Goldaktien-Bewertungen (Teil 9)
25.03.2013 | Adam Hamilton
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Aus fundamentaler Sicht sind Goldaktien seit Bullenmarktbeginn nie günstiger gewesen als zum Zeitpunkt unserer HUI-KGV-Berechnung Ende Februar. Das nach Marktkapitalisierung gewichtete KGV der HUI-Unternehmen lag bei nur 13,1-fachen Gewinnen. Die Dividendenrendite dieses KGVs stieg auf 2,1%. Diese beiden Werte stellen ein neues Bullenmarkthoch und -tief dar.
Die führenden Goldminengesellschaften der Welt mussten miterleben, wie ihre Gewinne zu einem Aktienpreis von 13 USD verkauft wurden. Dieser Preis ist aus mehreren Perspektiven kaum zu glauben. Die Goldaktien gewannen zum letzten Mal Anfang 2008 maßgeblich an Beliebtheit, Investoren zahlten mehr als 40 USD für jeden Dollar Gewinn. Während Goldaktien bei mehr als 40-fachen Gewinnen äußerst beliebt waren, sind sie nun zum Drittel des Preises äußerst unbeliebt.
Sogar auf dem Höhepunkt der brutalen Börsenkrise im Jahre 2008 fiel das HUI-KGV nur auf 15,7-fache Gewinne. Es ist kaum zu glauben, dass das KGV Ende Februar 2013 sogar unter diesem Extremwert lag, obwohl keine extreme Angst herrschte. Goldaktien, höchstwahrscheinlich der Sektor mit der besten Performance im vergangenen Jahrzehnt, erreichten seit Bullenmarktbeginn ein Bewertungstief.
Aufgrund dieser einmaligen Performance, hoher Volatilität und des enormen Wachstumspotentials werden Goldaktien für gewöhnlich mit einem Aufschlag zu den Börsen gehandelt. Der S & P 500 (SPX) hat wirklich keine Chance, seinen Wert innerhalb von nur 6 bis 12 Monaten zu verdoppeln. Goldaktien haben dieses Kunststück seit Bullenmarktbeginn viele Male vollbracht. Investoren zahlen für gewöhnlich höhere Preise für ihre Gewinne im Gegenzug für ihre enormen Vorteile.
Als der HUI Ende Februar bei 13,1-fachen Gewinnen lag, lag der SPX bei 20,0-fachen Gewinnen. Goldaktien waren ein Drittel günstiger als die SPX-Aktien, was in diesem Bullenmarkt noch nie vorgekommen ist und wahrscheinlich auch nie wieder vorkommen wird. Die HUI-Goldaktien erzielten Dividenden von 2,1%, die SPX-Dividenden lagen bei fast identischen 2,2%. Das Ausmaß dieser beispiellosen Anomalie ist kaum zu glauben.
Um die Abwegigkeit der Goldaktien-Preisniveaus in letzter Zeit nachzuvollziehen, müssen Sie wissen, dass der HUI zu Beginn dieses Monats ein 43-Monats-Tief erreichte. Der HUI-Wert lag zum letzten Mal im August 2009 so weit unten, wie im Chart deutlich wird. Wie erging es Gold und Silber, den Metallen, die die Gewinne der Goldminengesellschaften bestimmen? Sie lagen bei 933 USD und 14 USD. Als der HUI diese Werte Anfang März erneut erreichte, waren die Gold- und Silberpreise um 69% und 105% gestiegen. Ergibt das einen Sinn?
Die Antwort lautet: Natürlich nicht. Händler mit einem schwachen Willen hielten sich in den letzten Monaten nicht aus fundamentalen Gründen von Goldaktien fern, sondern aus emotionalen Gründen. Goldminengesellschaften erzielten aufgrund des Goldpreises weiterhin massive Gewinne, dennoch ließen sich die schwachen Gemüter von der unbegründet bärischen Stimmung mitreißen und zum Verkauf verleiten. Ich kann nicht nachvollziehen, warum irgendjemand zu tiefen Preisen verkaufen wollen würde, denn mit dieser Methode ist das Scheitern vorprogrammiert. Zahllose Händler folgen dieser Methode jedoch trotzdem.
Selbstverständlich hat die Goldpreiskapitulation im vergangenen Monat die Angst geschürt, die Investoren dazu veranlasste, aus dem Goldaktiensektor zu fliehen. Wenn Sie zu diesem Thema Aufholungsbedarf haben, sollten Sie unseren letzten Monats-Newsletter lesen, in dem ich die Kapitulation und ihre Ursachen näher unter die Lupe nehme. Die Folge dieses Sell-Offs ist jedoch, dass die Goldaktienbewertungen seit Bullenmarktbeginn derzeit am tiefsten sind.
Wenn ein Sektor zu lange in einem Abwärtstrend gefangen war, nehmen Händler diese Situation zu ernst und projizieren sie auf die Ewigkeit. Sie suchen nach Rechtfertigungen, Theorien, die ihre eigene bärische Stimmung erklären. Sie haben das innere Bedürfnis, sich selbst davon zu überzeugen, dass sie ihre Goldaktien aus gutem Grund zu einem geringen Preis verkauft haben. Sie müssen glauben, dass die Goldaktien dem Untergang geweiht sind und sogar noch weiter fallen.