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EIA erwägt Lockerung der Exportbeschränkung bei US-Öl

05.03.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise setzten auch gestern ihren Abwärtstrend fort. WTI fiel erstmals in diesem Jahr unter 90 USD je Barrel, Brent näherte sich dem Mitte Januar bei 109,5 USD je Barrel verzeichneten Tief des laufenden Jahres und notiert am Morgen bei 111 USD je Barrel. Die spekulativen Netto-Long-Positionen bei Brent fielen in der Woche zum 26. Februar um 17% auf 149,4 Tsd. Kontrakte, was dem größten prozentualen Abbau seit fünf Monaten entsprach. Angesichts des noch immer relativ hohen Niveaus - im Dezember lagen die Netto-Long-Positionen noch bei unter 100 Tsd. Kontrakten - besteht weiteres Abbaupotenzial.

Um das lokale Überangebot an leichtem Schieferöl zu reduzieren, empfiehlt der Chef der US-Energiebehörde EIA den Austausch zwischen US-Schieferöl und dem in Mexiko geförderten schweren Öl. Dieser Austausch wäre für beide Seiten vorteilhaft, da die Raffinerien an der US-Golfküste sich auf die Verarbeitung von schwerem Öl spezialisiert haben, während die Raffinerien in Mexiko leichtes Rohöl verarbeiten können. Eine ähnliche Regelung ist im Grunde auch mit Kanada vorstellbar, nämlich leichtes US-Schieferöl zu exportieren und dafür schweres kanadisches Öl zu importieren.

Da sowohl Mexiko als auch Kanada dem Nordamerikanischen Freihandelsabkommen (NAFTA) angehören, wäre eine Lockerung der derzeit bestehenden Exportbeschränkungen leichter möglich, welche bislang nur den Export von US-Rohöl der gleichen Qualität erlauben. Im Falle von Kanada fehlt es bislang auch an Pipelinekapazitäten, um das Rohöl von den Ölsandfeldern in Alberta zu den Raffinerien an der US-Golfküste zu transportieren (siehe auch Rohstoffe kompakt "Der Schieferboom und die Folgen" vom 4. März). Der Betreiber TransCanada rechnet mit der Inbetriebnahme der dazu notwendigen Keystone-XL-Pipeline Anfang 2015. Dies könnte sich als zu optimistisch erweisen. Denn die Entscheidung der US-Regierung zur Genehmigung der Pipline wird sich voraussichtlich um sechs Monate verzögern. Eine Entscheidung ist demnach erst in der zweiten Jahreshälfte zu erwarten.

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Edelmetalle

Platin und Palladium können sich heute Morgen von den Verlusten der vergangenen Tage etwas erholen legen moderat auf rund 1.580 USD bzw. gut 720 USD je Feinunze zu. Gestern fiel Platin zwischenzeitlich auf ein 8-Wochentief und Palladium auf ein 1½-Wochentief. In den USA hat sich der Aufwärtstrend bei den Fahrzeugverkäufen im Februar fortgesetzt. Im vergangenen Monat wurden dort 1,19 Mio. Autos und leichte LKWs verkauft, 3,7% mehr als im Vorjahr. Die saisonal bereinigte annualisierte Verkaufsrate stieg im Vorjahresvergleich um 6,2% auf 15,33 Mio. Einheiten.

Von den robusten Verkäufen im benzinlastigen Fahrzeugmarkt der USA sollte insbesondere Palladium profitieren, das in der Herstellung von Katalysatoren für Benzinmotoren zum Einsatz kommt. Die Autoneuzulassungen in Deutschland haben sich gemäß Angaben des Verbands der Automobilindustrie im Februar zwar vom schwachen Jahresauftakt etwas erholt, bleiben aber nach wir vor auf einem niedrigen Niveau. Mit 200,7 Tsd. Autos lagen sie 4,5% über dem Stand des Vormonats, aber auch 10,5% unter dem Niveau des Vorjahres. Die Daten für die Autoverkäufe in der EU werden im Laufe des Monats veröffentlicht. Sollten auch sie sich zuletzt erholt haben, wäre dies auch für Platin positiv. Denn Platin wird in der Produktion von Katalysatoren für Dieselmotoren verwendet.


Industriemetalle

Die Metallpreise können sich zum heutigen Handelsstart von ihren teils kräftigen Verlusten der vergangenen Tage etwas erholen und legen in der Breite zu. Kupfer notiert zum Beispiel wieder über 7.800 USD je Tonne und Aluminium nähert sich der Marke von 2.000 USD je Tonne. Auch Zink, Blei und Nickel, die gestern am stärksten von allen Industriemetallen nachgaben, warten heute Morgen mit Zugewinnen auf. In seiner letzten Rede vor dem Nationalen Volkskongress in Peking hat der scheidende Premierminister Wen Jiabao das Ziel eines Wirtschaftswachstums von 7,5% für dieses Jahr bekräftigt.

Er zeigte sich zuversichtlich, dieses Ziel mit der entsprechenden Fiskalpolitik zu erreichen. Dies dürfte sich auch in einer robusten Nachfrage nach Rohstoffen widerspiegeln. Damit hat Wen Jiabao offensichtlich die Marktteilnehmer etwas beruhigt, die nach dem gefallenen Einkaufsmanagerindex letzten Freitag nervös waren. Im Rahmen seiner Gewinnberichterstattung äußerte sich auch Glencore, einer der weltweit größten Rohstoffhändler, langfristig positiv für die Rohstoffnachfrage. Diese werde durch das andauernde Wachstum der Schwellenländer und einen nachhaltigen Verbrauch in den Industrienationen gestützt. Unseres Erachtens stellen die aktuell niedrigen Preise attraktive Kaufgelegenheiten dar. Sollte sich die Stimmung der Marktteilnehmer wieder aufhellen, dürfte sich dies in merklich steigenden Metallpreisen bemerkbar machen.


Agrarrohstoffe

Der Preis für Arabica-Kaffee konnte in den vergangenen 14 Tagen um 6% auf 147 US-Cents je Pfund steigen. Hierzu trug insbesondere die Verbreitung einer Pilzkrankheit in Mittelamerika bei, die in einigen Ländern bereits zur Ausrufung eines Notstands führte. Auch weiter südlich, etwa in Peru, dürfte durch Pilzbefall die Produktion hinter den Erwartungen zurückbleiben. Hinzu kommen Streiks von Kaffeeanbauern in Kolumbien, die auf die Etablierung eines Mindestpreises drängen, der unabhängig vom Geschehen auf dem Weltmarkt gelten soll. Die Regierung ist bisher lediglich bereit, die vorhandene Subvention in Abhängigkeit der Preisentwicklung zu erhöhen. Halten die Proteste länger an, könnte die angestrebte Erhöhung der Ernte nach den enttäuschenden Vorjahren gefährdet sein.

Auch Robusta-Kaffee konnte in den letzten Tagen im Preis zulegen. Nachrichten aus dem größten Anbieterland Vietnam lassen aufgrund der langen Trockenheit eine schwache Ernte in 2013/14 erwarten. Diese Aussicht veranlasst die Produzenten, ihre Verkäufe bereits jetzt zu reduzieren. Wettervorhersagen lassen auch bis April keine Besserung der Lage erwarten. Allerdings bleibt abzuwarten, ob der von den Anbauern befürchtete Einbruch der Ernte um 20-25% Realität wird. All diese Nachrichten sollten aber nicht vergessen lassen, dass in Brasilien eine für ein Niedrigertragsjahr rekordhoch erwartete Kaffeeernte ansteht, was die Preise auch mittelfristig weiter belasten dürfte.




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