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Woher stammt die extrem gestiegene Bilanzaufblähung bei der Bundesbank per 31.12.2010?

21.06.2011  |  Dr. Dietmar Siebholz
Seit dem Rücktritt von Herrn Weber als Chef der Deutschen Bundesbank und nach seinem Verzicht auf die fast sichere Wahl als Präsident der EZB stelle ich mir die Frage nach dem Warum.

Angesichts einer in der Bundesbank-Bilanz ausgewiesenen Position von Forderungen/ Verrechnungen von mehr als 335 Mrd Euro (ich fürchte Verrechnungskonten, weil sie den Weg ermöglichen, die wahre Verwendung der Mittel zu verheimlichen - sie sollten dann eher Verschleierungskonten heißen) ist ja wohl die Frage nach deren Entstehen berechtigt. Was mich zudem wundert, dass sich im Parlament noch niemand zu dieser absurd hohen Bilanzausweitung geäußert hat. Aber vielleicht erwarte ich von Leuten dort zu viel, wenn sie nicht einmal die Risiken aus ihrer Zustimmung zum Bail-Out anderer EU-Länder erkennen konnten (oder vielleicht nur dem Fraktionszwang ihrer Blockparteien gehorchten).

Vielleicht kann ich mir inzwischen meine Frage selbst beantworten. Ausgelöst hat diese Erkenntnis eine Notiz der Schweizer Webseite „politonline.ch, die in einem ernstzunehmenden Artikel ("die EU - eine einzige Bad Bank") die Risiken der EZB offenlegt.

Nach diesem Artikel hat die EZB für 2.010 Mrd. € "Wertpapiere" als Kredit-Sicherheiten von Banken erhalten. Von diesen sollen ca. 25% forderungsbesicherte Papiere (ABS) sein, Papiere, die aber auf dem Markt derzeit und wohl noch lange keine Abnehmer mehr finden. Politonlne.ch berichtet ferner, dass weitere ca. 21% nicht garantierte Bankanleihen und ca. 18% inzwischen notleidende Kredite sein sollen. Ferner sollen die meisten griechischen Anleihen in den Händen griechischer Banken sein, die diese als Sicherheit für Kredite bei der EZB hinterlegt haben.

Kein Wunder, bei einer gültigen Bail-Out-Garantie hätten so die griechischen Banken ihre Risiken ja wieder auf die anderen Länder, speziell auf Deutschland ausgelagert. Laut politonline.ch soll die EZB insgesamt Kredite von ca. 200 Mrd € an griechische Banken vergeben haben. Angesichts der festgestellten Kapitalflucht aus Griechenland kann man an die Richtigkeit dieser Daten glauben. Irgendwie müssen sich ja die griechischen Banken ihre Liquidität beschaffen und woher sollte diese dann kommen,wenn ihre eigenen Bürger ihre Gelder abziehen? Und fremdgarantierte Anleihen mit hohem Zins (und fast ohne Risiko) sind ja ein gutes Geschäft, wenn die Garanten stillhalten, oder?

Nun mag man diesen Zahlen glauben oder nicht. Es wird sicherlich einige Abweichungen von diesen Werten geben, aber die wichtigste Information war die, dass die EZB diese von politonline.ch mit "Finanzmüll" bezeichnete Titel wohl nicht mit den ihnen zuzurechnenden Marktwert in ihrer Bilanz erfasst, weil sie dann ja bei einem Eigenkapital von maximal ca. 85 Mrd € schon pleite wäre.

Über meinen US-Partner James Turk bekam ich einen Link zu einer Ausarbeitung eines englischen Think-Tanks ("Open Europe" www.openeurope.org.uk) Ich meine, Sie müssen diese Ausarbeitung lesen. Alle Diskussionen, die Prof. Sinn jetzt zur Rechtfertigung seiner meiner Meinung nach völlig korrekten Interpretation der Sonderbuchungen ("Target-2-Programm etc.") führen muss, sind unangebracht und sinnlos. Mit dem Target-2-Programm und anderen Sonder-veranstaltungen, die die Heilung der extrem kranken Bilanz der EZB herbeiführen sollen, wird nur eines sichergestellt: Die Solvenz der EZB kann vorübergehend gesichert werden, aber dies nur zu Lasten der qua Transfer nun einspringenden anderen EU-Notenbanken. Zu Ihrem Verständnis: Mit Target-2-konnten die nationalen Notenbanken "Geschäftspartnern aus dem Eurosystem" (damit meinen die natürlich nur die Banken) Liquidität verschaffen und über die EZB "rückversichern".

Es gibt auch eine weitere Deutung der Risiken sowohl aus der "Target-2-Aktion" als auch aus der Auswertung des englischen Think-Tanks "Open Europe". Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass beide Vorgänge - nämlich den Ankauf der Anleihen und damit die Stützung der Anleihemärkte der betroffenen Länder und die "Target-2-Aktionen" unabhängig voneinander zu sehen sind. Damit würde sich das Problem aber nicht reduzieren, sondern kumulieren. Denn dann wären für unseren Teil (also den der Bundesbank) nicht nur die negativen Folgen der Überbeanspruchung der EZB mit Sicherheiten, die die Kreditvergabe in keiner Weise rechtfertigen, sondern gleich auch noch das Risiko des Ausfalls bei der EZB für die im Rahmen der "Target-2-Aktionen" gegen "Sicherheiten" vergebenen Kredite zu berücksichtigen.




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