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Griechenland - Hintergründe und Ausblicke

13.07.2011  |  Redaktion
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Wäre "Griechenland" in den USA möglich?

Um die Obskurität des "Falles" Griechenland noch plastischer darzustellen: Dieses Land entspricht in seiner wirtschaftlichen Größe etwa dem US-Bundesstaat Delaware. Könnte sich irgendjemand vorstellen, daß dieser Winzling mit seinen knapp 850.000 Einwohnern durch Mißwirtschaft in der Lage wäre, die USA in den Ruin zu führen?

Nun, zum einen beträgt die Quote der Staatsbediensteten in Delaware nur etwa 9% - in Griechenland sind es etwa 25%; zum anderen ist es in den USA jedem einzelnen Staat überlassen, sich wirtschaftlich-finanziell selbst zu ruinieren oder notfalls eben zu sanieren.

Ein weiterer Unterschied fällt zur Bildung der Vereinigten Staaten im Vergleich zur Zwangskorporation der EU auf: Seit der Declaration of Independence (am 4.7.1776) vergingen immerhin 183 Jahre, bis sich Hawaii (auch nicht ganz freiwillig) als 50. Bundesstaat den USA anschloß. Der Größenwahnsinn einiger europäischer Regierungschefs stampfte hingegen den modernen "Golem" des heute aus 27 Ländern bestehenden Staaten"bundes" innerhalb von knapp 40 Jahren aus dem Boden.

Im Gegensatz zu den USA handelte es sich aber bei diesen Ländern jeweils um historisch einzeln gewachsene Entitäten - teilweise mit einer Geschichte von 2.500 bis 5.000 Jahren. Die sich in dieser Zeit entwickelnden Länder mit völlig unterschiedlichen soziologischen, ökonomischen und ethnischen Strukturen wurden also - fernab der Berücksichtigung all dieser Unterschiede - im "Hau-Ruck-Verfahren" zwangsweise assimiliert. Den Bevölkerungen erklärte man lakonisch bis euphorisch-stolz, daß sie nunmehr bei Reisen keine Schlagbäume mehr zu fürchten hätten und der Umtausch in die jeweilige Landeswährung entfiele.

Dabei war den Einflüsterern dieser ruhmsüchtigen Politiker sonnenklar, daß man Länder wie die skandinavischen, die Niederlande, Deutschland und Österreich nicht per Dekret mit süd- und südosteuropäischen Ländern "vereinen" kann, und auch die wirtschaftspolitische Beglückung von Ländern wie Irland, Spanien und Portugal konnte nur kurzzeitig wirtschaftliche Prosperität vorgaukeln, da hierfür das historische Fundament als Basis für einen lang anhaltenden Aufschwung völlig fehlt(e). Glaubt denn irgendjemand wirklich, daß Italien weniger korrupt sei als Griechenland?

"Je weniger wir Trugbilder bewundern, desto mehr vermögen wir die Wahrheit aufzunehmen."
Erasmus von Rotterdam (holländischer Gelehrter, 1465-1536)


Nein, das von der Hybris einer völlig undemokratisch entscheidenden Minorität initiierte Experiment "Europäische Union" ist katastrophal gescheitert. Und nun sind Politiker nur noch emsig bemüht, diese Katastrophe zu verschleiern; statt ihren Irrtum einzugestehen, ver(sch)wenden sie Hunderte von Milliarden dazu, zu kitten und zu flicken, was sie als völlig widernatürliches Monstrum geschaffen haben. Bei dem Gedanken, welche Unsummen hierbei zur Rettung eines längst komatösen "Patienten" in den Sand gesetzt werden, könnte jedem vernünftigen Menschen eigentlich nur schlecht werden.


Vor welcher finanztechnischen Situation stehen wir denn nun?

Die EZB hat bereits 50 Mrd. Euro an Griechenbonds aufgenommen. Hinzu kommen 87 Mrd. Euro an Krediten. Aber auch an andere Peripherie-Staaten hat die EZB weitere 25 Mrd. Euro in Bonds investiert. Zusätzlich vergab die EZB an irische Banken 78 Mrd. Euro, an portugiesische 47 Mrd. Euro, an spanische weitere 44 Mrd. Euro und italienische Banken erhielten 36 Mrd. Euro. Griechische Banken liehen ihrem Staat knapp 86 Mrd. Euro, was etwa 29% der bislang ausstehenden griechischen Staatsschulden entspricht. Deutsche Banken halten griechische Staatsanleihen im Wert von etwa 23 Mrd. US-Dollar; hinzu kommen Kredite an die griechische Wirtschaft in Höhe von 34 Mrd. US-Dollar.

Französische Banken haben nach Angaben der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) ihre Staatsanleihen zwar von 27 Milliarden US-Dollar (März 2010) inzwischen auf etwa 12 Milliarden US-Dollar reduziert, halten aber immer noch Kredite an der griechischen Wirtschaft von etwa 57 Milliarden US-Dollar.




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