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Rettungsplan für Zypern sorgt für Verunsicherung

18.03.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis fällt zum Auftakt der neuen Handelswoche auf 108,3 USD je Barrel und notiert damit nur knapp über einem 3-Monatstief. Grund ist ein Anstieg der Risikoaversion nach dem umstrittenen Hilfspaket für Zypern am Wochenende (siehe Edelmetalle unten). Kurzfristig dürfte der Druck anhalten, da weitere Finanzanleger aus dem Markt ausscheiden dürften. Den CFTC-Daten zufolge fand in der Woche zum 12. März zum ersten Mal seit drei Wochen ein leichter Aufbau der Netto-Long-Positionen bei WTI auf 145 Tsd. Kontrakte statt. Damit sind die Netto-Long-Positionen noch immer auf einem deutlich höheren Niveau als Ende letzten Jahres und bieten damit weiteres Abbaupotenzial. Die entsprechenden Daten zu Brent werden heute von der ICE veröffentlicht. Dem Datenanbieter JODI zufolge haben Saudi-Arabien und der Irak ihre Öl-Exporte im Januar zum ersten Mal seit drei Monaten leicht erhöht. Als Begründung für diesen Anstieg wird die robuste Ölnachfrage aus dem asiatischen Raum genannt. Der Anstieg der Ölexporte geht zudem mit reduzierten Ölimporten dieser Region aus dem Iran einher, die anderweitig kompensiert werden müssen.

Der Anstieg des US-Erdgaspreises auf knapp 4 USD je mmBtu Ende letzter Woche ist neben den niedrigen Temperaturen in Teilen der USA auch auf das steigende Engagement der spekulativen Finanzanleger zurückzuführen. Diese haben ihre Netto-Long-Positionen in der Woche zum 12. März um 38,4 Tsd. auf 66.574 Kontrakte ausgeweitet, das höchste Niveau seit Ende November. Ende Februar bestanden bei Erdgas noch Netto-Short-Positionen. Sobald sich die Anleger zurückziehen, sollte der Erdgaspreis wieder nachgeben.


Edelmetalle

Gold legt zum Wochenauftakt um knapp 1% zu und übersteigt zum ersten Mal seit Ende Februar wieder die Marke von 1.600 USD je Feinunze. In Euro gerechnet fällt der Preisanstieg mit +2% noch stärker aus, was auf die Aufwertung des US-Dollars gegenüber dem Euro zurückzuführen ist. Mit gut 1.240 EUR je Feinunze handelt das gelbe Edelmetall heute Morgen auf einem 5-Wochenhoch. Gold wird damit seinem Status als sicherem Hafen gerecht, nachdem die Entscheidung der Euro-Finanzminister hinsichtlich Zypern für große Unsicherheit an den Finanzmärkten sorgt.

Am Wochenende hatten die Finanzminister die Grundzüge eines Rettungsprogramms für das Mittelmeerland beschlossen. Erstmals sollen Besitzer von Bankeinlagen an den Rettungskosten beteiligt werden. Es ist jedoch noch nicht sicher, ob das zyprische Parlament heute aufgrund der äußerst knappen Regierungsmehrheit das Gesetz über die Besteuerung der Bankeinlagen beschließt. Dieses ist jedoch Voraussetzung für das Hilfspaket. Gold sollte davon profitieren, dass Sparguthaben möglicherweise nicht mehr als sicher angesehen werden und im derzeitigen Marktumfeld daher stark nachgefragt sein. Wir rechnen folglich mit weiter steigenden Preisen. Der Gegenwind seitens der spekulativen Finanzinvestoren hat zuletzt merklich nachgelassen. Denn diese haben ihre Netto-Long-Positionen in der Woche zum 12. März wieder um knapp 8% auf 44,3 Tsd. Kontrakte ausgeweitet. Sollte sich die Stimmung der Finanzanleger weiter aufhellen, dürfte dies zu höheren Goldpreisen beitragen.

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Industriemetalle

Die Metallpreise stehen zum Wochenauftakt im Zuge einer allgemein deutlich höheren Risikoaversion der Marktteilnehmer, die sich auch in schwachen Aktienmärkten widerspiegelt, merklich unter Druck und geben in der Breite nach. Kupfer fällt z.B. um mehr als 2% unter die Marke von 7.600 USD je Tonne und damit auf den tiefsten Stand seit mehr als vier Monaten. Auch Zink und Blei handeln heute Morgen in etwa auf 4-Monatstiefs. Auslöser für den Preisrutsch waren die Ereignisse rund um Zypern am Wochenende (siehe Edelmetalle auf Seite 1), die für hohe Unsicherheit bei den Marktteilnehmern sorgen. Schon im Vorfeld zeigten sich die spekulativen Finanzinvestoren weiter zurückhaltend. Sie hatten gemäß CFTC-Statistik in der Woche zum 12. März ihre Netto-Short-Positionen abermals leicht auf 16,8 Tsd. Kontrakte ausgeweitet. So pessimistisch waren die Finanzanleger zuletzt vor rund vier Jahren.

In der allgemein negativen Stimmung finden fundamental preisunterstützende Nachrichten keine Beachtung. So werden Gewerkschaftsangaben zufolge die Arbeiter von Coldeco in den nächsten 30 Tagen in allen Minen des weltweit größten Kupferproduzenten für 24 Stunden streiken. Sie protestieren damit gegen den verstärkten Einsatz von Leiharbeitern zum Betrieb der Minen. Wir halten den Preisverfall bei den Industriemetallen für übertrieben. Unseres Erachtens stellen die aktuell niedrigen Preise attraktive Kaufgelegenheiten dar.


Agrarrohstoffe

Auch viele Agrarrohstoffe können sich dem negativen Marktumfeld, das durch die Ereignisse in Zypern geprägt ist, nicht entziehen. Wenn dann noch, wie bei Weizen, marktspezifische Prognosen in Richtung einer verbesserten Verfügbarkeit veröffentlicht werden, zeigt die Richtung der Preise klar nach unten. Coceral, der europäische Zusammenschluss nationaler Organisationen von Getreidehändlern, schätzt die EU-Weizenernte 2013 mit 128 Mio. Tonnen gut 2,5% höher als im Vorjahr ein.

Besonders groß wird der Zuwachs in den im Vorjahr von Trockenheit stark betroffenen Regionen Süd- und Osteuropas eingeschätzt. Insbesondere in Rumänien, aber auch in Bulgarien und Spanien soll der prozentuale Zuwachs zweistellig sein. Auch andere Quellen hatten zuvor einen hoffnungsvollen Blick auf die EU-Ernte 2013 gegeben. Die russische Weizenernte soll 2013 auf 50 Mio. Tonnen wachsen. Auch wenn dies keine sehr ehrgeizige Höhe ist - Russland hat schon mehrfach über 60 Mio. Tonnen produziert -, so wäre es doch ein deutlicher Zuwachs gegenüber dem enttäuschenden Vorjahr. Eine höhere Verfügbarkeit wird zwar seit Wochen antizipiert, was sich in hohen Netto-Short-Positionen bei CBOT-Weizen widerspiegelt. Dennoch drücken Prognosen, die in diese Richtung deuten, kurzfristig wieder auf die Notierungen. Die hohe Futtermittelnachfrage dürfte den Preisrückgang bei Weizen allerdings begrenzen.




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