die Situation.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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