Interview mit James Turk
05.04.2013 | GoldMoney
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Es ist also ein perfektes Barometer für den Gesundheitszustand von Nationalwährungen. Ein unmissverständliches Zeichen, dass der Fiat-US-Dollar kurz vor seinem Tod steht, wären im aktuellen Kontext ein innerhalb kurzer Zeit stark steigender Goldpreis - einhergehend mit einer Gold-Backwardation am Terminmarkt. Deshalb haben die US-Regierung und ihre engsten Verbündeten auch ein klares Interesse daran, einen solchen sprunghaften Anstieg zu verhindern (das gilt auch für Silber aufgrund der monetären Dimension dieses Metalls). Sie können den Anstieg zwar nicht komplett verhindern, sie können ihn aber bremsen, indem sie Zentralbankengold in den Markt verleihen. Und das machen Sie schon seit 20 Jahren. Man könnte es wohl auch einen geordneten Rückzug nennen, dieser könnte aber jederzeit in eine Hals-über-Kopf-Flucht umschlagen.
Die Allgemeinheit hat keine Ahnung von all dem, weil sich Banken und Regierungen größte große Mühe geben, ihre Spuren zu verwischen. Wir sind dem Gold Anti-Trust Action Committee (GATA) viel schuldig für ihre Arbeit, die in den letzten 15 Jahren etwas Licht in die dunklen Gebiete der Marktinterventionen als Teil der Zentralbankenpolitik gebracht hat; die Zentralbank an sich ging ja auf Entscheidungen zurück, die hinter geschlossenen Türen getroffen wurden. Im Geheimen getroffene staatliche Entscheidungen sind unvereinbar mit einer freien Gesellschaft.
Warum ist es so wichtig, dass auch normale Investoren das verstehen? Es ist wichtig, weil in vielen Fällen ihr Gold ohne Zustimmung an den Goldmärkten verliehen wird - also das Gold jener Staatsbürger, deren Regierungsinstitutionen in solche Machenschaften verwickelt sind. Wenn staatliche Goldbestände auf diesem Weg die Tresorräume verlassen, dann werden sie wahrscheinlich nicht wieder zurückkommen.
Die meisten Staaten besitzen also viel weniger Gold, als sie offiziell angeben. Und es ist noch aus einem anderen Grund wichtig: Man täuscht die Menschen hinsichtlich des Geld-Status von Gold und Silber und der wahren Bedeutung dieser Metalle als langfristige Wertschutzanlagen.
Im Jahr 2011 sagte der Vize-Chef der belgischen Zentralbank, Francois Masai, gegenüber Anteilseignern, dass 41% des belgischen Goldes, oder 88 Tonnen, "verliehen" wurden. Und in einem Artikel der Zentralbank der Niederlande (er wurde inzwischen von der Webseite entfernt) schreibt ein leitender Angestellter, Jan Lamers, dass der Großteil des niederländischen Goldes in der Federal Reserve von New York sowie in der kanadischen und britischen Zentralbank gelagert wird. Was würde passieren, wenn Belgien und die Niederlande ihr Gold zurückfordern würden? Besteht das Risiko, dass dieses Gold dort schon gar nicht mehr ist?
James Turk: Wahrscheinlich haben die Zentralbanken sogar deutlich weniger Gold in ihren Tresoren, als sie behaupten. Ich habe zu diesem Thema schon ausführlich geschrieben und gesprochen (siehe kingworldnews.com; www.fgmr.com; www.goldmoney.com). Die Länder, die ihr Gold zuerst zurückfordern, könnten tatsächlich auch alles wiederbekommen, weil die Federal Reserve und andere nicht zugeben wollen, dass sie nicht allen gegen sie bestehenden Goldforderungen nachkommen könnten. Staaten, die abwarten oder sich weismachen lassen, dass es wirklich kein Problem gäbe, werden am Ende das Nachsehen haben.
Gezielte Preismanipulation an den Goldmärkten ist nichts Neues, sie lässt sich bis zum Londoner Gold Pool in den 1960ern zurückverfolgen. Welche Hinweise sehen Sie, dass sich dieses seit Langem bestehende Pyramidenspiel jetzt auflöst?
James Turk: Fragen aus Deutschland bezüglich des Status der Bundesbankreserven, Venezuelas fordert Gold aus London zurück, niederländische Politiker fordern Antworten bezüglich ihrer nationalen Goldbestände, und vor allem die konstanten Goldkäufe durch die Zentralbanken der Schwellenländer (besonders Asien) auf Kosten der Dollar-Reserven.
Im Rahmen der Kursdrückung treten Papier-Leerverkäufer aus dem Westen gegen asiatische Sparer an, die physisch kaufen. Die globalen Goldbestände sind aber begrenzt, und aus diesem Grund ist es ja auch seit 5.000 Jahren Geld. Staatliche Währungen lassen sich hingegen drucken und nachdrucken, bis sie zusammenbrechen; und wie die Geldgeschichte zeigt, ist das immer wieder passiert. Wie bewegen uns auf einen Short-Squeeze epischer Ausmaße zu.
Sie waren Anfang 30 als die USA von der Wirtschaftskrise der späten 1970er erfasst wurde, damals kam ihnen der Gedanke, GoldMoney zu gründen. Wenn Sie mit jungen Leuten sprechen würden, die unter den heutigen wirtschaftlichen Krisenbedingungen aufwachsen, was würden Sie ihnen mit auf den Weg geben?
James Turk: Internationalisiert Eure Vermögensanlagen und die Einsetzbarkeit Eurer Fähigkeiten so stark wie möglich. Akzeptiert keine gängigen Meinungen im Bereich der Wirtschaft und der eigenen Finanzen. Glaubt den Wirtschaftsprofessoren kein Wort, wenn diese nicht die Theorien der Österreichischen Schule lehren. Das wirft einen weiteren wichtigen Punkt auf: Bildung! Lest so viel Ihr könnt, um zu erfahren, wie die Welt wirklich funktioniert.
Wissen macht Menschen nicht nur selbstbewusst, sondern auch selbstständig - das Gegenteil von abhängig. Das stärkt die menschliche Freiheit, weil die individuelle Freiheit gestärkt wird, wodurch auch Adams Smiths "unsichtbare Hand" maximale Wirkungen entfalten kann; Abhängigkeit vergrößert nur die Reichweite der toten Hand des Staates.
Als ich Sie fragte “Wann sollte ich mein Gold verkaufen?”, antworteten Sie mir “Sie werden es nicht verkaufen, sondern ausgeben!” Es hat eine Weile gedauert, aber jetzt kommt die Gegenfrage: “Wann ist also der Zeitpunkt gekommen, ab dem es Ihrer Meinung nach für den klugen Investor gescheit wäre, einen Teil seiner Goldersparnisse wieder zurück in die Wirtschaft zu investieren?”
James Turk: Wenn Gold überbewertet ist, und von diesem Punkt sind wir mit Blick auf die Kurse noch weit entfernt. Was den Zeitpunkt angeht, so kommen wir ihm jeden Tag näher; wann die Überbewertung aber genau einsetzen wird, lässt sich nicht vorhersagen. Den Verläufen von Bullenmärkten können wir aber entnehmen, dass es passieren wird, und der Kurs lässt sich sogar grob abschätzen.
Unter Bezug auf meinen Fear Index und meinen Gold Money Index wird der Kurs - nach der aktuellen Berechnungsgrundlage - bei über 11.000 $ pro Unze liegen. Der Kurs könnte aber auch darüber oder darunter liegen, das hängt davon ab, welche Politik die US-Regierung und die Federal Reserve verfolgt.
Wie werden sich die Gold-und Silberkurse im Jahr 2013 entwickeln?
James Turk: Deutlich nach oben. Nach dem großen Kurssprung in der Zeit zwischen 2009-2011 verharrten Gold und Silber 2 Jahre in einem Konsolidierungsmuster. Am Markt sind solche Muster normal, auch beim Gold gab es sie schon: Nachdem Gold und Silber in den Jahren 2006/2007 fortwährend gestiegen waren, gingen sie 2008 dann durch eine Korrekturphase. Gold und Silber haben jetzt eine riesige Unterstützungsbasis aufgebaut, die 2013 als Startrampe für höhere Kurse dienen wird.
Dieses Interview wurde ursprünglich im Beurs Magazine veröffentlicht. Ein Dank an GoldMoney..
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Dieser Artikel wurde am 04.03.2013 auf www.24hgold.com veröffentlicht und für GoldSeiten übersetzt.