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Chinas Reservekäufe mit unterschiedlichen Preiswirkungen

15.03.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis notiert nach der Kontraktumstellung bei 109,3 USD je Barrel und damit einen USD höher als gestern. Unterstützend wirken die Angebotsrisiken. Laut US-Präsident Obama, der kommende Woche zu einem Besuch nach Israel reist, könnte der Iran in mehr als einem Jahr im Besitz einer Atombombe sein. Laut Obama werden daher alle Optionen offengehalten. Die Ölexporte des Iran sollen Industriekreisen zufolge im März um 25% gegenüber dem Vorjahr zurückgehen und das niedrigste Niveau seit Beginn der Sanktionen erreichen. Südkorea, der weltweit fünftgrößte Ölimporteur, hat im Februar die Ölimporte aus dem Iran bereits um 33% gegenüber dem Vorjahr reduziert. Dem Beratungsunternehmen Oil Movements zufolge wird die OPEC aufgrund einer anziehenden Nachfrage aus dem Westen ihre Öllieferungen in den vier Wochen zum 30. März um 300 Tsd. Barrel pro Tag bzw. um 1,3% erhöhen, was somit nicht preisbelastend sein sollte.

Der US-Erdgaspreis ist gestern aufgrund eines stärker als erwartet ausgefallenen Lagerabbaus in den USA um weitere 3,6% gestiegen und hat mit 3,81 USD je mmBtu auf dem höchsten Niveau seit Ende November geschlossen. Angesichts des höheren Preisniveaus - innerhalb eines Monats ist der Preis um mehr als 20% gestiegen - dürfte die Gasnachfrage zur Stromerzeugung zurückgehen. Dies sollte zusammen mit dem unmittelbar bevorstehenden Ende der Heizsaison einem weiteren Preisanstieg entgegenstehen, zumal die Gasproduktion bei höheren Preisen ausgeweitet werden dürfte.

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Edelmetalle

Mehreren Zeitungsberichten zufolge hat die US-Regulierungsbehörde CFTC eine Untersuchung eingeleitet, ob es bei der Preisfindung von Gold und Silber in London, dem sog. Fixing, zu Manipulationen gekommen ist. Die Untersuchung sei noch in einem sehr frühen Stadium, erinnert aber an den Libor-Skandal. Ein Sprecher der London Bullion Market Association (LBMA), die die Standards für den Gold- und Silberhandel in London festlegt, wies die Vorwürfe entschieden zurück. Das Preisfixing erfolge sehr stark auf Basis von Angebot und Nachfrage und sei darüber hinaus komplett transparent. Während des Preisfixings geht zudem der Futures-Handel in London und New York weiter, so dass es im Falle von Abweichungen zu Arbitragemöglichkeiten kommen könnte, die gerade am sehr liquiden Goldmarkt sofort ausgenutzt werden würden. Die CFTC hatte schon im Jahr 2008 mögliche Manipulationen am Silbermarkt untersucht - bislang ohne Ergebnis.

In Südafrika kam es im Zuge von Stromversorgungsproblemen – ein Transformator des staatlichen Energieversorgers Eskom war in Brand geraten und musste daraufhin vom Netz genommen werden - in den vergangenen Tagen zu Behinderungen bei der Goldminenproduktion. Mehrere Minen, die für insgesamt 20% der südafrikanischen Goldproduktion stehen, mussten daraufhin vorübergehend geschlossen werden. Die betroffenen Minenproduzenten haben die Stromversorgung zum Teil mit eigenen Generatoren inzwischen wieder hergestellt. Dies verdeutlicht die latenten Angebotsprobleme im einstmals weltgrößten Goldproduzentenland.


Industriemetalle

Unternehmensangaben zufolge hat das staatliche chinesische Reservebüro (SRB) heute von lokalen Produzenten 300 Tsd. Tonnen Aluminium und 50 Tsd. Tonnen Zink gekauft. Dies ist die zweite Runde von Reservenkäufen, nachdem das SRB schon Mitte November jeweils 100 Tsd. Tonnen Aluminium und Zink aufgekauft hatte. Damals blieben die Käufe des SRB hinter den Erwartungen zurück, so dass allgemein mit einer zweiten Ausschreibung gerechnet wurde. Die jetzigen Käufe entsprechen gut 17% und knapp 13% der chinesischen Aluminium- bzw. Zinkproduktion im Februar. Wie schon im November dürfte auch diesmal die Intention des SRB gewesen sein, die heimischen staatlichen Produzenten zu unterstützen, nachdem diese ihre Verluste in Anbetracht der niedrigen Preise und des Überangebots ausgeweitet hatten.

Die chinesischen Aufkäufe bergen für den Weltmarkt allerdings Risiken. Denn so werden Produzenten künstlich am Leben gehalten und die ohnehin schon hohen Angebotsüberschüsse bleiben bestehen oder weiten sich sogar noch aus. Dies könnte mittelfristig deutlich steigenden Preisen entgegenstehen. Wie erwartet hat der Nationale Volkskongress gestern den neuen Staatspräsidenten Xi Jinpeng und den neuen Premierminister Li Keqiang bestätigt. Damit nimmt die neue Regierung nun auch offiziell die Arbeit auf. Die Marktteilnehmer dürften ihren Fokus heute auf eine Reihe von Konjunkturdaten in den USA richten. Sollten diese besser als erwartet ausfallen, könnte dies der Preiserholung der Metalle weiteren Rückenwind geben.


Agrarrohstoffe

Agrarrohstoffe: Der Baumwollpreis verzeichnete gestern den elften Anstieg in den letzten 13 Handelstagen. Der meistgehandelte Terminkontrakt ging mit 90,9 US-Cents je Pfund auf dem höchsten Stand seit Ende April 2012 aus dem Handel. Seit Jahresbeginn konnte der Baumwollpreis damit bereits um 20% zulegen. Weiteren Auftrieb gaben die wöchentlichen Exportzahlen des US-Landwirtschaftsministeriums, welche trotz der bereits hohen Preise auf eine ungebrochen starke Nachfrage nach US-Baumwolle hindeuten. Demnach lagen die US-Baumwollexporte aus der alten Ernte in der vergangenen Woche bei 187,6 Tsd. Ballen und damit 25% über dem Niveau der Vorwoche und 14% über dem 4-Wochendurchschnitt.

Einer der wichtigsten Käufer war erneut China. Das Kaufinteresse Chinas dürfte voraussichtlich anhalten. Händlerkreisen zufolge wird China im April den einheimischen Baumwollverarbeitern zusätzliche Importquoten von bis zu 800 Tsd. Tonnen zur Verfügung stellen. Dies scheint auch notwendig, nachdem der chinesische Staat fast die komplette letztjährige heimische Ernte aufgekauft hat, was zu einer Verknappung des lokalen Angebots und steigenden inländischen Preisen geführt hat. Zwar ist der globale Baumwollmarkt dank rekordhoher Lagerbestände reichlich versorgt, so dass von einer Angebotsknappheit keine Rede sein kann. Die chinesischen Käufe setzen die Regeln des Marktes derzeit aber außer Kraft.




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