Exklusiv: Bundesbankpräsident warnt vor weiterer Zinssenkung
Im Gespräch mit dem DAF-Chefreporter Andreas Scholz sagte Weidmann: "Die Entscheidung für einen negativen Einlagezins würde viel gravierendere Konsequenzen haben, als die Bewegung bis zur Nullzinsgrenze. Dies kann auch gegenläufige Effekte, unerwünschte Effekte produzieren. Insofern ist das sicherlich ein Schritt, den man besonders gründlich diskutieren muss."
Auch wenn auf der Ratssitzung am vergangenen Donnerstag eine Zinssenkung diskutiert worden sei, so hätte sich das Bild durch die neuen Projektionen, so Weidmann weiter, ohnehin nicht wirklich verschlechtert. Weidmann sagte: "Es gab darüber eine Diskussion (Zinssenkung). Wir müssen aber auch sehen, dass die Projektionen, die wir vorgelegt haben, ja vor allem deswegen etwas schlechter ausfallen, als beim letzten Mal, weil wir mit einem statistischen Unterhang, also mit einem sehr schlechten Winterhalbjahr in das Jahr starten - der Jahresverlauf sich aber nicht deutlich von dem unterscheidet, was wir bisher angenommen haben. Und das gleiche gilt im Grunde auch für die Inflationsentwicklung. Die Inflation, die wir prognostizieren, ist unterhalb von zwei Prozent aber auch nicht sehr weit entfernt davon."
Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank bezeichnete Weidmann als "sehr akkomodierend". Man sei weiterhin, so Weidmann, "sicherlich nicht im Normalmodus, sondern eher im Krisenmodus."
Die zuletzt gesehene Beruhigung an den Finanzmärkten dürfe, so Weidmann weiter, nicht darüber hinwegtäuschen, dass viele Probleme in der Euro-Zone noch nicht bewältigt seien. "Die zweite Halbzeit" sei, so Weidmann, häufig die schwierigere. Die EZB könne mit ihren Maßnahmen zwar Zeit erkaufen, und zwar nicht ohne Risiken, die Probleme müssten dann aber von der Politik angegangen und gelöst werden.
Die Euro-Schuldenkrise hat auch 2012 Spuren in der Bilanz der Deutschen Bundesbank hinterlassen. Die Bundesbank machte zwar mit 664 Millionen einen etwas höheren Gewinn als noch im Vorjahr (643 Millionen Euro), der Überschuss wurde aber durch eine deutlich gestiegene Risikovorsorge gedrückt. Die Bundesbank erhöhte ihre Rückstellung für allgemeine Wagnisse um weitere 6,7 Milliarden auf einen Rekordwert von nun 14,4 Milliarden Euro.
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