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Ölagenturen liefern nachträgliche Erklärung für Ölpreisverfall

13.03.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis notiert am Morgen weiter unter 110 USD je Barrel. Preisbelastend wirken die Nachfrageprognosen der drei führenden Ölagenturen. Die OPEC hat in ihrem gestrigen Monatsbericht ihre Prognose für den Anstieg der globalen Ölnachfrage in diesem Jahr zwar unverändert bei 840 Tsd. Barrel pro Tag belassen, sieht aber aufgrund der Situation in der Eurozone und der drohenden Haushaltskürzungen in den USA Abwärtsrisiken. Dies kann als Vorbote einer Abwärtsrevision der ohnehin schon niedrigen Nachfrageprognose verstanden werden. Die bislang als optimistisch geltende US-Energiebehörde EIA senkte ihre Schätzung für den Anstieg der globalen Ölnachfrage für 2013 um 40 Tsd. auf 1,01 Mio. Barrel pro Tag. Heute folgte dann auch noch die Internationale Energieagentur, welche ihre Nachfrageschätzung bereits den zweiten Monat in Folge reduzierte und nur noch einen Anstieg der globalen Ölnachfrage in diesem Jahr um 820 Tsd. Barrel pro Tag prognostiziert.

Dieses Nachfragewachstum dürfte kaum ausreichen, um das Überangebot am Ölmarkt abzubauen, denn gleichzeitig steigt dank der Produktionserfolge in Nordamerika die Ölproduktion außerhalb der OPEC. Die OPEC und die IEA haben daraufhin ihre Schätzung für den Bedarf an OPEC-Öl in diesem Jahr auf 29,7 Mio. Barrel pro Tag reduziert, was 600-800 Tsd. Barrel pro Tag unter der derzeitigen OPEC-Produktion liegt. Ohne eine stärkere Nachfrage oder eine weitere Kürzung der OPEC-Produktion bleibt der globale Ölmarkt damit überversorgt. Dies kann erklären, warum sich die Ölpreise zuletzt deutlich schlechter entwickelt haben als die Aktienmärkte.

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Edelmetalle

Der Goldpreis hat gestern einen Versuch unternommen, die Marke von 1.600 USD je Feinunze zurückzuerobern, ist aber zunächst von dieser abgeprallt. Auf Schlusskursbasis stand dennoch ein Plus von 0,7% zu Buche. Auch in Euro gerechnet konnte das gelbe Edelmetall zulegen und handelte zwischenzeitlich auf einem 2-Wochenhoch. Somit zeigte sich Gold unbeeindruckt von erneuten ETF-Abflüssen. Die Bestände der von Bloomberg erfassten Gold-ETFs fielen gestern um weitere 7 Tonnen. Mit 2.472,6 Tonnen liegen sie mittlerweile auf dem tiefsten Stand seit Anfang September. Anscheinend ziehen sich derzeit einige institutionelle Anleger in den USA, wahrscheinlich Hedge-Fonds, aus Gold zurück. Denn der Abfluss aus den Gold-ETFs ist im Wesentlichen auf den SPDR Gold Trust in den USA zurückzuführen, der rund die Hälfte der gesamten Gold-ETF-Bestände ausmacht.

Seit Jahresbeginn flossen aus dem SPDR Gold Trust 114,5 Tonnen Gold ab, insgesamt waren es 159 Tonnen. Die institutionellen Anleger melden der US-Börsenaufsicht SEC nur quartalsweise ihre Bestandsveränderungen, so dass es noch einige Wochen dauern wird, bis "harte" Daten das aktuelle Bild bestätigen. Unabhängig davon nähern sich die gesamten Gold-ETF-Bestände wieder den Goldreserven Italiens und Frankreichs. Aufgrund der damals starken Zuflüsse hatten die aggregierten ETF-Bestände die Goldreserven dieser beiden Länder letzten August überholt.


Industriemetalle

Das Verhaltensmuster an den Finanzmärkten setzte sich auch gestern fort - diesmal allerdings mit umgekehrten Vorzeichen. Denn während die Aktienmärkte nicht zulegen konnten und der US-Dollar leicht aufwertete, stiegen die Rohstoffpreise. Die Gewinnerliste wurde angeführt von den Industriemetallen, die sich zum Teil um mehr als 1,5% verteuerten. Offensichtlich wurden die niedrigen Preise als attraktive Kaufgelegenheit erachtet. Die Metallpreise verteidigen heute Morgen auch zunächst die gestern erreichten Niveaus bzw. legen weiter moderat zu.

Daten des Nationalen Statistikbüros zufolge ist die Stahlproduktion in China im Februar auf Tagesbasis auf einen neuen Rekordwert von 2,208 Mio. Tonnen gestiegen. Insbesondere die großen Stahlhersteller des Landes haben ihre Produktion zuletzt ausgeweitet. Offensichtlich erwarten sie in der ab März laufenden starken Nachfragesaison viele Aufträge. Der größte Stahlhersteller des Landes, Baoshan Iron & Steel (Baosteel), hat für April mittlerweile den fünften Monat in Folge seine Preise angehoben. Im Vorfeld der Nachfragesaison haben die Stahlproduzenten und Händler allerdings auch hohe Lagerbestände aufgebaut, die eine merkliche Erholung der Stahlpreise bremsen könnten. Gemäß Daten des staatlichen Research-Instituts Antaike horteten die chinesischen Händler in fünf Städten des Landes (Shanghai, Peking, Guangzhou, Wuhan, Shenyang) per 8. März insgesamt 8,39 Mio. Tonnen Stahlprodukte in Lagerhäusern, 58% mehr als Ende letzten Jahres.


Agrarrohstoffe

Endlich scheinen Daten des Agrar- und des Finanzministeriums der Elfenbeinküste ein wenig zur Aufklärung der bisher widersprüchlichen Angaben inoffizieller Quellen zur Kakaoproduktion des weltgrößten Produzentenlandes zu führen. Nach offizieller Verlautbarung sollen in den ersten drei Monaten der Saison 2012/13, die seit Oktober läuft, knapp 650 Tsd. Tonnen und damit 7,5% weniger Bohnen angeliefert worden sein als in der gleichen Periode der Vorsaison. Dies hat auch Auswirkungen auf die bis zum aktuellen Rand reichenden Schätzungen inoffizieller Quellen. Demnach sollen von Saisonbeginn bis zum 10. März 3,1% weniger Bohnen an die Häfen angeliefert worden sein. Diese Schätzungen, welche auf der LKW-Zählung basieren, hatten bisher einen Anstieg der angelieferten Kakaomenge ausgewiesen.

Laut inoffizieller Angaben der Internationalen Kakaoorganisation lag das kumulierte Minus Anfang März sogar bei 6,5%. Hinzu kommen Meldungen aus Ghana, wonach die dortigen Anlieferungen bis Ende Februar um 16% hinter der letzten Saison zurückblieben. Das offensichtlich knapper als erwartete Angebot aus Westafrika hat die Preise steigen lassen. In den letzten fünf Handelstagen konnten die Kakaonotierungen in New York und London um über 5% steigen, nachdem sie zuvor auf den niedrigsten Stand seit Anfang 2012 nachgegeben hatten. Am Morgen notiert Kakao in New York bei 2.159 USD je Tonne und in London bei 1.465 GBP je Tonne. Wir erwarten, dass sich die Kakaopreise noch weiter erholen werden.




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