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Fiatgeld in Frankreich

22.06.2011  |  Redaktion
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Abschrift

Max Keiser: Hallo, ich bin Max Keiser und bei mir ist James Turk, Direktor der GoldMoney Foundation. Wir werden heute einen Blick auf die Geschichte der Inflation der Fiat-Währung und den Zusammenbruch der Wirtschaft hier in Frankreich werfen.

James Turk:Wir werden uns zwei spezielle Fälle ansehen, in denen es zu einem Währungszusammenbruch kam.

Max Keiser: Zweimal, kaum zu glauben.


John Law und die Mississippi-Blase

Max Keiser: Frankreichs erstes Experiment mit Fiatgeld hielt nur fünf Jahre an, doch es hinterließ tiefe Spuren. 1715 fand der Schottische Bankier John Law im Regenten Philipp von Orléans einen leichtgläubigen und für seine Pläne empfänglichen Trottel. Die Kriege und Extravaganzen des "Sonnenkönigs" Ludwig XIV. hinterließen Frankreich tief verschuldet. Sein Nachfolger versuchte vergeblich den Haushalt auszugleichen, doch die Ausgaben waren doppelt so hoch wie die Einnahmen.

Es wären drastische Sparmaßnahmen von Nöten gewesen, es sei denn, man fände eine andere Lösung. John Law, Chef der Banque Générale begann Banknoten auszugeben. Er behauptete dies würde die Liquidität erhöhen und den Handel stärken. Die Bank investierte in einige begehrte Objekte, einschließlich der Mississippi-Kompanie, deren Aktien genau hier, in der Rue Quincampoix, gehandelt wurden. Die Aktienkurse stiegen und mit ihnen der Wert der Banknoten... und 1718 wurde aus der Banque Générale die Banque Royale und es wurden noch mehr Aktien ausgegeben. Die Wirtschaft boomte dank der Ausbreitung der Papiervermögen und 1720 wurde John Law zum Finanzminister ernannt.

Doch im gleichen Jahr platzte die Blase und die Aktien begannen zu fallen. Law's Lösung bestand darin, in steigenden Mengen Banknoten auszugeben, im Versuch die Aktienkurse hoch zu halten. Die Banknoten begannen dadurch im Vergleich zum Metallgeld mit Abschlag gehandelt zu werden. Die Regierung begann in Panik zu verfallen, gab noch mehr Aktien aus und zwang die staatlichen Rentenkassen in diese zu investieren. Der Versuch scheiterte. Die Menschen begannen Gold und Silber zu horten. Der Staat ging von Tür zu Tür um die Metalle zu konfiszieren. In nur wenigen Monaten waren die Aktien und Banknoten, die nun jeder Franzose und alle Pensionskassen besaßen, wertlos. Das gesamte Land ging den Bach runter. Ach, und nur am Rande: Wenn man damals jemanden wirklich beleidigen wollte - dann nannte man ihn einen Banker.

James Turk: Ich bin James Turk, Direktor der GoldMoney Foundation. Es ist mir ein Vergnügen mit dem Bestseller-Autor und renommierten Historiker Pierre Jovanovic zu sprechen. Es ist ein Fehler in unserer menschlichen Natur, dass wir denken es gäbe in dieser Welt etwas umsonst. Durch Gelddrucken erscheinen Leistungen gratis zu sein, doch in Wirklichkeit gibt es nichts umsonst und Fiat-Währungen führen im Endeffekt zu einer Finanz- oder Währungskrise und genau das war es, was in der Mississippi-Blase geschah. Die Aktien der Mississippi-Kompanie stiegen zuerst, bevor sie letztlich in sich zusammenbrachen. Was waren die Folgen dieses Zusammenbruchs?

Pierre Jovanovic: Die Folgen waren enorm. Die Menschen hatten nie viel Vertrauen in Papierwerte. Sie hielten diese schlicht für Unsinn. Papier anstelle von physischem Gold und Silber.. und dann gab es eine Mini-Revolution. Tausende Leute streikten vor der Mississippi-Kompanie in der Rue Quincampoix in Paris. Sie wollten ihr Geld zurück. Es gab..

James Turk: Es war ein Bank Run?

Pierre Jovanovic: Ja, es war ein Ansturm auf die Kasse. Er begann mit den Leuten, die sehr gut informiert waren; die dem König nahe standen. Es dauerte dann 3 bis 4 Tage bis die Information schrittweise zu den einfachen Menschen durchdrang..

James Turk: Sie versuchten also das Papier, das auf nichts weiter als einem Versprechen beruhte, gegen physisches Gold und Silber einzutauschen, da das materielle Gut immer einen Wert hat, wohingegen Papier nur auf einem Versprechen beruht und die Menschen Angst hatten, dass diese Versprechen wertlos sein könnten.. und tatsächlich waren sie wertlos.

Pierre Jovanovic: Vergiss nicht dass sie am Anfang vom Mississippi als einem gelobten Land sprachen, wie eine biblische Stadt, gefüllt mit Gold- und Silberminen und goldenen Äpfeln an den Bäumen. Die Bevölkerung fantasierte wirklich in dieser Weise und deshalb wollte jeder die Aktien der Kompanie besitzen und es war so ein Erfolg, dass John Law mehr Unternehmensanteile ausgab als vorhanden waren. Das ist in der Geschichte eine sehr häufige Praxis.

James Turk: Nach dem Zusammenbruch der Mississippi-Blase - was waren die Auswirkungen auf die französische Bevölkerung? Reichten diese durch das ganze Land oder betrafen sie nur Paris?

Pierre Jovanovic: Nein, es betraf definitiv das gesamte Land. Man darf nicht vergessen, dass die Gesetzte, die es der französischen Bevölkerung verboten, Gold- und Silbermünzen zu besitzen, energisch durchgesetzt wurden. In ganz Frankreich wurden Menschen ins Gefängnis gesperrt und damals waren Gefängnisse sehr zielgerichtet; es war ein echter Albtraum. Also waren die Leute sehr verängstigt. Überall spielten die Leute verrückt. Es gab einfach diese Wut auf die Politiker. Wir können den Begriff "Politiker" eigentlich nicht verwenden, weil es damals eine Aristokratie war...

James Turk: Die Monarchie..

Pierre Jovanovic: ... aber die Wut der Menschen war da. Diese Wut war dabei sich zu vermehren, bis zur Französischen Revolution und dem Terror, als sie die Leute einfach zur Guillotine schickten. Es ist wie ein Sog der Wut der beraubten Menschen, die um den Lohn ihrer Lebensarbeit gebracht wurden.




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