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Tod von Chavez könnte Ölangebot langfristig steigen lassen

06.03.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise können sich begünstigt durch einen steigenden Risikoappetit und feste Aktienmärkte mehrheitlich erholen. Der Brentölpreis konnte zusätzlich unterstützt durch Angebotsprobleme in Nigeria und der Nordsee zwischenzeitlich auf über 112 USD je Barrel steigen. Der WTI-Preis kann dagegen nur unterdurchschnittlich profitieren und lediglich auf 91 USD je Barrel steigen. Die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI weitete sich im Zuge dieser Entwicklung wieder auf knapp 21 USD je Barrel aus. Dies dürfte auf den am Abend veröffentlichten API-Lagerbericht zurückzuführen sein, welcher einen kräftigen Anstieg der US-Rohölbestände in der vergangenen Woche um 5,6 Mio. Barrel zeigte und damit das Bild eines reichlich versorgten US-Marktes bestätigte.

Wie in der Nacht bekannt wurde, ist der venezolanische Staatspräsident Chavez an Krebs gestorben. Ein Nachfolger wird innerhalb von 30 Tagen gewählt. Kurzfristig dürfte die Unsicherheit für die Ölpreise unterstützend wirken. Venezuela verfügt dank des Orinoco-Belt über die größten nachgewiesenen Ölreserven der Welt, welche allerdings noch nicht hinreichend erschlossen sind. Außerdem gehört das Land zu den wichtigsten Öllieferanten der USA. Während der Amtszeit von Chavez wurde die Ölindustrie Venezuelas zum größten Teil verstaatlicht und die ausländischen Unternehmen aus dem Land verdrängt, was zu einem Mangel an Investitionen und einer stagnierenden Ölproduktion führte. Ein investorenfreundlicheres Umfeld in Venezuela würde die Angebotsperspektiven am Ölmarkt daher deutlich verbessern. In der langfristigen Perspektive könnte somit ein dämpfender Effekt für die Ölpreise entstehen.

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Edelmetalle

Der Goldpreis hat gestern seine zwischenzeitlichen Gewinne fast vollständig wieder abgegeben und handelt heute Morgen weiter bei rund 1.580 USD je Feinunze. In Euro gerechnet hält sich das gelbe Edelmetall über der Marke von 1.200 EUR je Feinunze. Die südkoreanische Zentralbank hat eigenen Angaben zufolge im Februar weitere 20 Tonnen Gold zur Diversifizierung ihrer Währungsreserven gekauft. Damit sind die Goldreserven des Landes auf 104,4 Tonnen gestiegen. Dies entspricht jedoch nur 1,5% der gesamten Währungsreserven. Die südkoreanische Zentralbank dürfte daher auch weiter Gold kaufen, insbesondere vor dem Hintergrund des sich abzeichnenden Abwertungswettlaufs der Währungen. Südkorea hatte zuletzt mehrfach gegen die geplante Lockerung der japanischen Geldpolitik protestiert.

Schon in den letzten beiden Jahren hatte die südkoreanische Zentralbank 30 bzw. 40 Tonnen Gold gekauft. Die Goldkäufe Südkoreas - und wahrscheinlich die von anderen Zentralbanken - konnten die Abflüsse aus den Gold- ETFs im Februar allerdings nur zum Teil auffangen. Denn im letzten Monat wurden die Bestände der Gold-ETFs um 106 Tonnen reduziert. Die Abflüsse setzen sich bis zum aktuellen Rand fort. Gestern waren es nochmals 8,5 Tonnen. Zum ersten Mal seit Mitte September sind die Bestände der Gold-ETFs wieder unter 2.500 Tonnen gefallen. Solange dieser Trend anhält, dürfte sich der Goldpreis kaum nennenswert erholen.


Industriemetalle

Die Metallpreise können von den festen Aktienmärkten rund um den Globus - der Dow Jones Industrial Average ist gestern z.B. auf ein neues Rekordhoch gestiegen - nicht profitieren und treten auf der Stelle. Aluminium ist gestern bei dem Versuch gescheitert, die Marke von 2.000 USD je Tonne zurückzuerobern. Das Leichtmetall handelt damit auch weiter unter der 200-Tage-Linie, die Ende letzter Woche unterschritten wurde. Im Zuge der gefallenen Preise, Überkapazitäten und hohen Kosten überdenken mittlerweile offensichtlich einige Aluminiumproduzenten ihre bisherige Strategie. So gab Rusal, der weltweit größte Aluminiumhersteller aus Russland, bekannt, bis Ende dieses Jahres seine Produktion um 300 Tsd. Tonnen bzw. gut 7% zu kürzen. Die niedrigere Produktionsrate soll für drei Jahre beibehalten werden, sofern sich die Preise nicht merklich erholen. Angaben von Rusal zufolge hat der starke Preisrückgang dazu geführt, dass ein großer Teil der globalen Produktionskapazitäten nicht mehr profitabel arbeiten kann.

Dem Beispiel von Rusal folgt auch China Power Investment Corp., der zweitgrößte Aluminiumproduzent Chinas, der ebenfalls 300 Tsd. Tonnen Produktionskapazitäten stilllegt. Dies entspricht rund 11% der gesamten Kapazitäten des Unternehmens. Zudem sollen keine neuen Schmelzereien mehr gebaut werden. Sollten die jetzt angekündigten Produktionskürzungen tatsächlich umgesetzt werden und weitere folgen, könnte dadurch der Aluminiumpreis gestützt werden.


Agrarrohstoffe

Erstmals sei 10 Monaten kostet Weizen in den USA wieder weniger als Mais. Diese ungewöhnliche Konstellation ist der Aufhellung der globalen Angebotsperspektiven bei Weizen geschuldet. So meldet das USDA für Kansas und Oklahoma eine leichte Verbesserung der Pflanzenqualität. Auch in Australien soll sich die Lage verbessern: In der kommenden Saison soll der Prognose des staatlichen Analyseinstituts Abares zufolge die Produktion aufgrund höherer Anpflanzungen und besserer Erträge um 13% gegenüber der letzten Ernte auf knapp 25 Mio. Tonnen steigen. Weltweit erwartet das USDA für die Saison 2013/14 eine Rekordproduktion, ohne allerdings eine konkrete Zahl zu nennen. Die bisherige Rekordernte von 697 Mio. Tonnen wurde laut USDA im Erntejahr 2011/12 erzielt. Die letztjährige globale Weizenernte lag bei 654 Mio. Tonnen. Wir erachten die implizite USDA-Prognose eines Anstiegs um mindestens 7% als zu optimistisch.

Der International Grains Council rechnet dagegen nur mit einem Anstieg um 4%. Preisdämpfend könnte in den nächsten Tagen allerdings wirken, dass Indien möglicherweise bereits bald zusätzliche Weizenexporte in Höhe von 5 Mio. Tonnen erlauben wird, um die hohen staatlichen Lagerbestände abzubauen. Dennoch gehen wir nicht davon aus, dass Weizen für längere Zeit billiger bleibt als Mais. Dagegen spricht der Umstand, dass mit einer rekordhohen US-Maisernte zu rechnen ist und die jüngsten Schneefälle auch die Feuchtigkeitsversorgung im Vorfeld der im April beginnenden Maisaussaat verbessert haben.




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