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Das Zypern-Hilfspaket verändert die Spielregeln erheblich

18.03.2013  |  Presse
Es ist ein Schock.

Anders lässt sich das zum Wochenende beschlossene Hilfspaket für Zypern schwer beschreiben. Die Beschlagnahme von 6,75 Prozent des Bankguthabens von Kleinsparern und von 9,9 Prozent der höheren Einlagen ist meines Wissens ein beispielloser Vorgang für eine angeblich zivilisierte und demokratische Gesellschaft. Doch vielleicht ist die EU ja gar keine zivilisierte Demokratie mehr?

Ich hatte bei einem Besuch in Limassol in der vergangenen Woche zwar Gerüchte über diese Maßnahme gehört, sie aber als völlig abwegig abgetan. Und nun ist es doch so gekommen. Die Konsequenzen sind unabsehbar. Klar ist jedoch, dass wir es mit einem Paradigmenwechsel zu tun haben.

Hier werden fundamentale Eigentumsrechte verletzt mit einem Schritt, der einem kleinen Land von ausländischen Mächten diktiert wird, und der jeden Bankeinleger in Europa das Fürchten lehren muss. Zwar stellten die EU-Vertreter auf der Pressekonferenz die Enteignung der Einleger als Ausnahme dar. Allerdings waren sie nicht bereit, ähnliche Maßnahmen anderswo auszuschließen - so wenig dies auch bedeutet hätte, da das Vertrauen ohnehin zerstört ist. Es fällt nun schwer, sich eine Grenze dessen vorzustellen, was die Troika und die EU zu unternehmen bereit sind, wenn die Krise wirklich zuschlägt.

Nun, da der Damm gebrochen ist, kann es erneut passieren. Wenn 10 Prozent der Sparereinlagen konfisziert werden können, kann dies auch mit 25, 50 oder sogar 100 Prozent geschehen. Ich rechne mit noch Schlimmerem, wenn die Panik wächst und die Politiker weiter verzweifelt versuchen werden, den Euro am Leben zu erhalten.

Die Sparer anderer EU-Länder, die ebenfalls potenzielle Adressaten von Hilfspaketen sind, muss es hierbei grausen - ist ihr Geld denn bei einer italienischen, spanischen oder griechischen Bank noch sicher? Die richtige Antwort lautet: Man weiss es nicht. Ist es vernünftig, das Risiko auf sich zu nehmen? Das muss jeder selbst entscheiden. Ich fürchte, der Vorgang wird zu einem massiven Kapitalabfluss aus schwachen Ländern der Eurozone führen, wobei dies das Letzte ist, was diese Länder jetzt brauchen. Auch die EU als Ganzes wird vermutlich betroffen sein, da die Bankenunion in den meisten Ländern längst Realität ist.

Dieser Schritt hat die bisherigen Spielregeln der Krisenbewältigung erheblich - ich betone: erheblich - verändert und seine Folgen werden uns noch lange begleiten. Meiner Meinung nach könnte diese unglaubliche Erschütterung des ohnehin angeschlagenen Anlegervertrauens den Anfang vom Ende der Eurozone bedeuten. Und es gibt ja alternative Investitionsziele.

Wie reagiert der Markt? Profitieren dürfte auf jeden Fall Gold sowie "sichere Häfen“ wie die Schweiz, Singapur und wirtschaftlich gesündere Länder außerhalb der Eurozone, etwa in Skandinavien. Ich erwarte eine Destabilisierung des Euros und der mit ihm verbundenen Märkte durch den Vertrauensschwund, der einsetzen wird, wenn den Anlegern die Folgen in vollem Umfang deutlich werden.

Hier handelt es sich im Kern um nichts anderes als Sozialismus, auch wenn es schwerfällt diese Erkenntnis zu akzeptieren. Ich kann jedem nur zur Vorsicht raten ...

Den vollständigen Kommentar von Lars Seier Christensen auf Englisch finden Sie hier: "Kommentar" (PDF)


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