Zypern-Krise dürfte Preise nur kurzzeitig belasten
19.03.2013 | Eugen Weinberg
Italien-Wahl hin, Zypern-Krise her: Der Markt scheint die Hiobsbotschaften gut zu verdauen. Während die jüngsten Ereignisse in Italien oder Zypern noch vor einem Jahr zumindest zu massiven Turbulenzen an den Finanzmärkten geführt hätten, scheinen die Märkte nun zunehmend immun gegen die Krisen(nachrichten). Die Gründe liegen u.E. vor allem im Glaube an die Macht der Zentralbanken aber auch in den fehlenden Investment-Alternativen. Aus unserer Sicht dürfte die anhaltend hohe Liquidität und Risikobereitschaft der Anleger auch den Rohstoffmärkten in den kommenden Monaten Unterstützung verleihen.
Energie
Der Brentölpreis fiel gestern zwischenzeitlich auf ein 3-Monatstief von 107,8 USD je Barrel, konnte sich seither aber erholen und handelt am Morgen bei gut 109 USD je Barrel. Solange die Unsicherheit über Zypern anhält, dürfte das Aufwärtspotenzial begrenzt sein, da sich weitere Finanzanleger zurückziehen könnten. Laut gestern veröffentlichter Daten der ICE kam es in der Woche zum 12. März bei Brent zum fünften Mal in Folge zu einem Abbau der spekulativen Netto-Long-Positionen auf 114,6 Tsd. Kontrakte. Diese liegen inzwischen zwar auf dem tiefsten Stand seit Mitte Dezember, jedoch immer noch deutlich höher als im Herbst letzten Jahres und bieten somit weiteres Abbaupotenzial.
Wenig Unterstützung liefert auch die gestrige Äußerung des saudi-arabischen Ölministers, wonach ein Ölpreis von 100 USD je Barrel angemessen sei. Deutlich besser als der Brentpreis entwickelte sich zuletzt der WTI-Preis. Dieser konnte gestern nicht nur sämtliche Verluste wettmachen, sondern sogar im Plus schließen. Am Morgen wurden fast 94 USD je Barrel erreicht. Die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI hat sich im Zuge dessen auf 15 USD verringert, was dem niedrigsten Niveau seit Mitte Januar entspricht. Dies ist nicht auf eine Angebotsverknappung in den USA zurückzuführen. Umfragen zufolge gehen Marktbeobachter vom neunten Anstieg der US-Rohöllagerbestände in Folge aus. Das API veröffentlicht die Lagerdaten heute Abend, das US-Energieministerium morgen Nachmittag.
Edelmetalle
Gold hält sich angesichts der andauernden Unsicherheiten in Bezug auf Zypern über der Marke von 1.600 USD je Feinunze. Nachdem die für gestern geplante Debatte und anschließende Abstimmung über das Gesetz zur Besteuerung der Bankeinlagen verschoben wurde, scheint eine Mehrheit im zyprischen Parlament für das umstrittene Gesetz immer unwahrscheinlicher. Solange in diesem Zusammenhang keine Klarheit herrscht oder die Situation gar eskaliert, dürfte Gold als sicherer Hafen weiter stark nachgefragt sein. Das gelbe Edelmetall zeigt sich zudem immun gegen erneute Abflüsse aus den ETFs.
Die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs verzeichneten gestern mit mehr als 18 Tonnen den höchsten Tagesabfluss seit Ende Februar. Seit Jahresbeginn summieren sich die Abflüsse damit auf über 180 Tonnen. Dies bedeutet, dass alleine in den ersten 2½ Monaten des Jahres fast zwei Drittel der Bestände aus den Gold-ETFs abgeflossen sind, die gemäß WGC-Daten im gesamten letzten Jahr aufgebaut wurden. Offenbar werden die ETF-Abflüsse durch eine starke anderweitige physische Nachfrage ausgeglichen. Der Goldpreis sollte unseres Erachtens weiter zulegen können.
Industriemetalle
Die Unsicherheit hinsichtlich des geplanten Rettungspakets für Zypern hält die Metallpreise weiter in Schach. Der LME-Industriemetallindex fiel gestern auf 3.284 Punkte und somit den tiefsten Stand seit vier Monaten. Entgegen den Aktienmärkten, die schon im gestrigen Handelsverlauf einen Teil ihrer Verluste wettmachen konnten und heute Morgen weiter zulegen und damit offenbar durch die Krise hindurchblicken, bleiben die Metalle weiter unter Druck. Sie entwickelten sich zugleich deutlich schlechter als andere zyklische Rohstoffe wie z.B. Energieträger. Unseres Erachtens ist der Preisrückgang übertrieben und fundamental nicht zu rechtfertigen. Die derzeit niedrigen Preise stellen attraktive Kaufgelegenheiten dar.
Gemäß Daten der International Lead and Zinc Study Group befanden sich sowohl der globale Blei- als auch der globale Zinkmarkt im Januar im Angebotsüberschuss von 3 bzw. knapp 40 Tonnen. Im Vergleich zum Vorjahr wurden die Überschüsse allerdings merklich reduziert. Die Ausweitung der Produktion wurde dabei vom Anstieg der Nachfrage überkompensiert. Bei Blei kam es zuletzt auch zu einem deutlichen Abbau der LME-Vorräte. Diese fielen auf ein 5-Monatstief von rund 274 Tsd. Tonnen. Die Lagerbestände von Zink verharren dagegen mit gut 1,2 Mio. Tonnen in der Nähe des höchsten Stands seit Oktober 1994. Nach den jüngsten Preisrückgängen sehen wir auch bei Blei und Zink wieder moderates Aufwärtspotenzial.
Agrarrohstoffe
Der Preis für Kaffee Arabica ist gestern bei hohen Handelsvolumina auf 134 US-Cents je Pfund gefallen, das niedrigste Niveau seit Juni 2010. Neben der allgemein negativen Marktstimmung lastet das reichliche Angebot auf den Preisen. Die von der ICE zertifizierten Kaffeelagerbestände sind gestern auf ein 3-Jahreshoch von 2,75 Mio. Sack gestiegen. Die Kaffeeproduzenten in Brasilien halten bereits Angebot zurück, um die Preise zu unterstützen. Bis Ende Februar waren erst 71% der Ernte 2012/13 verkauft, verglichen mit 87% zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. Bislang hatte diese Maßnahme allerdings wenig Erfolg. Daher wird inzwischen auch in der Regierung Brasiliens über Stützungsmaßnahmen diskutiert, da das derzeitige Preisniveau für viele brasilianische Kaffeeproduzenten nicht mehr kostendeckend ist.
Zuletzt wurde vor drei Jahren durch staatliche Aufkäufe Angebot vom Markt genommen, was damals den Preisen einen Boden bereitete. Ähnliches ist auch diesmal vorstellbar, sollte der Preis unter 130 US-Cents je Pfund fallen. Angesichts der aktuell sehr hohen Netto-Short-Positionen unter den kurzfristig orientierten Marktteilnehmern könnte eine derartige Maßnahme durchaus zum Erfolg führen. Im Vergleich zu Arabica kann sich Robusta deutlich besser behaupten. Der Preis notiert mit 2.176 USD je Tonne nur 2% unter dem vergangene Woche verzeichneten 5-Monatshoch. Die Preisdifferenz zwischen Arabica und Robusta ist im Zuge dessen auf das niedrigste Niveau seit Dezember 2008 gesunken.
Energie
Der Brentölpreis fiel gestern zwischenzeitlich auf ein 3-Monatstief von 107,8 USD je Barrel, konnte sich seither aber erholen und handelt am Morgen bei gut 109 USD je Barrel. Solange die Unsicherheit über Zypern anhält, dürfte das Aufwärtspotenzial begrenzt sein, da sich weitere Finanzanleger zurückziehen könnten. Laut gestern veröffentlichter Daten der ICE kam es in der Woche zum 12. März bei Brent zum fünften Mal in Folge zu einem Abbau der spekulativen Netto-Long-Positionen auf 114,6 Tsd. Kontrakte. Diese liegen inzwischen zwar auf dem tiefsten Stand seit Mitte Dezember, jedoch immer noch deutlich höher als im Herbst letzten Jahres und bieten somit weiteres Abbaupotenzial.
Wenig Unterstützung liefert auch die gestrige Äußerung des saudi-arabischen Ölministers, wonach ein Ölpreis von 100 USD je Barrel angemessen sei. Deutlich besser als der Brentpreis entwickelte sich zuletzt der WTI-Preis. Dieser konnte gestern nicht nur sämtliche Verluste wettmachen, sondern sogar im Plus schließen. Am Morgen wurden fast 94 USD je Barrel erreicht. Die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI hat sich im Zuge dessen auf 15 USD verringert, was dem niedrigsten Niveau seit Mitte Januar entspricht. Dies ist nicht auf eine Angebotsverknappung in den USA zurückzuführen. Umfragen zufolge gehen Marktbeobachter vom neunten Anstieg der US-Rohöllagerbestände in Folge aus. Das API veröffentlicht die Lagerdaten heute Abend, das US-Energieministerium morgen Nachmittag.
Edelmetalle
Gold hält sich angesichts der andauernden Unsicherheiten in Bezug auf Zypern über der Marke von 1.600 USD je Feinunze. Nachdem die für gestern geplante Debatte und anschließende Abstimmung über das Gesetz zur Besteuerung der Bankeinlagen verschoben wurde, scheint eine Mehrheit im zyprischen Parlament für das umstrittene Gesetz immer unwahrscheinlicher. Solange in diesem Zusammenhang keine Klarheit herrscht oder die Situation gar eskaliert, dürfte Gold als sicherer Hafen weiter stark nachgefragt sein. Das gelbe Edelmetall zeigt sich zudem immun gegen erneute Abflüsse aus den ETFs.
Die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs verzeichneten gestern mit mehr als 18 Tonnen den höchsten Tagesabfluss seit Ende Februar. Seit Jahresbeginn summieren sich die Abflüsse damit auf über 180 Tonnen. Dies bedeutet, dass alleine in den ersten 2½ Monaten des Jahres fast zwei Drittel der Bestände aus den Gold-ETFs abgeflossen sind, die gemäß WGC-Daten im gesamten letzten Jahr aufgebaut wurden. Offenbar werden die ETF-Abflüsse durch eine starke anderweitige physische Nachfrage ausgeglichen. Der Goldpreis sollte unseres Erachtens weiter zulegen können.
Industriemetalle
Die Unsicherheit hinsichtlich des geplanten Rettungspakets für Zypern hält die Metallpreise weiter in Schach. Der LME-Industriemetallindex fiel gestern auf 3.284 Punkte und somit den tiefsten Stand seit vier Monaten. Entgegen den Aktienmärkten, die schon im gestrigen Handelsverlauf einen Teil ihrer Verluste wettmachen konnten und heute Morgen weiter zulegen und damit offenbar durch die Krise hindurchblicken, bleiben die Metalle weiter unter Druck. Sie entwickelten sich zugleich deutlich schlechter als andere zyklische Rohstoffe wie z.B. Energieträger. Unseres Erachtens ist der Preisrückgang übertrieben und fundamental nicht zu rechtfertigen. Die derzeit niedrigen Preise stellen attraktive Kaufgelegenheiten dar.
Gemäß Daten der International Lead and Zinc Study Group befanden sich sowohl der globale Blei- als auch der globale Zinkmarkt im Januar im Angebotsüberschuss von 3 bzw. knapp 40 Tonnen. Im Vergleich zum Vorjahr wurden die Überschüsse allerdings merklich reduziert. Die Ausweitung der Produktion wurde dabei vom Anstieg der Nachfrage überkompensiert. Bei Blei kam es zuletzt auch zu einem deutlichen Abbau der LME-Vorräte. Diese fielen auf ein 5-Monatstief von rund 274 Tsd. Tonnen. Die Lagerbestände von Zink verharren dagegen mit gut 1,2 Mio. Tonnen in der Nähe des höchsten Stands seit Oktober 1994. Nach den jüngsten Preisrückgängen sehen wir auch bei Blei und Zink wieder moderates Aufwärtspotenzial.
Agrarrohstoffe
Der Preis für Kaffee Arabica ist gestern bei hohen Handelsvolumina auf 134 US-Cents je Pfund gefallen, das niedrigste Niveau seit Juni 2010. Neben der allgemein negativen Marktstimmung lastet das reichliche Angebot auf den Preisen. Die von der ICE zertifizierten Kaffeelagerbestände sind gestern auf ein 3-Jahreshoch von 2,75 Mio. Sack gestiegen. Die Kaffeeproduzenten in Brasilien halten bereits Angebot zurück, um die Preise zu unterstützen. Bis Ende Februar waren erst 71% der Ernte 2012/13 verkauft, verglichen mit 87% zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. Bislang hatte diese Maßnahme allerdings wenig Erfolg. Daher wird inzwischen auch in der Regierung Brasiliens über Stützungsmaßnahmen diskutiert, da das derzeitige Preisniveau für viele brasilianische Kaffeeproduzenten nicht mehr kostendeckend ist.
Zuletzt wurde vor drei Jahren durch staatliche Aufkäufe Angebot vom Markt genommen, was damals den Preisen einen Boden bereitete. Ähnliches ist auch diesmal vorstellbar, sollte der Preis unter 130 US-Cents je Pfund fallen. Angesichts der aktuell sehr hohen Netto-Short-Positionen unter den kurzfristig orientierten Marktteilnehmern könnte eine derartige Maßnahme durchaus zum Erfolg führen. Im Vergleich zu Arabica kann sich Robusta deutlich besser behaupten. Der Preis notiert mit 2.176 USD je Tonne nur 2% unter dem vergangene Woche verzeichneten 5-Monatshoch. Die Preisdifferenz zwischen Arabica und Robusta ist im Zuge dessen auf das niedrigste Niveau seit Dezember 2008 gesunken.