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Fallende Rohstoffpreise trotz steigender Aktienmärkte

07.03.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Entgegen einer in der Vergangenheit zu beobachtenden positiven Korrelation zwischen Rohstoffpreisen und Aktien ist dieser Zusammenhang aktuell außer Kraft gesetzt. Während der Dow Jones erneut auf einem Allzeithoch schloss, haben die Ölpreise ihre Gewinne nach der Nachricht vom Tod des venezolanischen Staatsschefs Chavez schnell wieder abgegeben. Offensichtlich schichten enttäuschte Anleger derzeit von Rohstoffen in Aktien um und verstärken damit diesen Trend. Der Brentpreis ist gestern zwischenzeitlich um knapp 2 USD gefallen und notiert am Morgen bei unter 111 USD je Barrel in der Nähe des am Anfang der Woche verzeichneten 6-Wochentiefs.

Ebenfalls preisbelastend erwies sich der gestern vom US-Energieministerium veröffentlichte Lagerbericht. Demzufolge sind die US-Rohöllagerbestände in der letzten Woche um 3,8 Mio. Barrel gestiegen, was deutlich über den Erwartungen lag. Dieser siebente Lageraufbau in Folge ließ die US-Rohölvorräte auf den höchsten Stand zu dieser Jahreszeit seit mehr als 30 Jahren steigen. Zudem liegen sie 10% höher als im Vorjahr. Geringere Importe wurden durch eine weiterhin hohe heimische Ölproduktion und einen kräftigen Rückgang der Raffinerieauslastung um 2,9 Prozentpunkte überkompensiert. Letzteres ist auf saisonbedingte Wartungsarbeiten zurückzuführen.

Infolge der niedrigen Raffinerieproduktion ist der US-Benzinpreis derzeit ca. 13 USD je Barrel teurer als der Benzinpreis in Rotterdam. Dies war zuletzt vor zwei Jahren der Fall. Somit besteht für die USA ein Anreiz, Benzin aus Europa zu importieren, was die Preise auch hierzulande steigen lassen würde. Die steigenden Benzinvorräte an der US-Ostküste könnten bereits ein Indiz dafür sein. Aufschluss könnten auch die ARA-Benzinbestände heute Nachmittag geben, falls diese einen Lagerabbau zeigen.


Edelmetalle

Gold, Silber & Co. trotzten gestern dem Abwärtstrend an den Rohstoffmärkten und konnten sogar teilweise merklich zulegen. Gold verteidigt heute Morgen weitgehend sowohl in US-Dollar als auch in Euro gerechnet mit rund 1.585 USD bzw. knapp 1.220 EUR je Feinunze seine gestern erreichten Niveaus. Silber unternimmt einen weiteren Versuch, die Marke von 29 USD je Feinunze zu überwinden. Platin scheint im Gegensatz zu den reinen Industriemetallen seinen Abwärtstrend überwunden zu haben und strebt wieder auf die Marke von 1.600 USD je Feinunze zu. Am stärksten zeigte sich zuletzt aber Palladium. Von seinem Tief Anfang der Woche hat sich das hauptsächlich in der Automobilindustrie verwendete Edelmetall mittlerweile um gut 30 USD bzw. knapp 5% erholt. Damit hat es zugleich einen großen Teil seiner Verluste seit Mitte Februar wieder wettgemacht und handelt am Morgen bei rund 745 USD je Feinunze.

Im Gegensatz zu Gold kam es bei Palladium und auch bei Platin nicht zu nennenswerten Abflüssen aus den ETFs. Während sich die Bestände der Palladium-ETFs nahe dem höchsten Stand seit Mitte 2011 befinden, liegen die Platin-ETFs nur unweit ihres kürzlich erreichten Rekordniveaus. Der Fokus der Marktteilnehmer wird sich heute auf die EZB-Sitzung richten. Von großem Interesse dürften dabei die Wachstums- und Inflationsprojektionen der EZB sein.

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Industriemetalle

Der Index der Londoner Metallbörse, LMEX, ist gestern nach einem relativ positiven Handelsstart weiter gefallen. Seit Mitte Februar steht somit ein Minus von 7,9% zu Buche. Mit 3.322,5 Punkten wurde der niedrigste Stand seit 3½ Monaten verzeichnet. Zu den größten Verlierern zählten gestern Zink und Blei. Generell betrachtet gaben bis auf Zinn alle Industriemetalle nach. Der Abwärtstrend wurde im späten US-Handel mit der Veröffentlichung des sog. "Beige Book" der US-Notenbank Fed gebremst. Demnach ist die Wirtschaft in den USA zuletzt in allen zwölf Fed-Distrikten moderat gewachsen. Positiv hervorgehoben wurde dabei der Wohnungsbau und der Automobilsektor - zwei Bereiche, die eine hohe Rohstoffnachfrage generieren.

So kann zum Beispiel Kupfer heute Morgen leicht zulegen und übersteigt wieder die Marke von 7.700 USD je Tonne. Der weltweit größte börsennotierte Kupferproduzent, Freeport-McMoRan, erwartet, dass China aufgrund des angestrebten Wirtschaftswachstums in diesem Jahr 450 Tsd. Tonnen mehr Kupfer nachfragen wird. Dies sollte sich in höheren Importen bemerkbar machen. Die chinesische Zollbehörde veröffentlicht morgen früh die Handelsstatistik für Februar. Diese dürfte allerdings stark durch das Neujahrsfest verzerrt sein und noch kein klares Bild der Lage zeichnen. Wir erachten den Rückgang der Metallpreise als übertrieben und fundamental für nicht nachvollziehbar.


Agrarrohstoffe

Der Rückgang der Getreidepreise hat sich gestern fortgesetzt. Der Weizenpreis an der CBOT verbilligte sich um weitere 3,2% auf ein 9-Monatstief von 6,84 USD je Scheffel. Der Maispreis gab um 2,9% auf 6,89 USD je Scheffel nach. Bei Weizen entsprach dies dem stärksten Tagesverlust seit vier Monaten, bei Mais seit knapp sechs Monaten. Aufgrund von ergiebigen Schneefällen haben sich die Feuchtigkeitsbedingungen in den Anbaugebieten im Mittleren Westen der USA deutlich verbessert. Dies dürfte sich positiv auf das Wachstum der Winterweizenpflanzen nach dem Ende der Winterruhe und die Entwicklung von Mais und Sojabohnen nach der Aussaat auswirken. Allerdings ist es noch zu früh, Schlüsse auf die Pflanzenqualität und die Ernte zu ziehen, zumal es in den nördlichen Anbaugebieten des Mittleren Westens laut Agrarwetterdienst MDA Earthsat im April wieder trockener werden soll.

Wir erachten den rapiden Preisverfall bei Weizen und Mais als übertrieben und fundamental nicht gerechtfertigt. Die morgigen Schätzungen des USDA dürften zeigen, dass das verfügbare Angebot nach wie vor knapp ist. Für die neuen Ernten ist mittlerweile ein sehr optimistisches Bild eingepreist. Muss dieses Bild korrigiert werden, kann es daher leicht zu Preissteigerungen kommen. Das niedrigere Preisniveau dürfte zudem die Nachfrage stimulieren. Aufschluss hierüber können die heutigen Exportzahlen des US-Landwirtschaftsministeriums und der EU-Kommission geben.




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